Kapitel 3

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Nach einer knappen halben Stunde, richtet sich Frau Siffert endlich an mich. „Tiana, ich habe gute Nachrichten für dich. Ich weiß, dass das jetzt richtig überraschende Neuigkeiten für dich sein werden, aber du hast einen Bruder." Was redet diese komische Frau da. Ich habe keinen Bruder. Das wüsste ich doch, oder?

„Er ist bereits 26 Jahre und heißt Alexander Hoffmann. Er wird dich zu sich nehmen. Allerdings gibt es dabei ein kleines Problemchen. Er wohnt in Köln. Das heißt, du wirst nach Köln umziehen müssen." meint sie gefühllos. „Wie bitte?" frage ich ziemlich erschrocken und überfordert. „Liebes, sei froh. Du musst nicht in ein Heim ziehen. Es wird bestimmt schön sein bei deinem Bruder." sagt Frau Siffert.

Ich kenne ihn doch gar nicht und wenn es so schön war, wie bei meinen Vater, dann habe ich es bestimmt wunderschön dort. Ich wurde geschlagen, habe viel zu viele Narben davon. Ich weiß noch, wie er eines Tages oder besser gesagt mitten in der Nacht nach Hause kam. Er war stockbesoffen und hat mich aus meinem Bett gezerrt. Er meinte, er müsse mir eine Lektion erteilen, obwohl ich nichts angestellt habe. Daraufhin hat er mich fast bewusstlos geschlagen. Aber das war noch nicht alles. Er hat seine Zigaretten an mir ausgedrückt. Die Narben davon an meinem Bauch kann man heute noch ganz genau sehen.

„Hallo, hörst du mir zu?" wedelt die Hand, der Jugendamtsmitarbeiterin vor meinem Gesicht umher. Ich schrecke leicht hoch. „Ehm, Entschuldigung ich war in Gedanken. Was haben Sie gesagt?" frage ich. „Ich habe gesagt, dass ich dich zum Bahnhof begleiten werde, da du mit dem Zug nach Köln fahren wirst. Dein Bruder wird dich dann dort vom Bahnhof abholen. Er kann leider nicht nach Stuttgart kommen, um dich direkt abzuholen." meint sie. Ich nicke nur.

Nachdem sie mir noch schnell ein Zugticket in die Hand gedrückt hat, verabschiedet sie sich auch schon und wünscht mir noch alles Gute, da der Zug gerade einfährt. Im Zug schlafe ich erstmal ausgiebig eine Runde.

Kurz bevor der Zug zu einem Stopp in Köln kommt, werde ich zum Glück wieder wach. Langsam richte ich mich aus meiner unbequemen Position auf und orientiere mich erstmal. Kurz darauf muss ich auch schon aufstehen, denn der Zug ist bereits an meiner Haltestelle angekommen. Ich hoffe nur, dass ich diesen Alexander schnell finde und vor allem, dass er nett zu mir ist und mich gut behandelt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese ganze Prozedur, die mich mein Vater unterzogen hat, noch ein zweites Mal überstehen würde.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt