24 | jetzt sind wir total inspiriert!

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Thomas
Eine weitere Sirene ertönte laut, während wir durch den langen Flur zu den Quartieren der Kinder eilten.
Verdammt, das würde wirklich knapp werden.

„Thomas. Wir haben Minho und die Kinder. Seht zu, dass ihr da raus kommt.", ertönte es auf einmal durch die kleine Sprechanlage, die in unseren Masken integriert war.
Erleichtert atmete ich einmal auf und blieb anschließend stehen, was mir Newt, Sol und Alec nachtaten.

„Das war Gally. Sie haben Minho und die anderen und sind jetzt auf dem Weg zu Brenda. Sol, wie kommt man am besten zu den Tiefgaragen?", fragte ich eindringlich und folgte im nächsten Moment schon der Blondine, als wir kurz darauf die immer lauter werdenden Schritte hören konnte, die anscheinend auf uns zu kamen.
„Sie können nicht weit gekommen sein!", ertönte die Stimme Janson's, den wir kurz darauf um die Ecke auf uns zu biegen sahen.
Und er hatte mich definitiv gesehen, bevor ich von irgendwem in einen Raum gezogen wurde.

„Was machen wir jetzt?!", rief Alec und zog sich die Maske vom Kopf, was ich ihm dann nachtat, nachdem ich mithilfe eines umgeworfenen Tisches die Tür blockiert hatte.
Der Raum war eine absolute Sackgasse und wir konnten bereits Janson an der Tür hörten und irgendwen, der mit irgendetwas versuchte, die Tür zu öffnen. Irgendeiner Art Säge.

Doch vor uns befand sich ein riesiges Panoramafenster. Wir waren zwar sicherlich in 20 oder 30 Meter Höhe, doch vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit. Ich wusste nur eins: das war unser einziger Weg raus.
Ein Blick nach draußen war die Antwort: ein großes Wasserbecken fast direkt unter uns.

„Vergiss es.", keifte Sol sofort als sie realisierte, was ich vorhatte, doch ich musste sie unterbrechen.
„Siehst du hier irgendeine andere Möglichkeit? Wir müssen es versuchen." Das Bohren an der Tür wurde immer lauter, was zu bedeuten hatte, dass sie immer näher kamen.
„Du weißt nicht mal wie tief das ist! Wir könnten alle sterben." Sah ich da gerade etwas Angst in Soley Janson's Augen?
Ich sollte keine Zeit zum Widersprechen bekommen, denn auf einmal drängten sich Newt und Alec zwischen uns durch and zerschmetterten mit einem riesigen, zylinderförmigen Gerät die Scheibe und wir sahen dabei zu, wie das Teil mit einem großen Splash in dem Wasserbecken landete.

„Wir werden etwas Anlauf brauchen.", brachte ich bloß ein und stellte mich direkt vor die Tür, was mir die anderen langsam nachtaten.
„Bist du dir sicher?", fragte Sol leise und ich war mir wirklich sicher, dass das erste Mal gewesen war, wo ich sie irgendwie ansatzweise verunsichert wahrgenommen hatte.
„Nicht wirklich.", antwortete ich ehrlich, doch ich wusste, dass wir keine Zeit mehr hatten. Das Bohren hatte aufgehört, was bedeuten musste, dass sie durch waren.

„Super Aufmunterung.", kommentierte Alec daraufhin voller Sarkasmus, was von Newt ebenfalls unterstrichen werden musste: „Ja, jetzt sind wir total inspiriert!", doch es blieb uns wirklich keine Zeit mehr. Mit einem lauten Knall wurde die Tür aufgestoßen und mit einem Mal, wie aus der Pistole geschossen rannten wir vier los und machten einen riesigen Satz nach draußen.
Es kam mir vor, als schwebten wir eine Ewigkeit in der Luft, dabei dauerte es sicherlich keine 10 Sekunden, bis ich kerzengerade in das eiskalte Wasser eingetaucht war und kurz darauf nach Luft japste.

Erschrocken sah ich mich um, doch beruhigte mich ganz schnell wieder, als ich sah, dass die anderen drei genau dasselbe taten.
„Heilige Scheiße", raunte Sol und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht.
Ich wollte mich gerade darüber freuen, dass wir es ja wirklich unwahrscheinlich schnell aus diesem Teufelsgebäude geschafft hatten, doch drei Soldaten, die ihre Waffen auf uns gerichtet hatten, machten mir da einen Strich durch die Rechnung.
„Nicht schon wieder.", konnte ich Alec genervt Stöhnen hören. Sie hatten drei Waffen und wir bloß zwei. Und im Übrigen hätten sie uns sicherlich erschossen, sobald wir auch nur einen Muskel bewegt hätten.
Sollte all das umsonst gewesen sein?

„Hände hoch und aus dem Wasser kommen, alle!", brüllte einer der Männer, woraufhin wir alle gleichzeitig unsere Hände über den Kopf hoben und langsam nach vorne traten.
„Gibt es einen Plan?", flüsterte Newt mir von links zu, doch ich konnte bloß mit dem Kopf schütteln, wobei ich dann allerdings unterbrochen wurde, als der eine Mann in der Mitte sich ruckartig drehte und seine eigenen Männer erschoss.
Geschockt blieben wir stehen um dabei zuzusehen, wie er sich die Maske vom Kopf zog und uns völlig perplex ansah, während uns anderen ein Stein vom Herz fiel.

„Ihr seid ja total verrückt.", kommentierte Gally kopfschüttelnd, bevor er Sol entdeckte und sie genauso erschrocken ansah, wie sie ihn.
Die beiden hatten eine ganz komische Chemie, wobei sie ihm sicherlich die Augen auskratzen würde, sobald sie erfuhr was er Violet angetan hatte.
Doch wie bereits gesagt: keine Zeit für sowas.

„Brenda und Minho sind schon vorgefahren. Wir müssen uns beeilen! Falls ihr Strünke es noch nicht mitbekommen haben solltet: die ganze Stadt ist im Chaos. Lawrence .. dieser Mistkerl... er will alle mit sich in den Tod reißen. Wir müssen fliehen.", rief Gally und erst jetzt fielen mir die ganzen Sirenen auf, die wirr durch die ganze Stadt verteilt schienen und Rauch, der überall Aufstieg. Gally hatte recht, die Stadt war am zusammenbrechen und wir sollten nicht unter ihr begrabt liegen.
Doch bevor wir los konnten, kam mir plötzlich die Erleuchtung über das, was er da gerade gesagt hatte und ich sollte nicht der einzige sein.

„Was ist mit Violet?", schoss es besorgt fast gleichzeitig aus mir und Newt.
Und der Fakt, dass uns Gally ebenfalls verunsichert und nicht beruhigend ansah, verursachte einen derartigen Schmerz in mir, dass ich gar nicht mehr klar denken konnte. Sie konnte nicht tot sein. Das konnte nicht sein.

„Sie ist zurück gegangen." Erneut rutschte mir das Herz in die Hose und ich war mir sicher, dass ich mich verhört haben musste.
„Zurück? Wohin zurück?" Tatsächlich war es Sol die zuerst wieder das Wort fand. So kannten wir sie, während Gally immer entschuldigender guckte, doch ich hätte ihm am liebsten die Seele aus dem Leib geprügelt.

„Janson... sie will zu ihm.. es ist so ein Auge um Auge Ding, ich konnte sie nicht aufhalten.", flüsterte Gally fast nicht hörbar doch ich konnte mich nicht mehr kontrollieren und holte einmal aus, um meine Faust direkt gegen seine Wange schmettern zu lassen.
„DU WUSSTEST, DASS SIE DAS UNMÖGLICH ÜBERLEBEN KANN!", brüllte ich fassungslos. Dabei hatte ich wirklich angefangen zu glauben, dass Gally sein Verhalten von damals bereute.
Alec zog mich etwas zurück, damit ich mich nicht noch weiter abreagieren konnte, während Gally sich die schmerzende Wange hielt. Verdient.

Newt hingegen hatte seine Emotionen ganz anders im Griff, denn er sagte nichts. Stattdessen drehte er sich um und wäre sicher schnurstracks hustend und schwach zurück in das Gebäude gelaufen, hätte Gally ihn nicht aufgehalten.
„So kannst du nicht gehen. Wir müssen zu Brenda, sie hat ein Gegenmittel.", versprach er ruhig, doch Newt würde sich davon sicherlich nicht überzeugen lassen.

„Ich gehe.", beschloss ich zielstrebig.

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now