Kapitel 01 Lucas

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Kapitel 01 Lucas

Der Tag hätte eigentlich kaum mieser beginnen können

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Der Tag hätte eigentlich kaum mieser beginnen können. Am Morgen war die Kaffeemaschine verreckt, das Auto sprang erst nach mehrmaligen Versuchen an und gab äußerst seltsame Geräusche von sich, was einer Fahrt zur Werkstatt wohl unumgänglich machen würde. Auf dem Parkplatz rutschte Lukas auch noch voll auf einer Eisplatte aus und verdankte wohl nur seinen jahrelangen Training, dass er sich nicht vollends blamabel aufs Gesicht legte, sondern lediglich aufs linke Knie krachte.

Alles in allem war der Tag quasi schon gelaufen, bevor er richtig begonnen hatte. Es war Anfang Januar und der Winter hatte vor einer Woche mit voller Wucht losgelegt. Die Temperaturen immer so um den Gefrierpunkt und ein grauer Mix aus Regen, Schnee und Graupel bestimmten das Wetter seit Tagen. Für den sonnenverwöhnten Halbspanier, der bis vor einem Jahr noch in Barcelona gelebt hatte, eine ziemliche Umstellung. Doch nach dem Tod seiner Eltern hatte ihn einfach nichts mehr in Katalonien gehalten.

Sein Vater war in Deutschland geboren worden und der Liebe wegen nach Spanien gezogen. Nun war Lucas, der Arbeit wegen, wieder zurückgekehrt. Das Angebot einer der größten Firmen für Schmuck- und Bekleidungsdesign, die weltweit für diverse Unternehmen unterstützend tätig war, hatte er einfach nicht ablehnen können. Auch wenn er selbst in Katalonien kein unbeschriebenes Blatt in der Branche gewesen war. Aber das war die Firma seines Vaters gewesen. Er hatte schon immer lieber seine eigenen Ideen verwirklicht. Und das war es, was ihm BRANDS ermöglichte. In einem gewissen Rahmen, wohl gemerkt.

„Ahh... Lucas, Sie habe ich gesucht!" Die Mischung aus Vornamen und dem dennoch überhöflichen Sie war für den Designer noch immer irritierend. In Spanien galt eigentlich ein allgemeines „Du" unter Kollegen als normal. „Ich habe einen Auftrag für Sie. Einen sehr wichtigen Auftrag." In seltsam verschwörerischer Freundlichkeit legte Martin Heller, der Geschäftsführer des Unternehmens, ihm einen Arm um die Schultern und grinste ihn an, als wären sie die besten Freunde.

„Sie haben doch bestimmt von der Expansion in den spanischen Markt gehört. Unsere neue Niederlassung in Madrid wird in sechs Monaten eröffnet und wir benötigen noch ein Team, welches die Vorbereitungen trifft." „Vorbereitungen?" Irgendwie klang das Ganze sehr sehr suspekt. So suspekt, dass Lucas' Magen ihm ein deutliches Unwohlsein zu verstehen gab. Solche „Vorbereitungen" hießen meistens eher, dass das Team den ganzen Laden ins Rollen bringen musste.

„Sie sind der perfekte Kandidat, immerhin kennen Sie die Kultur besser als jeder andere und sprechen perfekt Spanisch." Oh super, dachte Lucas voller Sarkasmus und musste dem Drang widerstehen, diesen Arm von seiner Schulter zu wischen. Er wurde in ein Büro geführt, das im zweiten Stock der Firma lag und offensichtlich bis vor Kurzem noch unbenutzt gewesen war. Ein neuer runder Schreibtisch mit drei Stühlen war darin aufgestellt worden. Ein Kaffeevollautomat und zwei Laptops lagen bereit und ließen den Magen des Designers nur noch tiefer rutschen.

Das sah ganz nach einer forcierten Teambildung aus. Wo er doch ungern im Team arbeitete... Nur zwei Minuten später wurde ein junger Mann von einem anderen Vorgesetzten hinein geführt, der ebenso unglücklich über die Situation aussah wie Lucas. Und in dem Moment, wo die beiden sich erkannten, ahnten beide schon, wieso ihre Vorgesetzten ihnen nichts von dem geplanten Team erzählt hatten. Es war allgemein bekannt, das Lucas und Florian Welling sich auf den Tod nicht ausstehen konnten.

Es war ja nicht so, als hätte der eine dem anderen irgendetwas getan. Aber sie waren sich von Anfang an total unsympathisch gewesen und gingen sich fast schon instinktiv aus dem Weg. Den Impuls, die Augen zu verdrehen, nicht wirklich unterdrücken könnend, versuchte Lucas noch den Kopf zu senken, doch der Arm um seine Schultern drückte gerade fast schon fordernd zu. „Ich schätze, Sie beide kennen sich bereits. Lucas Wagner, Florian Welling. Ab sofort bilden Sie das Team Madrid für uns. Auf gute Zusammenarbeit." Irgendwie wünschte Lucas sich gerade nur eins. Schnell aus diesem Albtraum aufzuwachen.

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