12 | Es geht langsam los

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Violet

„Teresa ist in dem Gebäude?!", rief ich entgeistert und geschockt, nachdem Thomas und Gally uns alles erzählt hatten.

Eigentlich hätte ich mir das auch zusammenreimen können, trotzdem war ich überrascht.

Wir waren jetzt so nah an ihr dran.
Ich war nicht irgendwie eifersüchtig oder so.

„Reg dich nicht auf.
Sie ist da und wir brauchen sie, um reinzukommen.", meinte Gally, dem ich nach wie vor nicht in die Augen sehen konnte.

Er war für mich nach wie vor der Inbegriff des Bösen.

„Wir brauchen sie nicht.", rief ich sofort patzig.
Wozu zur Hölle würden wir diese Verräterin, dieses Miststück brauchen?!

„Oh doch.
Wir brauchen ihren Fingerabdruck um ins Gebäude zu kommen.
Die sind genauestens gescannt und verriegelt.", erklärte Gally weiter ruhig, während ich beinahe wütend Thomas anfunkelte.

Wieso sagte er nichts?!
Wollte er noch was von ihr?!

„Warum sollte sie uns helfen, sie hat uns verraten?"

Ich hielt diese Idee für absolut dumm, wirklich absoluter Klonk.

„Weil wir sie zwingen werden.", meinte Thomas dann endlich und sah mich direkt an.

Wenigstens etwas.
Gemeinsam arbeiteten wir einen raffinierten Plan aus. Einen Plan, um Teresa in die Falle zu locken und obwohl ich nichts als Hass für sie übrig hatte, gefiel mir dieser Hinterhalt nicht.

„Über was denkst du nach, Prinzessin?", fragte Thomas liebevoll wie immer und strich mir über den Arm, als wir nebeneinander im Bett lagen.
Das Lager von Lawrence war ganz schön beeindruckend. Hier liefen zwar komische Typen herum, aber das Lager war sicher und relativ gut eingerichtet.

Ja, über was dachte ich denn nach?
Ich hatte auf jeden Fall keine Lust mit Thomas oder irgendwem darüber zu reden.
Ich hatte keine Lust mehr darauf, mich zu öffnen.
Das letzte Mal hat mir das nur ne Menge, Menge leid zugefügt.
Es wäre also glatter Selbstmord es nochmal zu tun.

Thomas würde aber nicht locker lassen also erzählte ich ihm einen Teil.
Den Teil, der am wenigsten was mit Liebe zutun hatte.

„Teresa war meine beste Freundin, Thomas.
Nicht nur, weil sie das einzige andere Mädchen auf der Lichtung war.
Sie war immer für mich da, verstand mich.
Hat mich an erste Stelle gestellt und dabei wollte ich das nie.
Sie hat uns alle immer an erste Stelle gestellt, Thom.
Und dann hat sie Schreckliches getan und uns allen etwas genommen, aber sie hat uns geliebt.
Ich frage mich so oft, was sie dazu gebracht hat und ob das alles nur ein Schauspiel von ihr war.", erklärte ich detaillierter als geplant.
Ja, manchmal schaffte ich es nun mal nicht, mein altes Ich zu verbergen, aber so wollte ich nicht mehr sein.

Thomas schien einen Augenblick zu überlegen, strich mir ab und zu ein Haar hinters Ohr und holte irgendwann tief Luft.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Vio.
Ich wünschte ich könnte dir helfen, aber das kann ich nicht.
Ehrlich gesagt, denke ich manchmal auch noch über all das nach und frage mich haargenau dasselbe, aber ich weiß es einfach nicht.
Es macht mich verrückt.", gestand der Braunhaarige und schaute mich zweifelnd an.
Ich sah, dass er sich offensichtlich schlecht fühlte, mich nicht besser fühlen zu lassen, was absolut bescheuert war.

Allein mit ihm zu reden tat mir gut und eigentlich wusste er das auch.

„Hast du sie geliebt?"
Oh jetzt kam ich zu dem Moment, wo ich langsam abschweifte und zu viel über meine Gefühle redete.

Und mein Kopf sträubte sich auch absolut dagegen, doch da ich es immer noch gewohnt war auf mein Herz zu hören, redete ich einfach weiter.
Es war, als kämen die Worte einfach aus meinem Mund.

„Ja. Ich habe sie geliebt und ich wollte auch mit ihr zusammen sein.", murmelte Thom und schaute nun an die hohe Zimmerdecke.

Autsch. Das tat weh.
Irgendwo in einer Ecke meines Körpers tat das verdammt weh.

Ich vertraute Thomas, aber das Ganze gab mir das Gefühl eine zweite Wahl zu sein.

Thomas kannte mich mittlerweile in und auswendig und sah dementsprechend, wie schlecht mich seine letzten Worte fühlen ließen.

Seufzend griff er nach meiner Hand, sodass ich ihn nun ansah und er meinen Blick sanft erwiderte.

Ich war auch echt keine gute feste Freundin für ihn.
Ich nahm nur, weil ich zur Zeit nichts geben konnte.
Mein Herz war nich nicht bereit zu geben und das tat mir unfassbar leid.
Thomas machte andauernd, dass es mir etwas besser ging und ich konnte das nicht erwidern.
Absolut beklonktes Gefühl, verdammt beklonkt.

„Es ist drei Jahre her.
Das ist Vergangenheit, Vio.
Sie ist Vergangenheit.
Du bist mein Jetzt. Du und Lluvia.
Ihr seid mein Jetzt und meine Zukunft.
Ich werde nämlich immer für euch beide da sein, ihr werdet immer alles für mich sein, egal wie und ob du mich willst.", versprach er flüsternd und drückte dabei meine Hand ganz sanft und ich glaubte ihm.
Ich vertraute ihm.

Und dann lehnte ich mich vorsichtig vor, um ihn sanft zu küssen.

-

Am nächsten Morgen standen wir früh auf und stärkten uns mit dem Essen, dass uns die Gruppe hier anbot.
Es waren bloß Konserven, aber wir nahmen zur Zeit alles, um auf einen möglichen Kampf oder eine mögliche Zeit ohne vernünftiges Essen vorbereitet zu sein.

Dann besprachen wir weiter den Plan, um Teresa zu entführen und sie zu zwingen uns die Türen zu öffnen.
Thomas und Gally hatten das Gebäude als das reinste Labyrinth beschrieben.
Wobei sich gerade die beiden mit sowas ja wohl auskennen mussten.

Aber gerade weil es anscheinend so verwirrend war, brauchten wir jemanden der sich darin gut auskennen wird.

Gegen Abend ging Thomas dann los.
Ich wusste, dass gerade er sie gut in eine Falle locken könnte, denn sie liebte ihn.
Oder hatte ihn geliebt.

Thomas würde alles tun müssen um sie an sich zu locken.
Selbst wenn er sie küssen müsste.

Es gefiel mir nicht, aber es musste sein.
Wir brauchten Teresa.

Ich saß sicher eine Stunde lang wie eine dämliche in einer etwas kleineren Halle herum. Überall waren alte Lampen und Laternen, sodass es sogar gemütlich hätte sein können.

Bei mir saß Judie und starrte nachdenklich auf den Boden.
Ich wusste, dass sie sich Sorgen machte.
Sie wollte nachhause und ich hätte sie nie mit nehmen dürfen.
Ich fühlte mich verantwortlich für sie.

„Bist du ok?", fragte ich relativ kühl, versuchte dabei aber nett zu klingen.

„Ja.
Es ist nur...
Was, wenn wir nicht mehr nach Hause kommen?", fragte die junge Blondine ängstlich und sah vom Steinboden auf in mein Gesicht.

Ihre Sorgen waren nicht unberechtigt.
Dennoch nervte es mich, dass ich ihr diese nicht nehmen konnte.

„Hör zu-"

Zum Glück unterbrach mich etwas.
Sonst hätte ich ne schlecht gelogene, nicht motivierende Rede hingeballert die am Ende nicht geholfen hätte.

Was mich unterbrach waren Thomas und Gally.
Unversehrt, zum Glück.

Und sie zerrten eine zeternde und unterdrückt schreiende junge Frau hinter sich her. Ihr Kopf war dabei von einer schwarzen Stofftasche überzogen.

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now