Kapitel 2

6.6K 170 5
                                    

Ich habe keine Ahnung wo mein Vater ist. Aber es ist mir auch relativ egal, solange er nicht in meiner Nähe ist, denn dann kann er mir schließlich auch keine Schmerzen zufügen.

Morgen ist wieder Schule, worauf ich absolut gar keine Lust habe. Der einzige Trost ist, dass ich dann wieder meine beste Freundin Lilly treffe und wir haben nur noch diese Woche Schule, danach sind Ferien. Endlich.

Am Abend packe ich noch schnell meinen Rucksack für die Schule, gehe duschen und danach schlafen, da ich ziemlich müde und erschöpft von dem heutigen Tag bin, auch wenn ich nicht wirklich etwas gemacht habe.

Pünktlich um 6:00 Uhr läutet am nächsten Tag mein Wecker. Langsam zerre ich mich aus meinen warmen, gemütlichen Bett. Ich bin definitiv kein Frühaufsteher. Unten angekommen, bin ich überrascht meinen Vater nirgends anzutreffen. Instinktiv breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Beruhigt kann ich mich heute also fertig machen.

Normalerweise liegt er immer völlig besoffen unten auf der Couch. Meistens läuft auch noch der Fernseher. Aber dieses Mal scheint es, als ob er nicht nach Hause gekommen wäre. Das ist echt komisch. Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen. Auch wenn er schrecklich zu mir ist, ist er die einzige Person, die ich noch als Familie habe. Das heißt auch, wenn ihm etwas passiert, weiß ich nicht was mit mir geschehen würde.

Gerade als ich die Haustüre aufschließen will, um zur Schule zu gehen, läutet es. Verdutzt öffne ich die Tür und schrecke augenblicklich etwas zurück. „Hallo mein Name ist Stein und das ist mein Kollege Heimig. Das hier ist Frau Siffert. Sie ist vom Jugendamt." erklärt mir ein etwas rundlicher Polizist. Mit offenem Mund starre ich sie an. Was wollen die bloß hier? Meinem Vater ist doch nichts passiert, oder?

„Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn wir uns drinnen einmal zusammensetzen." meint diese Frau. Sie lächelt mich zwar an, aber trotzdem wirkt sich komisch auf mich.

Langsam öffne ich die Tür etwas weiter, damit sie eintreten können. Danach gehe ich ins Wohnzimmer und die drei folgen mir. Zum Glück habe ich gestern noch alles zusammengeräumt, unter anderem auch die ganzen leeren Bierflaschen. Hin und wieder war auch eine leere Wodkaflasche unter ihnen vorzufinden. Mein Das trinkt wirklich viel. Würde ich nicht das Haus aufräumen, wäre innerhalb kürzester Zeit alles mit seinen leeren Flaschen vollgestellt.

„Also Tiana, ich darf doch Tiana sagen?" Leicht nicke ich. „Es gibt natürlich auch einen Grund weswegen wir hier sind. Dein Vater wurde gestern von uns aufgegriffen und verhaftet, da er beim Drogen dealen erwischt wurde. Normalerweise würde man jemanden nur auf die Wache mitnehmen und seine Aussage aufnehmen. Allerdings hatte dein Vater nicht gerade eine kleine Menge an Drogen dabei. Zudem hat er auch noch Widerstand geleistet. Auf der Wache haben wir dann erfahren, dass er schon mehrmals aufgrund von Drogen auffällig wurde und bereits ein Haftbefehl aufgrund dessen offen war." meint der eine Polizist zu mir. Ich nicke nur. Ich bin komplett sprachlos und verwirrt.

Warum? Warum tut er mir das alles an? „Meine Liebe, du bist erst 15 Jahre alt. Wir können dich hier nicht alleine leben lassen. Kennst du denn jemand, der dein Vormund sein könnte?" fragt mich die Frau. „Ehm, nein. Ich habe keinen mehr außer meinem Vater." stottere ich verlegen. Diese ganze Situation hier gerade ist einfach zu viel für mich. „Ok, hör zu. Wir machen das so, du gehst und packst ein paar Sachen und danach fahren wir zu mir ins Büro und schauen wo du eine Bleibe bekommst." redet sie drauf los. „Nein, ich will hier nicht weg." antworte ich ihr stur.

So langsam werde ich richtig wütend. Das kann es doch nicht sein. Ich habe ein Zuhause und brauche keine neue Bleibe, so schön wie diese dumme Frau das ausdrückt. „Liebes, du kannst hier nicht alleine bleiben. Du packst jetzt deine Sachen und kommst mit". Meint sie diesmal etwas strenger. Ich verschränke allerdings nur meine Arme vor meiner Brust. „Tiana, hör mir zu. Frau Siffert hat recht. Entweder du bist brav und packst oder wir finden einen anderen Weg, der nicht so schön sein wird." meint nun der andere Polizist. Widerwillig stehe ich auf, gehe nach oben in mein Zimmer. Ich fange an, einige meiner Sachen in eine Tasche zu packen. Nachdem ich fertig bin, gehe ich wieder nach unten. Die drei warten bereits auf mich.

So schnell kann ich gar nicht schauen, sitze ich bereits in diesem blöden Büro fest und die Frau telefoniert mit irgendwen. Ich habe keine Lust mehr. Eigentlich sollte ich jetzt in der Schule sein. Obwohl ich es dort auch nicht so super finde, ist es auf jeden Fall besser, als hier festzusitzen. Außerdem könnte ich mit Lilly quatschen, aber nein ich muss ja hier rumsitzen und in die Luft schauen. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt