Kapitel 13

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Ich drehe mich wieder um und will nach oben laufen, doch ich renne direkt in die Arme von Levi. Ich bin völlig am Ende. „Hey, shhh. Du musst dich beruhigen." spricht er sanft. Er hebt mich vorsichtig hoch und geht mit mir ins Wohnzimmer. Die Tränen laufen nach wie vor unaufhörlich meinen Wangen hinunter. Ben kommt auch zu uns ins Wohnzimmer. Von hier aus kann man auch ins Esszimmer sehen. Ich kann sehen, wie fertig Alex ist. Ari redet mit ihm. Er ist so fertig wegen mir. Nur durch diese blöde Untersuchung. Ich hätte das einfach nicht zulassen dürfen. Ich hätte mich gegen diese Untersuchung stärker wehren müssen, dann würde es meinem Bruder nicht so schlecht gehen.

Ich schluchze laut auf, während Ben mir vorsichtig meinen Rücken streichelt. „Tia, bitte sei ehrlich. Wir haben recht oder? Dein Vater hat dich geschlagen?" redet Levin leise auf mich ein. Ich vergrabe meinen Kopf in seiner Halsbeuge und nicke ganz leicht, aber stark genug, dass Levin und Ben es sehen können. „Ok, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut, aber du musst langsamer atmen. Schaffst du das für mich?" sagt Ben. Es geht aber nicht. Ich kann mich nicht beruhigen. Ich weine und weine. Meine Atmung geht immer schneller. Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Bilder von früher spielen sich wieder in meinem Kopf ab, wie er mich schlägt. Mit seinem Gürtel. Diese Schmerzen. Alles schmerzt.

„Hey, Tia. Schau mich mal kurz an." versuchen Ben und Levin schon eine ganze Weile wieder meine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber ich ignoriere sie. Auf einmal nimmt Levin meinen Kopf so, dass mir Ben eine Tablette in den Mund geben kann. Was ist das? „Ganz ruhig. Gleich wird es besser werden. Gleich wirst du dich beruhigen." sagt Ben sanft. Irgendwann werde ich so müde, dass ich einfach auf dem Schoß von Levin einschlafe.

Alex' Sicht

Ich kann das nicht glauben. Wie kann er nur? Wie kann das Martin seiner eigenen Tochter antun? Ich kann ihn schon lange nicht mehr als Vater bezeichnen. Er hat mich damals ohne jeglichen Grund einfach so aus dem Haus geschmissen. Bis heute weiß ich nicht, warum. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Zum Glück konnte ich zu dieser schwierigen Zeit bei Freunden unterkommen. Ich habe den Kontakt dann zu ihm abgebrochen. Tiana war noch zu klein, um sich an mich erinnern zu können. Ich habe zwar immer wieder versucht zu ihr Kontakt aufzunehmen, aber das wurde alles von Martin abgeblockt. Er ist ein furchtbarer Mensch.

„Hey Alex, mach dich nicht so fertig. Du kannst nichts dafür, hörst du." versucht mich Arian von meinen Gedanken abzulenken. „Doch. Ich hätte sie besuchen müssen, ich hätte stärker versuchen müssen Kontakt zu ihr aufzubauen, dann wäre es nie so weit gekommen." meine ich. „Nein, du wusstest es nicht und konntest es auch nicht wissen. Mach dich nicht so fertig. Jetzt bist du für deine Schwester da. Du wirst sie jetzt beschützen. Das was in der Vergangenheit liegt, kann keiner ungeschehen machen, aber wir werden dafür sorgen, dass er seine verdiente Strafe bekommt. Tiana wird es ab jetzt gut gehen und ein gerechtes, schönes Leben haben." Ich nicke schwach. Irgendwie hat er ja recht. Ich kann nichts mehr verändern was geschehen ist, nur noch das was jetzt kommt.

„Tiana schläft jetzt, aber ich musste ihr ein Beruhigungsmittel geben, weil sie auf nichts mehr reagiert hat und immer mehr hyperventiliert hat." sagt Ben, als er auf mich zukommt. Ich nicke nur. Warum muss das alles nur so schwierig sein? Warum ausgerechnet meine kleine Schwester? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, in welch einer Hölle sie jahrelang leben musste. Aber jetzt werde ich ihr ein besseres Leben bieten. Tiana wird nie wieder zu ihm zurück müssen. Ich werde dafür sorgen, dass er im Knast verrotten wird. Mit diesem Gedanken gehe ich nach oben, um schlafen zu gehen.

Zuerst schaue ich aber noch schnell in Tiana's Zimmer. Sie schläft friedlich in ihrer Decke eingehüllt. Ich setze mich an ihre Bettkante und sehe ihr dabei zu. Tia sieht so friedlich und unbeschwert aus, wenn sie schläft. Man könnte meinen, ihr wäre im ganzen Leben noch nie etwas Tragisches zugestoßen, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Leider. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und sie schon viel früher da raus holen. „Du solltest auch schlafen gehen, Alex. Du siehst müde aus." flüstert Ben, als er in der Tür steht. Schnell drücke ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich ihr Zimmer wieder verlasse und endlich diesen schrecklichen Tag hinter mir lassen kann.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt