Kapitel 52

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Tiana's Sicht

Irgendwie bin ich extrem nervös. Ungeduldig warte ich schon seit einigen Stunden auf Alex. Na gut einige Stunden ist vielleicht etwas übertrieben. Es sind circa um die zwei Stunden vergangen, seit mein Bruder zur Schule aufgebrochen ist. Meine Ungeduld wird immer größer bei jeder Minute, die verstreicht. Hoffentlich muss ich nicht zurück in diese Schule. Zumindest will ich nicht hin, wenn Viktoria und die anderen noch dort sind. Dann gehe ich auf keinen Fall hin. Ich will einfach nur, dass alles besser wird. Ich ertrage keinen weiteren Tag in dieser Hölle.

Meine Verletzungen sind zum Glück schon wieder am Abheilen. Allerdings sieht man sie trotzdem noch von 5 Meter Entfernung, zumindest die in meinem Gesicht. Sie tun zwar auch noch weh, aber es wird von Tag zu Tag besser.

Wieder einmal klopft es an meiner Zimmertür. Ein genervtes Ja dringt aus meiner Kehle. Arian ist jetzt bestimmt schon zum dritten Mal in diesen zwei Stunden hier und will nach mir sehen, ob alles gut ist. Ich meine, man kann es auch eindeutig übertreiben. „Hast du Hunger? Willst du etwas essen?" fragt er mich. „Wie oft willst du jetzt eigentlich noch rauf kommen und nachschauen, ob es mir gut geht? Weißt du was, du kannst auch gleich hier bleiben und mir Gesellschaft leisten." sage ich ironisch. „Echt? Na dann." Ari will sich gerade auf meinen Schreibtischstuhl nieder setzen als ich ein Kissen nach ihm werfe. „Man das war ein Spaß. Du kannst gerne wieder gehen." sage ich Augen verdrehend. „Nein, du wolltest, dass ich hier bleibe und das bleibe ich jetzt auch." sagt er und grinst breit.

Manchmal weiß ich nicht, ob ein kleines Kind vor mir steht oder Arian. Er ist einfach der Lustige von uns hier im Haus. Er geht mir jetzt gerade aber sowas von auf die Nerven. Daraufhin drehe ich mich in meinem Bett um und schreie mal so richtig in mein Kissen. „Alles ok, Tia?" fragt mich jetzt Arian wieder total belustigt. „Du nervst." schreie ich wieder ins Kissen. Die Situation ist etwas komisch, aber auch lustig.

Plötzlich hören wir wie unten die Haustür aufgeschlossen wird. Das muss Alex sein. Die anderen haben bis heute Abend noch Dienst. Augenblicklich werde ich wieder nervöser. Eigentlich will ich gar nicht erfahren, was bei diesem Gespräch herausgekommen ist. Bei meinem Glück ist das sicher nichts Gutes. „Na komm, so schlimm wird es schon nicht gelaufen sein. Außerdem stehen wir immer auf deiner Seite. Vergiss das nicht." redet mir Arian gut zu. Mit einer Geste zeigt er mir, dass wir nach unten gehen sollen, was wir dann auch machen.

„Na wie war's? Was ist herausgekommen?" fragt Ari direkt, als er Alex erblickt. „Herr Schelling will zuerst noch mit den anderen Schülern reden und sich deren Version der Geschichte anhören." sagt er emotionslos. Das ist auf jeden Fall nicht das, dass ich erwartet habe. Ich muss zugeben, dass ich mir relativ sicher war, dass zumindest Viktoria von der Schule fliegen wird, aber jetzt. Jetzt kann es sein, dass man mir nicht einmal glaubt, obwohl die Verletzungen eindeutig dafür sprechen. Ich kann richtig spüren, wie mir bei diesem Gedanken übel wird. Mein Magen zieht sich zusammen. Warum muss mein Leben eine reine Hölle sein? Erst Mama, dann Papa und jetzt noch diese verdammte Schule. Ich kann nicht mehr.

Blitzschnell drehe ich mich um und laufe zurück in mein Zimmer, wo ich mich erstmal einschließe. Tränen sammeln sich in meinen Augen und verlassen diese auch einen Moment später. Warum immer ich? Warum kann nicht einmal etwas gut laufen? Ich bin zu Alex gezogen und endlich war alles gut und dann kam Luca und diese blöde Viktoria. Nur weil sie auf Luca steht, muss sie jetzt mein Leben zur Hölle machen. Ich kann doch gar nichts dafür, dass Luca von der Schule geflogen ist. Er hat schließlich mit Drogen gedealt und hat was weiß ich noch alles gemacht.

„Tia, mach bitte die Tür auf." höre ich die Stimme meines großen Bruders von der anderen Seite der Tür. Er klingt sehr besorgt, verständlich. Ich weine und weine immer weiter. Immer wieder will mich Alexander dazu bringen, die Tür aufzumachen, doch ich kann einfach nicht.

„Tia, bitte. Mach die Tür auf. Was ist denn los? Es ist alles gut. Ich verspreche es dir." ruft er. Ich bin gefangen in meiner Welt, in der ich zu nichts mehr als zu weinen fähig. Ich liege zusammengerollt auf meinem Teppich vor dem Bett. „Zum Glück bist du da. Schnell, mach die Tür auf. Ich weiß nicht, was sie macht. Hoffentlich, nicht das, was ich denke." höre ich ganz leise Alex' Stimme hinter der Tür. Mit wen redet er denn?

Kurz darauf öffnet sich auch schon meine Tür und Alex stürmt auf mich zu. „Tia, shh beruhige dich." Alex umarmt mich so fest. Langsam schaukelt er mich hin und her bis ich immer ruhiger werde. Mit seiner sanften Stimme und den beruhigenden Wörtern, die er sagt, gelingt ihm das auch relativ schnell. Völlig fertig schlafe ich irgendwann in den Armen von meinem Bruder ein. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt