Kapitel 9

5.6K 145 7
                                    

Am Abend kommen Alexander und Ben von ihrer Schicht im Krankenhaus wieder. Ich bin mir sicher, dass Levin und Arian ihnen sofort alles erzählen werden, was heute passiert ist. Bei diesen Gedanken kann ich nur meine Augen verdrehen.

Irgendwie habe ich ein bisschen Angst vor Alex' Reaktion. Der wird sicher nicht begeistert davon sein, dass ich ihm meine Krankheit verschwiegen habe. Aber eigentlich hätte er mich auch einfach fragen können, ob ich irgendwelche Krankheiten oder so habe, auch wenn dieser Gedanke sehr weit hergeholt ist. Schließlich ist es komisch, wenn man bei der ersten Begegnung mit jemanden direkt fragt, ob man Vorerkrankungen hat.

Ein Klopfen lässt meinen Blick zur Tür wandern. Mit einem leisen „Ja" meinerseits, kommt Alex ins Zimmer. „Tiana, kommst du mal bitte mit runter. Essen ist auch gleich fertig." sagt mein Bruder. Mit einem Brummen steige ich aus meinem Bett. Alex wartet bei der Tür auf mich, welche er mir zum Durchgehen offen hält. Als ich auf den Weg nach unten bin, folgt Alex mir bereits. „Wohin?" frage ich leise. Ich will dieses Gespräch nicht führen. „Ins Esszimmer." antwortet er. Mit kleinen Schritte laufe ich dort hin und lasse mich auf einen der Stühle nieder. Die anderen sind bereits alle da, inklusive Ben.

„Tiana, Arian und Levin haben uns erzählt, was heute los war. Willst du dazu etwas sagen?" Leicht schüttle ich meinen Kopf. „Nicht? Du hast uns nichts zu sagen?" fragt Alex ungläubig nach. „Was soll ich noch sagen? Ihr wisst doch eh schon alles. Ich hab keinen Bock auf so einen Mist hier." sage ich niedergeschlagen und werde zum Ende hin immer lauter. Mit meinen Händen zu Fäusten geballt, stehe ich auf und will zurück in mein Zimmer laufen. „Ich glaube, es ist besser, wenn du hier bleibst." mischt sich nun Levin ein. Er stellt sich mir so in den Weg, dass ich keinen anderen Möglichkeit habe, als mich wieder hinzusetzen. „Du hast also Diabetes. Ich gehe davon aus, dass es Typ 1 ist, oder?" will Ben wissen. Ich allerdings antworte nicht, sondern verschränke nur meine Arme vor der Brust. „Es reicht, Tiana. Wir machen uns nur Sorgen und wollen dir helfen." spricht Alex. „Es muss sich aber keiner Sorgen machen und Hilfe brauche ich auch von keinem. Es geht mir gut. Ich komme super alleine zurecht, so wie die letzten Jahre auch schon." sage ich wütend. Den letzten Teil flüstere ich allerdings nur noch. „Ich bin mir sicher, dass du dich damit auskennst und gut zurecht kommst, aber trotzdem würden wir gerne mit dir darüber reden. Es ist nur zu deinem Besten." spricht Ben. Irgendwie mag ich ihn. Er ist immer ruhig, egal wie sehr ich mich aufrege oder wie stressig die Situation ist.

„Was wollt ihr wissen?" gebe ich schließlich nach. Einen anderen Ausweg gibt es ja eh nicht. „Seit wann weißt du, dass du daran erkrankt bist?" fragt Alex. Boah, wie ich die ganze Situation hier hasse. „Als ich acht war oder so." meine ich. „Ok. Wie oft spritzt du dir Insulin und wann warst du das letzte Mal deshalb beim Arzt, um alles kontrollieren zu lassen?" wird mir von Ben die nächste Frage gestellt. „Drei Mal am Tag." sage ich. Die zweite Frage will ich nicht beantworten. Der letzte Termin beim Arzt ist schon lange her. Da mich mein Dad geschlagen hat, durfte ich nicht mehr zum Arzt, sonst hätte man meine ganzen Verletzungen von ihm, entdeckt. „Und wann war dein letzter Kontrolltermin?" fragt Alex weiter nach. Ich zucke bloß mit den Schulter. „Tiana, sag die Wahrheit. Wann warst du zuletzt beim Arzt." sagt Alex. „Ich weiß es nicht mehr. Es ist schon lange her." antworte ich nun schließlich doch. „Warum?" mischt sich nun auch noch Arian ein. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Muss das sein?! Ich will hier nicht mehr sitzen und tausend Fragen von denen beantworten. Tränen bilden sich in meinen Augen, die ich aber wieder schnell wegblinsle. „Weil... müsst ihr nicht wissen." weiche ich aus. „Ok, gut. Dann holen wir das nach." sagt Ben. Ganz bestimmt nicht. Ich lasse mich nicht untersuchen, von keinem.

Als niemand mehr etwas zu diesem Thema zu sagen hat, fangen wir an zu essen. Danach gehe ich nur noch nach oben, um mich fürs Bett fertig zu machen. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt