21 Family Reunion

118 4 0
                                    

Violet

Schnellen Schrittes folgten Alec, Gally und ich den Security Männern, denen meine Schwester echt das Leben schwer machte und überlegten dabei, wie wir die beiden unbemerkt überreden konnten, sie uns zu überlassen.
Das Glück war nie wirklich auf unserer Seite gewesen, doch heute sollte der Tag sein, denn die beiden Männer wiesen uns an, mit ihnen in einen Raum zu gehen. „Passt auf sie auf bis Janson kommt, er will die Transplantation heute schon ausführen.", berichtete der größere der beiden, welches mit einem entsetzten „TRANSPLANTATION?!", von Sol kommentiert wurde.

Ich wäre meiner Schwester am Liebsten sofort um den Hals gefallen, doch mir war bewusst, dass hier überall Kameras waren, die jede Bewegung an ein Sicherheitsteam übermitteln würde.

Dennoch mussten wir etwas sagen, da, als die beiden Männer gerade den Raum verlassen hatten, meine zuckersüße Schwester bereits die Ärmel hochkrempelte und uns wie ein Tiger, der gerade zum Angriff ansetzen wollte, in die Seelen starrte.
„Das willst du nicht tun.", sagte ich leise und grinste innerlich, denn meine Schwester schien sofort zu verstehen. Ihre blauen Augen weiteten sich und sie schien offensichtlich nicht glauben zu können, was hier gerade passierte. Außerdem hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie dieses Verlangen mir in die Arme zu fallen genauso verspürte wie ich, doch auch sie war schlau genug zu wissen, dass das jetzt eher kontraproduktiv sein würde.

Und erst jetzt fiel mir auf, dass dies ein sehr emotionaler Moment für sie und Gally sein musste. Sie waren gut befreundet gewesen, damals.. als sie noch Madison war, ihr wisst schon.
Doch die beiden bekamen gar nicht die Gelegenheit irgendwas zueinander zu sagen, denn wir wussten, dass unsere Zeit verdammt knapp war.

„Dad ist auf dem Weg hierher.", wiederholte ich für alle nochmal klar verständlich, woraufhin wir uns alle recht ratlos ansahen.
Wir wussten nicht, wie wir hier rauskommen sollten, geschweige denn, was für eine Transplantation hier geplant gewesen war.

Sol behielt allerdings wieder einen kühlen Kopf, so, wie ich sie kannte. Und eben diese Fähigkeit hatte mir unendlich gefehlt.
„Eine richtige Family Reunion! Komm schon, kleine Schwester. It's showtime! Ihr müsst mir lediglich den Rücken freihalten, ich erledige den Rest und führe uns zum Notausgang.", sagte sie kurz und knapp und überreichte Alec ein paar Handschellen, die er ihr anlegte und sie festhielt - immerhin sollte es authentisch wirken.

„Da ist nur... Thomas und Teresa holen noch Minho raus...", nuschelte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus, woraufhin ich bloß einen sehr genervten Blick als Reaktion erhielt.

„Ihr müsst auch immer in der Gruppe auftauchen, ihr Idioten.", nuschelte sie frustriert und schien stark zu überlegen, was sie jetzt machen sollte. Etwas, dass wir gerade wohl alle taten, als mir plötzlich ein Gedanke kam.

„Wann wolltest du mir eigentlich sagen, dass Newt noch lebst?! Wie... wie ist das passiert?", fragte ich sie fassungslos und hatte dabei wohl einen derart vorwerfenden Tonfall drauf, dass ich gleich wieder einen wütenden Blick ernteten.

„Vielleicht nicht in den zwei Minuten, in denen wir hier in Lebensgefahr schweben und uns schleunigst überlegen sollten, wie wir hier alle lebend und mit möglichst allen Körperteilen wieder rauskommen sollen! Entschuldige, dass ich da nicht an deinen kleinen Zombiefreund denke! Gott, du bist genauso naiv wie damals!", keifte sie angegriffen, doch das war ich jetzt auch. Ich war nicht mehr so zerbrechlich und naiv, ganz sicher nicht. Ich hatte Dinge gesehen, die niemand in meinem Alter - oder niemand jemals sehen sollte. Mein Freund war gestorben... und doch nicht tot. Ich hatte ein Kind auf die Welt gebracht, ich war allein! Und ich war wütend. Doch genau diese Wut sorgte dafür, dass ich den wohl größten Fehler beging.

Blind vor Rage und Aufregung riss ich mir die Maske vom Kopf und stellte mich genau ihr gegenüber auf Augenhöhe.
„Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe, Soley! Während du hier geschützt in einem Luxus-Hotel gelebt und Kaviar in dich reingestopft hast, keine Angst haben musstest gemeinsam mit deinen Freunden von Cranks abgeschlachtet zu werden! Ich habe ein Kind auf die Welt gebracht, ich-"
Doch ich wurde unterbrochen.
Nicht von meiner Schwester, die mich mit geweiteten, mit Schock und Überraschung gefüllten Augen anstarrte, sondern von der großen Stahltür, die sich öffnete und unseren Vater mit einem Haufen Securities auftauchen ließ.

Verdammter Klonk!

Mit großen Augen starrten wir uns alle an und schienen alle in unserem eignen Tempo zu realisieren, was gerade passierte.

Ein krankes Lächeln schlich sich langsam auf die Lippen meines Vaters, der uns beide ansah und bloß ein: „Was für ein Wiedersehen.", raunte, bevor er seine Männer anwies, uns festzuhalten.
Wäre er schlau gewesen , hätte er auch Gally und Alec festhalten lassen, auch wenn sie noch wirklich gut verkleidet waren, doch das war er nicht.

Wir versuchten uns zwar zu wehren, doch die Männer waren zu viele und zu stark und so hoben sie uns auf zwei Behandlungstische, ohne uns irgendwie wissen zu lassen warum. Wir wurden mit Gurten festgeschnallt und in die Senkrechte gebracht, wo uns direkt unser Vater gegenüber stand, immer noch so ekelhaft grinsend.

„Was hast du vor, du kranker Psychopath?", keifte Sol bissig und würde ihm sicher am Liebsten an die Kehle gehen.
„Das Heilmittel direkt von der Quelle abzapfen, was sonst?"
Grinsend winkte er weitere Männer zu sich, diesmal mit weißen Kitteln und Gesichtsmasken, während Alec und Gally immer noch unbemerkt mit umher standen und nur auf ihre Gelegenheit warteten.

„Wir sind Familie, du widerliches Schwein!", rief nun ich völlig fassungslos. Er hatte ja wirklich schon viel gemacht, doch nun waren wir zu hundert Prozent sicher, dass er auch über unsere Leichen gehen würde.

„Ihr habt euch schon lange gegen diese Familie entschieden. Ihr seid es nicht wert, Teil von dieser Familie zu sein! Ziemlich dumm von dir, hier allein aufzutauchen, Violet."

Und da schien es, als würde ihm ein Licht aufgehen. Man konnte wirklich diese... plötzliche Erkenntnis in den Augen ansehen.
„Du bist nicht allein. Jackson! Monitor zu Sektor C, jetzt!", brüllte er wütend und bloß den Bruchteil einer Sekunde später tauchte an der Wand gegenüber eine Live-Video Übertragung der Sicherheitskameras auf.

Ironischer Weise war ich nicht die einzige, die eben genau diesen einen Fehler begangen hatte, denn deutlich zu sehen war Thomas... ohne Maske, der Terese unangebracht nah stand, sodass ihre Gesichter bloß wenige Zentimeter trennte.
Sie standen in einer Art Zwischenhalle und er sah unglaublich wütend aus.

Violet 3 - The Death Cure Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt