33 | altes Ich

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Violet

Das grelle Licht von draußen stach mir direkt in die Augen und ich musste sie schnell wieder schließen.
Ich hatte mein Bewusstsein gerade erst wieder erlangt, da verspürte ich bereits einen meinen Körper durchziehenden Schmerz.
Von der Zehenspitze bis zum Haaransatz durchfuhr er meinen gesamten Körper und ich wünschte mich sofort zurück in jene Sphäre, aus der ich so eben erwacht war.

Ich wusste, dass es bloß eine Einbildung gewesen war, eine Halluzination, während ich ohnmächtig gewesen war.
Trotzdem war sie wunderschön, egal wie schmerzhaft sie war.

Vorsichtig zog ich meine Bauchmuskeln etwas zusammen, nur um meine Schmerzgrenze etwas zu testen, nur um festzustellen, dass es nach wie vor schrecklich wehtat.

Ich hatte jegliches Gespür für Raum und Zeit vergessen, doch ich wusste, dass wir es irgendwie aus der Stadt heraus geschafft haben mussten.
Dieses "Zimmer" sah aber nicht nach unserem alten Zuhause aus.
Ich lag auf einer art selbstgebauten Bett. Etwa so eines wie damals auf der Lichtung.
Die Wände bestanden aus mehreren dünnen Holzstäben und es befand sich sogar ein kleines Fenster zu meiner Linken.

War das der sichere Hafen?

Mein Kopf brannte von der mir nach wie vor ins Auge stechenden Helligkeit des Raums.
Ich hielt mir notbedürftig die Hand vor die Augen und blockierte somit die Sonne, die mir direkt ins Gesicht schien.
Die Sonnenstrahlen tanzten über meine zarten Finger und wärmten diese etwas.

Das Fenster hatte keine Scheibe und sobald ich meinen Hörsinn wieder vollständig zurück hatte, konnte ich von draußen das Rauschen der Wellen wahrnehmen.

Entweder war ich jetzt wirklich gestorben und einfach im „Leben danach" oder, und davon ging ich eher aus, wir hatten es wirklich an den sicheren Hafen geschafft.
Einer Inselgruppe weit abgeschieden von der Welt, wie wir sie kannten.

Sehr lange sollte mir kein Moment der Ruhe gegönnt sein, denn mit meinem Bewusstsein kamen auch all die Erinnerungen zurück.

Newt.
Sämtliche Bilder schossen mir mit einem Male wieder durch den Kopf und ich schloss vor Aufregung die Augen.
Ich sah es wieder direkt vor mir, als ich ihn da auf dem Monitor wieder gesehen hatte.
Was war nun? Hatte das Heilmittel wirklich gewirkt?
Das wichtigste war, dass er lebte.

Und Thomas..
Egal wie sehr ich daran denken wollte, dass es ebenfalls an höchster Stelle stand, dass ihn gut ginge, konnte ich nicht verhindern an den Kuss zu denken.
Wer könnte das schon?
Ich verstand irgendwo, dass die Situation eine besondere gewesen war.
Aber ein Kuss war nicht einfach nichts, das war es nie, auch nicht in solch einem Moment.

Viel wichtiger war mir aber direkt meine Tochter.
Ich vertraute irgendwie darauf, dass Judie und die anderen sich gut um sie gekümmert hatten.
Und ich wollte sie endlich wieder sehen.
Alles in mir sehnte sich nach meiner Kleinen.

Aufgrund meiner Erfahrungen als Medjack war mir klar, dass ich zunächst hätte liegen bleiben sollen, damit sich die Nähte nicht wieder öffneten, aber das war mir in dieser Situation herzlich egal.
Ich wollte einfach nur zu Llu.

Langsam und vor Schmerz stöhnend setzte ich mich auf und hielt mir dabei die Hand auf den dicken Verband, der um meinen Bauch gewickelt war.

Ich konnte es nach wie vor nicht glauben, dass ich diesen riesigen Glassplitter überlebt hatte.
Im Nachhinein war es auch total dumm gewesen, ihn da mitten auf der Straße rausgezogen zu haben.

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now