27 | Glas

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Violet

Mein Vater war mir scheißegal.
Alles was zählte war, dass ich zu Newt kam und er das Heilmittel bekam. Thomas würde so wütend auf mich sein.. aber das war es wert.

Ich schwöre, ich war in meinem ganzen Leben zuvor noch niemals so schnell gerannt.
„Thomas, Gally oder Alec, wo seid ihr?!", rief ich durch den Sprecher in meinem Helm, während ich mehrere Straßen überquerte.
Der Anblick, der sich mir da draußen bat, war scheußlich und grausam.
Zum Glück war ich dann doch so schnell, dass ich vieles gar nicht im Detail sah.
Überall brannten Häuser, Menschen schrieen, es lagen Leichen herum und von überall her kamen Schüsse.

„VIOLET?! Bist du das?!", ertönte es am anderen Ende der Leitung laut und voller Panik.
Es war Brenda's Stimme, wobei ich im Hintergrund noch weitere hören konnte.
Es hörte sich nach einem Kampf an, was mich bereits mit dem Schlimmsten rechnen ließ.

„Brenda, was ist mit euch? Was passiert da gerade? Wo seid ihr?", rief ich brüllend und fast außer Atem. Meine Lunge brannte vom Rennen und ich musste mich immer wieder vor Schüssen ducken.

„Wir sind in der Nähe des Bahnhofes.
Es ist Newt.. er dreht völlig durch, Gally und Alec versuchen ihn zu beruhigen, aber er ist zu stark.
Gott... ich glaube, sie müssen ihn.."

NEIN! Haltet noch durch, Brenda, nur noch etwas.
Ich habe ein Heilmittel und ich bin gleich bei euch, nur noch zwei Straßen.", unterbrach ich sie brüllend und warf danach den Helm zur Seite, da er mich bloß behinderte.

Ich konnte Newt nicht ein zweites Mal verlieren.
All meine Emotionen überkamen mich, alle Erinnerungen schossen wie eine elendige Sintflut über mich hinweg und ich musste mir beim Rennen die Tränen aus den Augen wischen.
Ich konnte einfach nicht zu spät kommen.

Gerade, als ich die nächste Kreuzung überquerte und so meinem Ziel immer näher kommen sollte, explodierte in unmittelbarer Nähe ein Auto so nah an mir, dass sämtliche Splitter in meine Nähe schossen.
Kurz sackte ich - auch vor Schock, zu Boden und bedeckte meinen Kopf mit beiden Armen, während ich vor lauter Angst einmal tief durchatmen musste, doch es würde mir keine Zeit zum verschnaufen bleiben.
Ich rappelte mich also schnell auf, damit ich weiter rennen konnte, als mir meine mit Blut benetzten Hände aus dem Augenwinkel auffielen.
Voller Schock starrte ich sie an und sucht nach einem Schnitt in der nähe der Handfläche, doch fand keinen.
Und da wurde es mir schmerzhaft klar, wobei ich den eigentlichen Schmerz gar nicht sofort spürte, was sicherlich an dem hohen Adrenalinspiegel gelegen haben musste.

Ich wollte meine Jacke etwas anheben, doch dies wurde durch einen riesigen Glassplitter, sicherlich von einer der Scheiben, der in meiner Seite, direkt unterhalb der Rippen steckte, behindert.
Und genau in dem Moment setzte dann der Schmerz ein, sodass ich benebelt von ihm nach Luft schnappen musste.

Ich konnte nicht glauben, wie eine einzelne Person so viel Pech haben konnte? Dabei hatte ich es beinahe geschafft.

Ich wusste, dass ich jetzt schnell denken musste.
Die anderen hatten Newt vielleicht schon längst töten müssen, oder sie waren noch kurz davor.
Ich musste weiter, ich musste jede Chance nutzen, auch wenn weiter zu rennen mich verbluten lassen würde.

Mein ganzer Oberkörper brannte, als hätte man mir Säure in die Wunde geschüttet und ich musste zu allem Überfluss auch noch die riesige Scherbe, die fast doppelt so breit wie meine gesamte Handfläche, aus meiner Haut ziehen.

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now