Kapitel 23

3.7K 113 0
                                    

Zu Hause angekommen, schließe ich erstmals die Haustür auf und schlendere danach in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Natürlich muss gerade Ben in der Küche stehen und laufe dabei praktisch in seine Hände. Er sieht mich ernst an. Ist wohl heute nicht so gut gelaunt. Auch Arian kommt jetzt in die Küche spaziert. So langsam wird es hier drinnen voll.

„Oh, hey, Tiana. Schön dich mal wieder zu sehen. Irgendwie haben wir uns echt schon lange nicht mehr gesehen. Entweder war ich arbeiten oder du warst in der Schule." spricht er mich an. „Ja, das stimmt. Ich finde es auch schön dich mal wieder zu sehen." meine ich lächelnd. Ari ist echt nett. „Tiana, ich glaube, du solltest zu Alex gehen. Der ist ganz schön wütend auf dich, was nachvollziehbar ist. Ich wäre mindestens genauso wütend, wenn nicht noch wütender." sagt Ben streng. Meine gute Laune ändert sich schlagartig. „Wenn mich mein geliebter Bruder umbedingt sprechen will, dann kann er gerne zu mir in mein Zimmer kommen." sage ich arrogant und schaue in Ben's Augen. „Tiana." fängt er wieder an, aber da habe ich mich schon umgedreht und gehe rauf in mein Zimmer. Dieser Tag, so schön wie er auch gewesen sein mag, war echt anstrengend.

Ich gehe also ins Ankleidezimmer und suche mir ein gemütliches Outfit aus. Ich ziehe eine schwarze Jogginghose mit einem schwarzen Hoodie an. Als ich wieder herauskomme, sehe ich schon Alex auf meinem Schreibtischstuhl sitzen. Er entdeckt mich und zeigt mir das ich Platz nehmen soll, was ich auch ohne weiteres Aufregen in Kauf nehme. Ich setze mich auf mein Bett und schaue ihn erwartungsvoll an. Wie Ben mir bereits mitgeteilt hat, sieht Alex nicht wirklich erfreut aus. Auf diese Standpauke freue ich mich jetzt schon.

„Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist mir vollkommen bewusst, dass du eine Veränderung durchmachst. Dein Leben hat sich einfach von heute auf morgen verändert. Du kennst so ein Leben nicht, wo sich jemand Sorgen um dich macht, da es Martin egal war. Ihm hat es nicht gekümmert, was du gemacht hast, im Gegensatz zu mir, aber dein Verhalten geht so nicht. Du kannst nicht einfach immer machen, was du willst. Es kann ja sein das dein Vater, dir das alles durchgehen lassen hat, aber hier wird das nicht so sein." meint er. Er will noch weiter reden, aber ich unterbreche ihn. „Unser Vater. Er war deiner, sowie meiner. Aber du wolltest uns nicht und bist einfach abgehauen." schreie ich ihn an.

Ich kannte Alex bis vor ein paar Wochen nicht. Ich wusste nicht, dass ich einen Bruder habe. Er hat sich ein wunderschönes Leben aufgebaut, ohne an mich zu denken. Wir, seine Familie, war ihm scheißegal. Jetzt, wo ich es das erste Mal angesprochen habe, merke ich erst, wie sehr mich das alles verletzt hat. Das erste Mal habe ich eine Erklärung im Kopf, warum ich ständig so schlecht gelaunt, wütend und genervt bin. Er ist der Grund. Er wollte mich nicht sehen. Ich war ihm nicht wichtig genug. Diese Information prasselt auf einmal auf mich hinab. Meine Gedanken spielen verrückt. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.

„Hey, Tia. Kannst du mich hören?" fragt Alex und holt mich somit wieder aus meiner Gedankenwelt heraus. Verwirrt blicke ich zu ihm. Mittlerweile kniet er vor mir und betrachtet mich besorgt. „So war das nicht. Du warst noch zu klein, um dich an das alles zu erinnern, aber ich wollte dich doch nie alleine lassen." spricht er einfühlsam, aber das einzige was ich sehe, ist diese Wut, die ich auf ihn habe. „Doch. Du hast uns alle alleine gelassen und dich nie mehr gemeldet, deshalb wusste ich nichtmal, dass ich einen älteren Bruder habe. Ich hasse dich." ich schreie so laut, dass das die ganze Nachbarschaft mitbekommen muss.

Mittlerweile stehe ich bereits und Alex steht vor mir. Ich versuche ihn von mir weg zu schubsen, aber er ist einfach zu stark. Er greift nach meinen Armen und will mich beruhigen, aber das lasse ich nicht zu. „Verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen. Hau ab, so wie du es schon einmal getan hast. Warum hast du mich überhaupt hier her geholt, wenn du mich überhaupt nicht willst?!" rufe ich laut aus. „Weil du mir wichtig bist, hörst du. Ich-" weiter kommt er nicht, da ich ihn wieder unterbreche. „Geh weg von mir." Ich schlage ihm auf die Brust und versuche mit all meiner Kraft ihn aus meinem Zimmer zu bringen. Er mustert mich nur besorgt, aber reagiert dann endlich mal und geht langsam aus meinem Zimmer.

Sobald er weg ist, werfe ich mich auf mein Bett und weine hemmungslos. Wie konnte er mir das alles nur antun? Papa hat mich zwar verletzt, aber es hat nie so weh getan, als das hier. Ich hasse Alex, meinen Bruder. Warum war ich ihm nicht wichtig genug? Warum hat er sich nie bei mir gemeldet? Tausend Fragen prasseln auf mich ein.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt