Kapitel 29

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Jemand rüttelt an meiner Schulter. Langsam öffne ich meine Augen uns sehe Levin vor mir stehen. „Na komm schon. Du musst ins Bett und deinen Rausch ausschlafen." sagt er und geht gemeinsam mit mir ins Haus, wobei er mich wieder am Oberarm ergriffen hat. Mich wundert es, warum noch Licht brennt.

„Tiana! Was bin ich froh, dass dir nichts passiert ist." stürmt plötzlich Alex auf mich zu. „Weißt du, welche Sorgen ich mir gemacht habe?" fährt er fort. Ich blicke nur stur auf den Boden. „Alex, ich glaube wir müssen uns mal unterhalten." sagt Levin nun tot ernst. „Und du gehst rauf schlafen, verstanden?" richtet er sich an mich. Ich nicke und folge seinen Anweisungen.

Levin's Sicht

„Komm, wir gehen ins Wohnzimmer." sage ich zu Alex, der mich mustert. Im Wohnzimmer setzen wir uns beide auf die Couch und ich erkläre ihm langsam die Sachlage. „Also wir hatten einen Einsatz. Es ging um eine Party bei der, der Verdacht nahe lag, dass dort Drogen im Umlauf sind. Wir sind hin und haben eine Razzia durchgeführt. Arian hat dann Tiana entdeckt. Wie du bestimmt gesehen hast, hat sie mal wieder einiges an Alkohol getrunken, aber nicht nur das." Ich atme einmal tief durch, bevor ich mit meiner Erzählung weiterfahre. „Sie hat auch irgendwelche Drogen genommen. Ihre Pupillen sind riesig. Tiana wollte nicht sagen, was es für welche waren. Laut ihr, war es aber nichts schlimmes. Das sind ihre Worte dazu." sage ich Alex schließlich. „Wie bitte? Was sagst du? Das kann nicht sein. Sie würde das nicht machen." meint er. Man sieht ihm deutlich an, dass er damit überfordert ist. „Doch Alex. Tiana, deine kleine Schwester, hat Drogen genommen. So kann das nicht mehr weitergehen. Sie macht, was sie will und hat keinen Respekt vor keinem." sage ich. „Ich weiß. Morgen in der Früh muss ich sowieso arbeiten. Ich werde sie mitnehmen und testen lassen. Dieses Verhalten wird natürlich Konsequenzen haben." seufzt Alex. „Hey, wir sind immer für dich da und stehen dir bei. Wenn du mit allem überfordert bist, kannst du uns auch immer etwas abgeben, was Tiana angeht. Wir kümmern uns gerne um sie." meine ich und klopfe ihm auf den Rücken. „Danke! Ich glaube, es ist am besten, wenn wir uns mal alle gemeinsam an den Tisch setzen und ein Gespräch führen." Ich nicke aufgrund seines Vorschlags. Das ist eine gute Idee.

Tiana's Sicht

„Tiana, aufwachen!" ruft Alex, als er durch die Tür kommt. Grummelnd drehe ich mich um. Was will Alex denn so früh? „Tiana, ich will mich nicht wiederholen müssen. Steh jetzt auf. In 15 Minuten bist du unten." meint er streng. Warum hat Alex so eine schlechte Laune? Langsam setze ich mich in meinem Bett auf und schau umher. Mir ist so schlecht. Auf einmal kommen mir einige Erinnerung von letzter Nacht wieder in den Kopf. Oh nein! Das Weed, die Drogen. Sie wissen es. Ich bin sowas von einen Kopf kürzer. Schnell stehe ich auf und mache mich fertig.

Zehn Minuten später bin ich fertig und gehe gerade in die Küche, wo auch schon Alex mit einer Tasse Kaffee in der Hand steht. „Hast du dein Insulin genommen?" fragt mich mein Bruder kalt. Ich nicke. Immer mal wieder fragt er mich, ob ich es genommen habe. Wahrscheinlich macht er sich nur Sorgen, auch wenn es dafür keinen Grund gibt. „Na gut, dann können wir ja los." murmelt er nun leise. „Wohin?" frage ich genau so leise. Es ist noch sehr früh, erst kurz vor sechs. „Ins Krankenhaus. Ich muss arbeiten und du kommst mit." Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe. Warum soll ich denn jetzt mitkommen? Ich muss doch gleich in die Schule. Zögerlich folge ich Alex zum Auto. Ich habe kein gutes Gefühl dabei.

Im Krankenhaus laufe ich Alex wieder hinterher. Er läuft zielstrebig in eine Richtung. „Geh da rein und warte auf mich. Ich komme gleich. Und, Tiana, bitte bau keinen Mist." sagt er. Alex er ist sichtlich enttäuscht von mir. Das wollte ich doch gar nicht.

Kurze Zeit später geht die Tür des Behandlungszimmers, in dem ich sitze, auf. Ich weiß nicht, was ich hier soll. „Alex, warum bin ich hier?" frage ich nervös. Er allerdings antwortet mir nicht. Er schaut mich nicht einmal an, sondern steht mit dem Rücken zu mir. Mein Bruder scheint etwas vorzubereiten. Als er sich zu mir umdreht und auf mich zukommt, verziehe ich meine Augen zu schlitzen. Was will er verdammt nochmal?

Ich sitze auf einer Liege, da mir das vorhin mein Bruder befohlen hatte. Alexander setzt sich jetzt ebenfalls, allerdings auf einen dieser Rollhocker und rollt damit auf mich zu. In seinen Hände befinden sich einige medizinische Sachen, die ich nicht zuordnen kann. Es macht mich ganz schön nervös.

„Mach deinen Ärmel mal hoch." sagt er und legt die Sachen neben mir auf der Liege ab. Jetzt kann ich auch erkennen, was er will. Er will mir Blut abnehmen. Davon bin ich ehrlich gesagt nicht so begeistert. Als ich nicht auf die Aufforderung meines Bruders reagiere, nimmt er einfach meinem Arm und macht es selbst. Danach streift er mir diesen Stauschlauch über, desinfiziert die Stelle in meiner Armbeuge und pikst auch schon hinein. Kurz verziehe ich mein Gesicht und schaue dabei zu, wie das Blut sich in diesem Röhrchen sammelt. Kurzzeitig wird mir von dem Anblick schwummrig. Alex zieht die Nadel wieder aus meinen Arm heraus, als er fertig ist und gibt ein Pflaster darauf.

„Du bleibst heute bei mir im Krankenhaus bis ich Feierabend habe. Du wirst keinen Mist bauen und dich ruhig und angemessen verhalten, verstanden?" sagt er plötzlich mit einer scharfen Stimme. Er sieht ziemlich ernst aus. Ich habe es wohl echt verbockt. Irgendwie sind meine wütenden Gedanken über Alex verfolgen. Dass Alex mich verlassen hat und mich mit meinem Vater alleine gelassen hat, zählt jetzt nicht mehr. Das einzige was ich noch verspüre, sind Schuldgefühle. Enorme Schuldgefühle. Ich nicke. „Wir reden heute Abend." meint er noch als er aufsteht und mich am Oberarm ergreift und mich somit mit sich mitzieht. Wir gehen in sein Büro, worin ich auch die nächsten acht Stunden verbringen werde. Ich schätze, dass das wohl eine der Strafen ist, die ich bekomme.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt