22 | es gibt kein Heilmittel!

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Thomas

Wieder einmal machte ich mir klar, dass meine persönliche Gefühls- und Gedankenwelt gerade absolut keinen Platz hier hatte.
Es war einfach egal.

Nachdem Teresa, Newt und ich den Fahrstuhl verlassen hatten eilten wir einen weiteren langen Korridor entlang, wobei mir auffiel, dass in diesem Gebäude einfach alles komplett gleich aussah. Jede Ebene, jeder Flur, sogar jede verdammte Tür.

Teresa schien genau zu wissen wo sie lang wollte, während Newt auch eher danach aussah, als wäre er noch nie in diesem Abteil gewesen. An den Anblick meines „von den Toten wieder auferstandenen" besten Freundes würde ich mich wahrscheinlich niemals wieder gewöhnen.
Auch an den Fakt, dass er es irgendwie schaffte mit diesem Virus im Körper zu überleben.
Wir hatten immerhin gesehen was es mit Menschen machte.

Es schien alles soweit wirklich gut zu laufen, denn auch wenn es sicher ein komisches Bild für alle herumstehenden Security Kräfte gewesen sein musste, Newt gemeinsam mit Teresa zu sehen, sagte niemand, dem wir über den Weg liefen auch nur ein einziges Wort.
Wir waren still, liefen immer weiter, bis wir wieder an irgendwelchen Fahrstühlen vorbei kamen und Teresa plötzlich zu reden begann.
„Ich sage es nochmal, Thomas, ihr werdet keine Zeit haben sie zu retten! Sie werden euch alle umbringen", beteuerte sie und versuchte dabei immer wieder den Augenkontakt zu mir aufzubauen, doch ich wies ab. Ich hatte es nicht nötig mir ihre erbärmlichen Ablenkungsversuche anzuhören.

„Hör nicht auf sie, Tommy. Sie hat den Verstand verloren.", brachte Newt plötzlich zwischen zwei starken Hustern heraus, was mich kurz besorgt innehalten ließ.
Konnten wir ihn wirklich so mitnehmen?

„Thomas. Er ist krank, er wird euch angreifen und alle infizieren. Aber da ist was, irgendwas mit deinem Blut. Wenn du mich ein paar Test machen lässt, dann kann ich dich beschützen, dann kann ich euch alle beschützen—"
Jetzt reichte es mir mit ihren dämlichen Versuchen. Wütend zog ich mir die Maske vom Kopf und starrte sie wütend an.
„Ach ja? Genauso wie du Minho beschützt hast?!", unterbrach ich sie wutentbrannt und stand ihr nun direkt gegenüber.
Irgendwo im Hintergrund konnte ich Newt nach mir rufen hören, doch meine Wut war gerade viel stärker als meine Vernunft.

„Wie lange soll das weitergehen? Töten, Foltern, Entführen, Kindern ihrer Erinnerungen berauben. Wann wird das aufhören?"
Ich war all das leid. Was, wenn wieder einer von uns zurück bleibt? Das alles war ein verdammter Teufelskreis!
„Es wird aufhören wenn wir das Heilmittel gefunden haben.", sagte sie so tief überzeugt, dass es mir beinahe Angst machte. Newt hatte Recht gehabt, Teresa hatte den Verstand verloren.
Sie war wirklich nicht mehr das Mädchen von damals und ich war auch nicht mehr derselbe.

„Es gibt kein verdammtes Heilmittel!", brüllte ich lauter als zuvor, als mir eine Person im Augenwinkel, schräg hinter Teresa auffiel.
Verdammter Klonk!

Janson war da, eine Horde Security hinter ihm und sie alle richteten sie ihre Waffen auf uns.
„Verschwende deine Energie nicht, Thomas. Du hast keine Chance. Violet und Sol sind bei uns und jetzt hört das alles hier auf."
Er log. Er musste lügen.
Ich dachte nicht mal daran meine Waffe fallen zu lassen, stattdessen ging ich langsam einige Schritte zurück und schob damit Newt hinter mir in die Richtung eines seitlichen Flurs.
„Thomas. Tu' nichts, was du bereuen würdest.", rief Janson, seine Waffe nach wie vor auf mich gerichtet, doch er würde nicht schiessen.
Er hatte irgendwas vor, das konnte ich an seinem Gesicht genau sehen.

„Du bereust sicherlich, dass du uns mit mittelmäßigen Wachen zurückgelassen hast, Dad."
Sol tauchte in meinem Augenwinkel auf und ich hätte in dieser Situation sicherlich kaum jemand anderes lieber dort gehabt als die Schwester meiner Freundin.
Sie sah etwas geschwächter aus, aber in ihren Augen brannte immer noch diese Entschlossenheit und Wut, die ich von Anfang an bewundert hatte.
Im Bruchteil einer Sekunde sah sie erst mich und dann Newt an und sah dabei fast so überrascht aus, wie ich vor einigen Minuten.
„Ach du Scheiße, du bist doch tot?!", rief sie völlig schamlos, klang dabei aber genauso monoton wie sonst auch immer.

„Ist das gerade Thema?!", kam es daraufhin von mir, denn Sol hatte nicht unbedingt eine Armee mit sich gebracht. Lediglich ein weiterer Soldat - von der Statur her entweder Gally oder Alec, stand bei ihr und richtete seine Waffe ebenfalls auf Janson und seine Leute. Wir waren in der Unterzahl.
Ich wusste nicht weiter, uns lief die Zeit davon, doch dann stieß uns auf einmal Teresa nach hinten, drückte in Windeseile auf einen Knopf und sofort schloss sich eine Sicherheitstür, sodass wir von Janson, ihr und seinen Leuten getrennt waren.

Es kostete mich einige Sekunden, bis ich realisierte, was gerade passiert war. Hatte Teresa uns gerade wirklich geholfen? Oder war das wieder nur ein Trick?
Verwirrt starrte ich sie durch das Glas an, ehe meine Aufmerksamkeit auf Janson fiel, der mich wütend anstarrte und ich konnte es mir natürlich nicht nehmen, ihm triumphierend den Mittelfinger zu zeigen. Die Wut in seinen Augen stieg dadurch nur noch mehr an und fast zum selben Moment ertönte ein schriller Alarm, woraufhin ich von Newt weitergezogen wurde und sofort meine Maske wieder aufsetzte.

Meine Waffe geschultert eilte ich nach vorne zu Sol.
„Wo ist Violet? Janson meinte er hatte euch zwei, ist ihr was passiert?", fragte ich und konnte dabei die Sorge um meine Freundin nicht verbergen, auch wenn Newt jetzt dabei war.
Besagten Blonden konnte man im Hintergrund immer wieder besorgniserregend Husten hören.
„Keine Sorge. Er hat uns bei den anderen beiden gelassen, die-"
„Thomas, sie ist mit Gally vor zu den Gefangenenzellen.", unterbrach sie die Stimme von Alec mit einer derartigen Sorge in der Stimme, das es mir kalt den Rücken herunter lief.

„Gally?!", kam es daraufhin fast gleichzeitig von Newt und Sol, wobei der eine völlig fassungslos und die andere beinahe betroffen klang.
Gut gemacht, Alec, dachte ich mir. Das war ja mal wieder ein super Moment, um so etwas rauszuhauen!
Aber ich konnte ihn auch irgendwie verstehen. Violet mit Gally alleine war definitiv keine gute Idee und ich würde diesem Strunk auch nie wieder vertrauen, egal wie sehr er versuchte alles wieder gutzumachen.

„Lasst uns jetzt einfach schnell gehen, verdammter Klonk!", rief ich wütend und sah Sol an, die immer noch etwas benommen nickte und dann endlich weiter ging.
Die Nachricht, dass Gally noch lebte nahm sie sichtlich mit und sie war da nicht die einzige. Newt hinter mir starrte den Boden voller Schock.
Wie verdammt sollte ich ihm je erklären, dass Violet und ich zusammen waren?
Konnte man uns irgendwas vorwerfen? Er war tot... gewesen. Wir hätten früher oder später wieder zu leben anfangen müssen!
Er würde mir trotzdem niemals verzeihen.

Violet 3 - The Death Cure Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt