Kapitel 41

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Jungkook POV

Schnell eilte ich wieder in die Bar und zu dem Tisch, an dem die anderen noch immer saßen. Ohne zu zögern griff ich nach meiner Jacke und zog diese an, da da auch mein Geldbeutel drin war und schaute, dass ich alles hatte.

Ich musste Tae nachgehen. Unbedingt!
Seine Worte hatten mich völlig verwirrt und natürlich hatte es mich auch verletzt, dass er mich abgewiesen hatte, aber ich konnte ihn um diese Uhrzeit nicht alleine draußen rumlaufen lassen.

"Kookie, was ist denn los?", holte Hobis besorgte Stimme mich aus meinen auf Hochtouren arbeitenden Gedanken. Sofort sah ich in die drei verwirrten Gesichter. Natürlich merkten sie, dass etwas nicht stimmte, so hektisch wie ich war.

"Tae ist weg und ich geh ihn suchen.", sagte ich knapp und wollte eigentlich schon wieder raus rennen, als jemand mich am Handgelenk packte. Wütend, weil ich einfach nur los wollte, sah ich zurück. Jedoch ließ Jimins sorgenvolles Gesicht meine Wut gleich wieder verfliegen.

"Was heißt 'Tae ist weg'? Was ist passiert?", wollte er wissen und ich konnte es ihm nicht verübeln. Seufzend drehte ich mich ihnen zu.

"Tae hat mich abblitzen lassen, irgendwas gesagt, von wegen 'er kann das nicht' und 'es wäre nicht richtig' und dann ist er einfach weg gerannt. Ich muss ihm nach, ich meld mich später, okay?", ratterte ich das Geschehene runter und löste mich schließlich aus Jimins Griff.

Dieses Mal hielt mich keiner auf, als ich die Bar wieder verließ und gleich in die Richtung rannte, in die Tae eben verschwunden war. Die ganze Zeit dachte ich über seine Worte nach. Ich hatte immer das Gefühl, dass Tae mich auch mögen würde. Hatte ich sein Verhalten so falsch gedeutet? Und was sollte es heißen, 'es wäre nicht richtig'?

Kurz kniff ich die Augen zu und rannte nur noch schneller. Immer schauend, ob ich den Älteren irgendwo entdecken konnte. Es war bereits kurz vor 23 Uhr und dementsprechend dunkel. Kaum noch Menschen waren auf den Straßen unterwegs, so schwer konnte es doch nicht sein, ihn zu finden.

An einer roten Ampel blieb ich stehen und konnte einen Moment durchatmen. Ich ließ meinen Blick schweifen, doch hielt sofort inne, als ich eine zusammengesunkene Gestalt an der Bushaltestelle sitzen sah. Ungeduldig wartete ich, dass es endlich grün wurde und joggte sogleich hinüber.

Je näher ich kam, desto deutlicher konnte ich die Schluchzer hören und kurz darauf erkannte ich auch Tae. Sein Gesicht in den Händen vergraben und die Schultern am beben, weinte er. Es zerriss mir das Herz, dass es meine Schuld war.

Langsam kam ich neben ihm zum stehen, doch er schien mich gar nicht bemerkt zu haben. Ein furchtbares Drücken zog sich durch meine Brust, als ich ihn so sah.

"Tae...", sagte ich leise seinen Namen und machte den Älteren damit auf mich aufmerksam. Erschrocken schnellte sein Blick zu mir auf und ich konnte genau in seinen vom weinen geröteten Augen sehen.

Kurz schauten wir uns einfach schweigend an. Mit jeder Sekunde wurde mein schlechtes Gewissen stärker. Langsam ging ich vor ihm in die Knie.
"Du kannst doch nicht einfach so weg rennen.", ermahnte ich ihn. Ich hob meine Hände, um sie auf seine Wangen zu legen und merkte, wie er dabei zusammen zuckte.

Einen Moment hielt ich inne, doch Tae wich nicht zurück, weshalb ich vorsichtig die Tränen von seinen Wangen wischte. Ich sah genau, wie er sich auf die Lippe biss, um weitere Schluchzer zu unterdrücken.

"Was glaubst du, was für Sorgen sich die anderen machen? Was für Sorgen ich mir gemacht habe.", fragte ich ihn, ohne eine Antwort darauf zu erwarten. Unbeirrt fuhr ich damit fort, seine Tränen zu trocknen, egal wie viele noch folgten. Sein Gesicht war viel zu schön, um es so Tränen überströmt und vor Trauer verzogen zu sehen.

PolyamoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt