Kapitel 18

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„Hey, Tia. Aufwachen. Das Abendessen ist fertig. Ben und ich warten schon auf dich." Langsam öffne ich meine Augen und sehe Alex, der an meiner Bettkante sitzt und seine Hand auf meiner Schulter abgeleckt hat. Gerade als er aufstehen will, sieht er verdächtig auf meinen Nachtschrank. Skeptisch blicke auch ich hin und was ich da sehe, verschlägt mir die Sprache. Nein! Er darf das nicht sehen. Warum habe ich es auch nicht einfach weggeräumt?!

Kurz blickt Alex mich an und geht dann aber Richtung Tür. Habe ich etwas verpasst, oder warum spricht er mich darauf nicht sofort an. Normalerweise ist gerade er immer sehr streng, was Medikamente angeht. Klar, kann ich das verstehen, aber in meinem Fall hat es einen Grund, worüber er sich keine Gedanken machen muss. „Tiana, komm jetzt runter. Wir wollen essen." meint er, als er sich in der Tür beim Rausgehen noch einmal umdreht. Jetzt klingt er schon nicht mehr so ruhig und nett. Etwas Zorn, aber vor allem Besorgnis kann man aus seiner Stimme heraushören.

Unten angekommen krieche ich auf meinem Stammplatz im Esszimmer. Ben und Alex sitzen natürlich bereits schon dort und schaufeln sich das Essen auf die Teller. Als ich nicht zugreife, nimmt Alex meinen Teller und gibt etwas vom Essen darauf. Es gibt Brokkoli mit Reis und Hühnchen. Ich hasse Brokkoli. Dieses Zeug schmeckt einfach ganz und gar nicht gut. Da kann man sagen was man will.

Angewidert verziehe ich mein Gesicht, als mein Bruder mir meinen Teller wiedergibt. „Du brauchst gar nicht so schauen. Das Gemüse wird gegessen. Du hast heute ja eh schon ein sehr vitaminreiches Mittagessen gehabt." meint mein Bruder daraufhin. Ich verdrehe bloß die Augen. „Was war denn?" fragt Ben beiläufig. Bevor Alex aber antworten kann, sage ich auch schon „Nichts, was dich angehen sollte." Daraufhin bekomme ich einen strengen Blick von beiden. „Tiana, wie oft soll ich dir das noch sagen. Du sollst etwas mehr Respekt vor uns haben." Gelangweilt nicke ich einfach.

Nach dem Essen will ich natürlich wieder rauf in mein Zimmer, aber wie soll es auch anders sein, werde ich aufgehalten. „Du bleibst noch hier. Wir haben etwas zu bereden." sagt Alex und Ben nickt dabei als Zustimmung. „Was tut dir weh?" fragt mein großer Bruder. Ich seufze lautstark. „Keine Ahnung." meine ich schulterzuckend. Ich will nicht darüber reden, dass ich meine Tage habe. Das ist mir vor meinem Bruder und seinem Freund einfach unangenehm und peinlich, auch wenn beide Ärzte sind.

„Ok, andere Frage. Warum schleichst du dich um sechs Uhr morgens in mein Zimmer?" Mein Blick fällt auf Benjamin. Ich bin wütend auf ihn. Warum muss er mich verpetzen? Ich habe ihm nichts getan. „Ich war nicht dort. Der da erzählt doch nur scheiße." sage ich angesäuert. „Tiana, es reicht. Zügle deinen Ton. Was ist bloß los mit dir?" wird nun auch Alex etwas lauter. Ich atme tief durch, um erstmal etwas runter zu kommen, denn ich weiß ganz genau, dass ich mich mit solchen Wörtern noch mehr Ärger provoziere.

„Mein Bauch tat weh, ok?!" meine ich jetzt leise. „Darf ich mir das mal ansehen?" mischt sich auch noch Ben mit ein. Wahrscheinlich fragt er das, weil ich meinen Bruder noch immer mit einem Todesblick anschaue. „Nein, dass darfst du nicht. Es ist alles gut." Ich weiß ich habe nicht wirklich das Recht, mich hier so aufzuführen, aber gerade im Moment kann ich nicht anders. Manchmal kann ich meine Wut einfach nicht zügeln.

Ich höre Alex laut die Luft einziehen. Wahrscheinlich versucht er bloß ruhig zu bleiben. „Wenn alles gut wäre, dann hättest du keine Schmerzen und schon gar nicht so starke, dass du Schmerzmittel schlucken musst." sagt Ben immer noch total gelassen, auch wenn sein Blick angespannt ist. Er ist heute eindeutig der Ruhigste hier am Tisch.

„Man, ich habe meine Tage. Das ist alles. Seit ihr jetzt zufrieden?!" Alex' Blick wird augenblicklich etwas sanfter. „Warum sagst du das denn nicht gleich? Aber das nächste Mal fragst du entweder Ben oder mich, ob du etwas haben kannst. Medikamente sind keine Bonbons, die man einfach so schlucken kann, wie einem lieb ist. Das kann gefährlich enden. Hörst du?" hält Alex mal wieder seine Moralpredigt. „Ja, ich hab es verstanden." antworte ich. Ich kann beide natürlich verstehen und sie machen sich bloß Sorgen, aber manchmal kann das echt nervig sein. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt