20 | Vertrauen über Vertrauen

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Thomas

„Thomas. Selbst wenn wir Minho finden.
Es wird keine Zeit bleiben auch noch nach Sol zu sehen!
Verstehst du das?", zischte mir Teresa hinüber, doch ihre Worte rasselten durch mich wie billiger Wein.

Sie fanden keinen Platz in meinem Kopf, der bereits am Platzen war.
Ich konnte mir nicht erlauben, bei diesem Plan an irgendwas andere zu denken.
Ich konnte schlichtweg nicht zulassen, dass irgendwas schief ging.

„Halt die Klappe und geh.", flüsterte ich also bloß ernst zurück und folgte Teresa und meinem... halb toten? Untoten ehemaligen besten Freund durch die klinisch weißen Gänge des WCKD-Gebäudes.

Auch newt schien zu wissen, wie ernst die Situation war.
Denn obwohl auch er sicher viele Fragen hatte, ging er bloß still voraus und sah sich immer mal wieder um.
„Was ist mit Brenda und Jorge? Wie habt ihr das mit dem Security-System hinbekommen?", zischte Terese nach einigen weiteren Gänge misstrauisch, immerhin hing bei ihr auch ziemlich viel von diesem Plan ab und wir hatten sie in so gut wie nichts eingeweiht. Warum auch? Damit sie es wieder irgendwelchen Leuten erzählen konnte?
Es war und blieb wie es nunmal auf der Hand lag; sie war der Grund, warum wir uns alle so in Gefahr geben mussten. Schon wieder.

„Violet, Alec und Gally kümmern sich drum.", sagte ich plötzlich so schnell und unüberlegt, dass ich dabei völlig vergaß, dass sich Newt ja bei uns befand.
Wobei ich dies nach wie vor für eine Art Illusion hielt.
Und doch überzeugte er mich direkt vom Gegenteil. „Violet ist hier?!", brüllte Newt beinahe so laut, dass wir fast aufgeflogen wären.

Ich wollte ihn ja verstehen. Ich gab wirklich  ein allerbestes. Ich verstand, dass es unglaublich schwer gewesen sein musste für ihn, dass er seine große Liebe verloren hatte, aber für violet war es auch nicht einfach gewesen,
Und auch, wenn ich mich gerade wohl besser auf die Mission konzentrieren sollte, ging mir nichts anderes im Kopf herum, als wie Violet wohl auf Newt reagieren würde.
„Willst du das noch lauter brüllen? Unser Leben hängt an seidenen Faden.", zischte Teresa und schaute sich die ganze Zeit panisch und total offensichtlich um, sodass ich sie wirklich stark am Arm packen und weiter zwingen musste.

Wir betraten recht bald einen ziemlich engen Fahrstuhl, zwischen mir und Newt, außer einer unsichtbaren, eiskalten Wand, war Teresa.

Und so standen wir mit dem Rücken an der Wand und starrten die sich langsam schließende Aufzugtür, als sich plötzlich eine Hand dazwischen engte und dafür sorgte, dass sich die Tür nicht ganz schließen konnte und wieder aufging.

Und als ich realisierte, dass es sich ausgerechnet um Janson handelte, der da nun mit zu uns in den Fahrstuhl stieg, rutschte mir für einen kurzen Moment beinahe das Herz in die Hose.

„Oh, Teresa. Immer noch am arbeiten?
Und... sollten die Patienten nicht auf ihren Flügeln sein zu dieser Uhrzeit?", fragte der Mann, den wir alle sicherlich gleichermaßen verabscheuten und schaute dabei recht abwertend zu Newt hinüber, der sich mehr oder weniger in der Ecke verkroch.

Nun gut, je mehr Aufmerksamkeit er ihm schenkte, desto weniger nahm er mich wahr.

„Es ist... so.  Die Nachfrage wird immer größer.", antwortete sie stammelnd aber doch recht knapp während sie seinen Blicken auswich.

„Wir sollten uns nicht weiter anlügen-"
Bereits bei diesem Satz fühlte es sich an, als würde mir der Hals abgeschnürt werden.
Und es schien nicht nur mir so zu gehen, denn es schien, als würde die Luft stehen; alles war angespannt.
Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Wie sollte man auch irgendwas sehen durch diesen dichten Anzug?

„Ich meine, wir alle wissen, dass die Welt wie wir sie kennen bald nicht mehr existieren wird.
Die Mauer ist am bröckeln, die Aufstände wären größer und das Virus wird uns alle umbringen.
Mein Punkt ist, man kann heutzutage doch keinem mehr trauen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man Freunde hat. Leute, denen man trauen kann.", sprach er so psychopathisch ruhig, dass es beinahe gruselig war.
„Und ich will dass du weißt, dass du mir trauen kannst.
Und deshalb solltest du etwas wissen.. ihr.. beide.
Thomas wurde vor den Mauern gesehen. Mit Violet. Hör zu, sie werden vielleicht versuchen, Kontakt mit dir aufzubauen.
Ava Paige will nicht, dass du das weißt, doch ich finde, du solltest es wissen."

Verrammter Mistkerl.
Wie würde Teresa jetzt reagieren?

Unbemerkt schielte ich zu ihr hinüber um mögliche überzogene Reaktionen noch verhindern zu können, doch Teresa reagierte tatsächlich recht souverän. Sie schaute nur eine Weile auf den kalten, grauen Boden, bevor der Aufzug stehenblieb und sie wieder den Kopf hoch.
„Das ist meiner.", kommentierte sie bloß monoton, doch als sie gerade losgehen wollte und wir ihr folgen wollten, hielt Janson sie am Arm fest.

„Falls sie es tun sollten, hoffe ich dass ich der Erste bin, der davon erfährt. Immerhin vertrauen wir uns ja.", sprach er so leise, dass ich es beinahe nicht verstehen konnte.

„Vertrauen über Vertrauen heißt es doch.", erwiderte Teresa daraufhin nur so ziemlich auf Augenhöhe mit ihm, bevor sie ohne ein weiteres Wort gemeinsam mit uns den Fahrstuhl verließ.
Und egal, wie sehr ich dagegen ankämpfte, egal wie wenig ich es wollte, ich konnte es nicht verhindern, dass ich unglaublich beeindruckt von Teresa war.

In diesem Augenblick, sah ich wieder das Mädchen in ihr, was bei ihrer Ankunft alle Jungs mit Steinen beworfen hat, damals auf der Lichtung. Das Mädchen, was immer an mich geglaubt hat und welches ich immer für ihren Mut bewundert hatte.
Ich hätte mich verfluchen können dafür, denn ich hatte eine Freundin, die ich über alles liebte. Über alles, aber mit ganzem Herzen?

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now