Kapitel 70

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„Was machst du hier?" frage ich ihn, als er sich neben mich setzt. „Das gleiche könnte ich dich auch fragen." meint er nur. Darauf sage ich nichts. Lange Zeit sagt niemand etwas. Meine Tränen werden in dieser Zeit aber nicht weniger. Das Gegenteil ist eher der Fall. Sie werden immer mehr. Seine Finger ich spüre sie überall an meinem Körper. Mir ist kotzübel.

„Was ist passiert? Warum weinst du?" fragt Max nach einer Weile. „Nichts." murmle ich leise. „Darf ich dich in den Arm nehmen?" fragt er dann vorsichtig. So hätte ich Max nie eingeschätzt. Ich schaue ihn lange an, bis ich irgendwann ganz leicht nicke. Daraufhin umschlingt er seine großen starken Arme um meinen kleinen zusammengekauerten Körper. „Hey, hör auf zu weinen, bitte." flüstert mir Max an den Haaransatz. „Ich kann nicht." wimmere ich. „Willst du mir vielleicht nicht doch lieber erzählen, was passiert ist?" fragt er vorsichtig. Ich schüttle aber nur meinen Kopf.

Wir sitzen bestimmt schon so eine ganze Stunde da. „Soll ich dich nach Hause bringen? Du kannst hier nicht bleiben." fragt er nach einer Weile. „Nein, nein, bitte nicht." Erneut fließen unendlich viele Tränen meine Wangen hinunter. „Okay, schon gut. Wir müssen nicht. Magst du denn mit zu mir kommen?" Max ist wirklich unfassbar nett. Langsam nicke ich. „Ok, na dann komm. Es ist zum Glück nicht weit von hier." meint er. Wir stehen also beide auf. Sofort wird mir eiskalt, da seine Wärme, die er ausstrahlt, weg ist. „Hier." Max hält mir seinen dicken Pulli hin, den ich dankend annehme.

Ich bin wirklich erleichtert, zu wissen heute nicht mehr nach Hause zu müssen. Was wenn Moritz dort noch immer ist? Er wird es immer und immer wieder versuchen. Das nächste Mal wird es nicht so glimpflich ablaufen. Ich werde mich nicht mehr wehren können.

Ganz in meinen Gedanken versunken, merke ich gar nicht, dass wir schon bei Max zu Hause angekommen sind. „Mein Vater ist auf Geschäftsreise. Das heißt, es ist niemand zu Hause. Wenn irgendwas sein sollte, schrei einfach." lächelt er. Er zeigt mir noch schnell das Gästezimmer und bringt mir gemütliche Klamotten von ihm bevor er sich verabschiedet.

Langsam ziehe ich mich um. Bevor ich jedoch die neue Kleidung von Max anziehe, begutachte ich meinen Körper in dem Spiegel der sich an der Wand befindet. Meine Handgelenke sind blau und lila. An meiner linken Wange kann man auch so langsam seine Spuren sehen. Tränen breiten sich wieder in meinen Augen aus. Ich ziehe schließlich die Sachen an und lege mich in das Bett, um zu schlafen.

Irgendwann in der Nacht wache ich schweißgebadet auf. Moritz. Es hat sich angefühlt, als ob er hier wäre. Als ob er es erneut versuchen würde. Ich versuche mir zu versichern, dass es nur ein Albtraum war. Trotzdem kann ich meine Augen nicht schließen. Ungewollt laufen mir schon wieder Tränen den Wangen entlang.

Vorsichtig trete ich aus dem Zimmer. Ich will nicht alleine sein. Ich kann nicht. Eine schreckliche Angst breitet sich in meinen Gliedern aus. Zum Glück hat mir Max vorhin noch gezeigt, wo sich sein Zimmer befindet. Leise klopfe ich an seine Zimmertür, obwohl ich mir sicher bin, dass er schläft. Als, wie erwartet, keine Antwort kommt, gehe ich einfach hinein. „Tiana, alles gut?" fragt ein verschlafener Max.

Seine Stimme ist total rau und tief. Als ich nur mitten im Zimmer stehe und mich nicht bewege, kommt er auf mich zu. „Hey, shh, ich verspreche es dir, es wird wieder alles gut werden." Er nimmt mich in den Arm. Es tut so gut, jemanden gerade im Moment bei mir zu haben. Ich schüttle auf seine Frage den Kopf. Nichts wird wieder gut. Alex ist in Sofia verliebt und sie hat nun mal ihren Sohn, der mich versucht hat zu vergewaltigen. Und er wird es wieder tun. Ich bin gefangen. „Doch, aber du musst dich beruhigen, hörst du." er zieht mich vorsichtig zu sich ins Bett. Immer wieder flüstert er mir beruhigende Wörter zu, bis ich in einen traumlosen Schlaf falle.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt