Kapitel 7

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Am nächsten Morgen wache ich in den selben Klamotten auf, die ich den Abend davor angezogen habe. Ich muss wohl damit eingeschlafen sein. Plötzlich wird an meine Zimmertür angeklopft und danach wird sie auch schon aufgerissen. Herein kommt ein gut gelaunter Alex. „Guten Morgen! Komm, mach dich fertig. Wir gehen in 15 Minuten los." erzählt mir Alex mit einem Lächeln im Gesicht. Ich allerdings schaue nur verwirrt, denn ich bin es auch. „Wohin willst du?" frage ich mit müder Stimme. Eigentlich will ich nur im Bett liegen und Netflix weiter gucken. Ich habe eh schon viel zu viel Zeit verloren und habe jetzt das Gefühl jede Serie auf einmal gucken zu müssen, um meinen Wissenstand aufzuholen, damit ich auch mitreden kann. Auch an meiner alten Schule haben andauernd die Schüler von neuen Serien, die herausgekommen sind, erzählt und ich konnte nie mitreden.

„Ich habe gesehen, dass du sehr wenig Kleidung hast und da dachte ich mir, wir zwei gehen einkaufen." sagt Alex. Was will er?! Warum denn nur so früh? „Können wir das nicht später auch noch machen?" frage ich genervt und lasse mich aus meiner sitzenden Position wieder zurück aufs Bett fallen. Es ist einfach zu früh, um gute Laune zu haben und das bekommt nun leider Alex zu spüren. „Nichts da und jetzt komm. Wir wollen los." sagt er noch immer schmunzelnd. „Nein, du willst los. Man, ich will nicht." rufe ich genervt, als Alex wieder mein Zimmer verlässt. „Ich warte auf dich. In 10 Minuten bist du unten." sagt er so laut, dass ich es noch hören kann.

Ich ziehe mich also schließlich um und mache mich im Bad fertig. „Tiana!" ruft Alex von unten. Wow, der ist ja ungeduldig, denke ich mir. Deshalb beeile ich mich die Treppen runter. „Na endlich." meint Alex schmunzelnd. Was hat der bloß so eine gute Laune? Ich habe sie auf jeden Fall nicht, wenn ich so am Morgen überfallen werde. „Was schaust du denn so grimmig? Gehst du nicht gerne shoppen?" fragt Alex, als er meinen genervten Gesichtsausdruck sieht. „Doch aber nicht so früh." meine ich leicht zickig. „Ach komm schon. Jetzt hab dich nicht so. Es wird schön werden versprochen." meint mein Bruder.

Wir sind in ein großes Einkaufszentrum gefahren. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in einem Einkaufszentrum, geschweige denn in einem Geschäft war. Das einzige Geschäft, was ich immer besucht habe, war bei uns hinter der nächsten Ecke. Dort musste ich Dad immer seinen Alkohol kaufen. „Wo willst du zuerst hin?" fragt Alexander mich und reißt mich somit aus meinem Gedanken. „Ehm... keine Ahnung." meine ich. Ich weiß doch gar nicht, welche Shops es hier so gibt. „Ok, na gut. Lass uns dort mal reinschauen." sagt Alex schließlich.

Nach ein paar Stunden sind wir endlich fertig mit shoppen. Ich bin froh, denn ich bin schon richtig erschöpft. Zudem habe ich vorhin gemerkt, dass ich heute noch kein Insulin genommen habe, was ich schon langsam spüre. Mir ist schwindelig und etwas übel. Ich bin einfach wirklich froh, dass wir uns bereits wieder im Auto auf dem Rückweg befinden. „Was willst du gleich essen?" fragt Alex und bricht die entstandene Stille. „Vielleicht Pizza?" antworte ich. „Ja, können wir machen. Aber am besten bestellen wir diese." ich nicke daraufhin nur.

10 Minuten später sind wir auch schon zu Hause angekommen. Mittlerweile merke ich wirklich schon, wie sich alles dreht. Langsam steige ich aus dem Wagen aus und gehe zum Kofferraum, um meine Tüten zu holen. Ich merke, wie ich hin und her schwanke. „Ist alles ok bei dir?" fragt Alex mich. „Ja, ja. Alles gut." meine ich bloß. „Bist du sicher?" fragt Alex nochmal nach und mustert mich mit einem besorgten und eindringlichen Blick. Wieder nicke ich und gehe langsam rein. Ich muss schnell nach oben in mein Bad. Ich brauche mein Insulin unbedingt.

Schwankend gehe ich hoch in mein Zimmer und danach ins Badezimmer. Ich höre die Schritte von Alex hinter mir. Er folgt mir. Als ich im Badezimmer bin, schließe ich die Tür ab und spritze mir direkt mein Insulin, wie jeden Tag. Währenddessen höre ich immer wieder Alex gegen die Tür klopfen. „Tiana, mach bitte die Tür auf. Was ist denn los?" fragt er. Man hört seine Besorgnis. „Es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen." rufe ich zurück. „Mach die Tür auf. Ich meins ernst." meint er nun. Langsam packe ich meine Sachen weg und gehe zur Tür, die ich schließlich aufschließe. „Es ist alles gut. Beruhig dich mal." meine ich mittlerweile genervt. Ich gehe zu meinem Bett und lasse mich darauf fallen. Ich weiß mein Bruder meint es nur gut, aber so ein Verhalten bin ich nun mal nicht gewohnt. Zuhause gab es nie jemanden, der sich über mein Wohlergehen erkundigt hat. „Achte auf deine Sprache, Tiana. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Du bist ganz blass um der Nase." sagt Alex. Ich verdrehe bloß die Augen. Kann der bitte mal gehen. Mir gehts doch gleich wieder besser. Als könnte er meine Gedanken lesen, dreht sich Alex plötzlich um und geht aus meinem Zimmer. Erleichtert atme ich aus, aber diese Erleichterung hält nicht lange an. Im nächsten Moment ist Alex schon wieder in meinem Zimmer. Er hat etwas geholt und hält es in der Hand. „Was ist das?" frage ich misstrauisch. „Ich will nur Blutdruck, Fieber und deinen Sauerstoffgehalt in deinem Blut messen." sagt mein Bruder. „Nein, ganz bestimmt nicht. Kannst du bitte mein Zimmer verlassen?" spreche ich schon mit etwas lauterer Stimme. „Tiana, ich werde nicht gehen, bevor ich nicht wenigstens die paar Sachen überprüft habe." sagt Alex ganz ruhig, aber dennoch bestimmt. „Ich will es aber nicht. Check das doch mal." rufe ich laut aus. „Tiana, bitte. Es tut doch auch nicht weh und dauert nur kurz." versucht er es weiter, doch ich schüttle nur weiter hastig meinen Kopf. Ich will das einfach nicht. Er soll mich in Ruhe lassen. „Entweder du lässt dich jetzt von mir untersuchen oder wir fahren gemeinsam zu Ben in die Klinik. Der wird dann auch gegen deinen Willen das machen. Deine Entscheidung." spricht Alex ruhig. „Das kannst du nicht machen." sage ich mit großen Augen. „Doch das kann ich. Also, wie sieht's aus?" fragt er mich, während meine Wut steigt. „Na gut. Mach was du nicht lassen kannst." quetsche ich zwischen meinen Zähnen raus. Ich bin sichtlich genervt und wütend.

Nachdem ich alles über mich ergehen ließ, steht Alex auf. „Soweit scheint alles gut zu sein." meint er. „Ach, was du nicht sagst." meine ich sarkastisch zu ihm. „Ich bestelle jetzt die Pizzen. Die anderen müssten auch gleich von ihrem Dienst zurückkommen. Welche Pizza willst du?" sagt Alex, ohne auf mein Gesagtes einzugehen. „Magharita. Was arbeiten die anderen eigentlich?" frage ich. „Ben ist genauso wie ich Oberarzt in einer Privatklinik. Wir haben uns damals im Medizinstudium kennengelernt. Arian und Levin sind Polizisten. Genauer gesagt arbeiten sie in der Drogenabteilung der Polizei. Warum willst du das wissen?" fragt Alex und zieht eine Augenbraue hoch. „Nur so." antworte ich und zucke mit meinen Schultern. Alex nickt daraufhin nur und verlässt mein Zimmer. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt