Kapitel 7

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Es war weit...weit nach Mitternacht, als ich wieder zuhause war. Wie erwartet, hatte Taehyung mich bei seinen Eltern verpetzt und sie hatten auf mich gewartet. Doch anstatt einer wütenden und aufgebrachten Standpauke, was mir denn einfallen würde, haben sie mir nur ihre Enttäuschung mitgeteilt. Mit vor der Brust verschränkten Armen hatten sie die Köpfe geschüttelt.

Ich konnte nicht sagen was schlimmer war...

Die Tatsache, dass sie mir direkt Hausarrest für eine Woche aufgebrummt hatten, oder dass ich mich wirklich irgendwie schlecht fühlte sie enttäuscht zu haben. Immerhin hatte ich schon am ersten Abend die, von ihnen aufgestellten, Regeln gebrochen. Allerdings war ich zu angetrunken um lange darüber nach zu denken. Ich hatte mich so gut mit Hobi verstanden, dass ich einfach nicht früher gehen wollte. Scheiß doch auf die blöden Vorschriften.

Nun war Montag und ich saß zusammen Mit Taehyung in dem Bus, der uns zur Schule fuhr. Ich hatte mich ans Fenster gesetzt und starrte nun stur aus diesem. Taehyung saß zwar neben mir, hielt aber so viel Abstand, dass wir uns nicht mal berührten. Den ganzen Morgen schon, hatte er sich nicht getraut mich anzusehen. Er wusste genau, dass ich wusste, dass er mich verpfiffen hatte. Als ich kurz zu meinem Cousin blickte, hatte er seine Finger immer noch nervös in seinem Schoß verschränkt und spielte an ihnen rum. Als hätte er Angst ich würde ihn jeden Moment fressen.

"Hey...", unterbrach ich die unangenehme Stille. Sofort schnellte Taehyungs Blick hoch und er schaute mich mit geradezu schockierten Augen an. Ich nickte in Richtung der Türen, als der Bus hielt und diese sich öffneten.

"Müssen wir hier nicht raus?", fragte ich ganz beiläufig. Mir war es ja egal, wenn wir einfach weiter fuhren und schwänzten. Aber ich glaube meinem super braven, vorzeige Cousin eher weniger. Panisch folgte sein Blick dem meinen. Als er merkte, dass ich recht hatte sprang er sofort auf und lief zu den Türen, bevor sie sich wieder schließen konnten.

Tausend mal entschuldigte er sich bei dem Busfahrer, als wir aussteigen. Schon etwas genervt verdrehte ich nur die Augen. Ich packte Taehyung an seinem Rucksack und zog ihn einfach mit mir Richtung Schulgebäude. Nachdem mein Cousin zwei Schritte gestolpert war, lernte er auch wieder wie man richtig läuft. Ich folgte ihm schweigend, als er mich zum Sekretariat führte, bemerkte dabei aber seine suchenden Blicke. Als würde er nach jemanden Ausschau halten.

"Suchst du wen?", fragte ich ihn. Ertappt sah er mich an und ich konnte den Rotschimmer in seinem Gesicht deutlich erkennen. Trotzdem schüttelte er den Kopf, bevor er seinen Blick etwas senkte.

"Nein...", flüsterte er schüchtern und lief einfach weiter. Nicht wissend, was das zu bedeuten hatte, zuckte ich nur kurz mit den Schultern und lief Taehyung weiter hinterher. Am Sekretariat angekommen, trennten sich unsere Wege vorerst. Ich meldete mich an, holte ein paar Unterlagen ab und wurde dann auch gleich schon von meinem neuen Klassenlehrer eingesammelt.

Nun folgte ich Mr. Na zum Klassenzimmer. Er war noch echt jung für einen Lehrer und wirkte auf den ersten Blick ziemlich entspannt. Er öffnete die Tür und ich betrat nach ihm das Klassenzimmer, in dem es sofort still wurde. Ich konnte all ihre Blicke auf mir liegen spüren, als ich mich ihnen zu wandte. Doch das änderte nichts an meinem völlig desinteressierten Gesichtsausdruck.

"Okay Klasse...", fing Mr. Na an zu reden und ordnete dabei einen Stapel Papiere auf seinem Tisch.
"Ich weiß, das Schuljahr hat bereits vor ein paar Wochen begonnen. Trotzdem haben wir Heute einen neuen Schüler. Stell dich doch bitte vor....bevor ich diesen grauenhaften Test zurück gebe.", erklärte er und wurde zum Ende hin immer leiser und grummeliger. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, bevor ich wieder zu den anderen Schülern vor mir schaute. Dabei entgingen mir die ein oder anderen neugierigen Blicke nicht.

PolyamoryWhere stories live. Discover now