Kapitel 47

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Zurück von CT, was zum Glück schnell vorbei war, nehmen mich die beiden wieder unter die Lupe. Genau wie vorhin schon, weigere ich mich stets den Pulli auszuziehen. Mein Körper ist übersäht von Viktoria's Schlägen. Wenn ich meinen Oberkörper frei machen würde, würden sie das alles sehen und Fragen stellen, die ich auf keinen Fall beantworten will. Außerdem wären da noch die Schnitte. Wenn sie diese sehen, bin ich noch viel schlimmer dran. Es geht einfach nicht.

„Was willst du vor uns verstecken, Tia?" fragt Ben ruhig weiter. „Nichts!" rufe ich laut. „Na dann, hast du auch kein Problem deinen Pulli jetzt auszuziehen. Geschieht das nicht, dann sorge ich höchstpersönlich dafür, dass du ein Zimmer hier bekommst." spricht nun mein Bruder seine Drohung aus. Er ist sichtlich mit den Nerven am Ende, genau so wie ich.

Er kann das nicht machen. Unter keinen Umständen will ich hier bleiben. Irgendwas haben Krankenhäuser an sich. Sie wirken angsteinflößend, vor allem in der Nacht. Ich werde hier nicht bleiben. „Viel Spaß dabei. Ich bleibe nicht hier." sage ich siegessicher. „Dein Bruder hat recht. Wir wissen nicht, welche Verletzungen du hast und somit ist das für mich als dein behandelnder Arzt eine Indikation, dich hier zu behalten." Wie kann Ben mir bitte so in den Rücken fallen? Wild schüttle ich den Kopf. So langsam werde ich panisch. Ich sehe, dass die beiden die Oberhand bei dieser Diskussion haben und dass ich verliere. Wie konnte ich nur in so eine Situation hinein geraten?

„Na komm schon, Tiana." Alex ist dieses Mal wieder ganz ruhig, wahrscheinlich weil er meine Verzweiflung sieht.

Endgültig gebe ich auf und ziehe ganz langsam den Pullover über meinen Kopf. Tränen laufen über meine Wangen. Ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Die erste Reaktion meines Bruders ist, dass er seine Augenbrauen zusammenzieht. Er ist geschockt. Anscheinend hat er einen anderen Anblick erwartet. Als Alex sich wieder etwas gefangen hat, kommt er auf mich zu und schließt mich einfach in seine Arme. „Bitte sag mir doch, was los ist." fleht er mich an. Ich weine immer stärker. „Ich mag nicht mehr in diese Schule gehen." meine ich ganz leise unter vielen Schluchzern.

Alex löst sich langsam wieder von mir und sieht sich meinen Körper noch einmal genauer an. Ben tut es ihm gleich. Plötzlich ergreift aber Benjamin mein linkes Handgelenk und dreht es leicht. Er sieht die Schnitte. Ich drehe meinen Kopf weg. Ich will hier weg. Mir fällt es immer schwerer Luft zu bekommen. „Tia, wir bekommen das alles wieder hin. Ich verspreche dir das." sagt mein Bruder. „Aber du musst langsamer atmen, hörst du?!" spricht er weiter. Ich will ja, aber es geht nicht. Ich bekomme einfach keine Luft. Immer mehr schwarze Punkte treten in meinem Sichtfeld auf. Mir ist schwindelig. Auf einmal spüre ich wie durch Watte einen leichten Pieks an meiner Hand.

„Tiana, geht's wieder?" fragt Ben. Überrumpelt sehe ich zu meiner Hand. Er hat mir einen Zugang gelegt und mir anscheinend etwas gegeben, denn meine Atmung verbessert sich wieder. Zum Glück. Langsam nicke ich.

„Wir werden darüber später sprechen." meint Ben an mich und meinen Bruder gerichtet. Er zeigt dabei auf meinen Unterarm. Spätestens jetzt hat auch Alex die Verletzungen am Arm gesehen. Diese Unterhaltung will ich nicht führen. Ich weiß, dass sie sich nur Sorgen machen, aber die sollen mich doch einfach nur in Ruhe lassen.

„Die Hämatome sind bestimmt sehr schmerzhaft, aber ich kann keine Brüche feststellen." sagt Ben, während er sich meine Arme genauer ansieht. „Deine Rippen bereiten mir allerdings etwas Sorge. Ich werde davon noch schnell ein Ultraschall machen, nur um sicher zu gehen." erzählt er weiter und holt auch schon dieses komische Gerät. Danach gibt er Gel auf diesen Kopf, mit dem er dann auf meinen Rippen und auch am Bauch entlang fährt.

„Soweit sieht alles gut aus. Tiana, solltest du Schmerzen haben und Medikamente wollen, da geh bitte zu deinem Bruder oder zu mir. Nimm dir bitte nicht einfach selber welche aus dem Medikamentenschrank. Du weißt nicht, welche Auswirkungen das haben kann, wenn du die falschen Medikamente oder die falsche Dosis zu dir nimmst." Ben redet eindringlich auf mich ein. Leicht nicke ich. Mittlerweile bin ich echt schon müde. Ich finde es allerdings echt übertrieben, dass er mich so kontrollieren will. Ich weiß, dass das gefährlich sein kann, aber diese Predigt habe ich schon einmal von meinen Bruder gehört, als ich einfach so wegen meinen Unterleibsschmerzen Tabletten genommen habe. Das brauch ich nicht noch einmal hören.

Ben und Alex bereden noch einige Sachen miteinander, während ich einfach nur auf der Liege rumliege. Ich kann fühlen, wie meine Augen von Sekunde zu Sekunde schwerer werden. Ich bin echt sehr müde, aber dieser Tag heute war auch echt anstrengend. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt