Kapitel 27 Lucas

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Kapitel 27 Lucas

Das, was sich gestern bereits mit einem leichten Halskratzen und unterschwelligen Kopfschmerzen angekündigt hatte, brach in der Nacht nun mit voller Wucht aus

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Das, was sich gestern bereits mit einem leichten Halskratzen und unterschwelligen Kopfschmerzen angekündigt hatte, brach in der Nacht nun mit voller Wucht aus. Sein Kopf hämmerte, als hätte jemand unter seiner Schädeldecke eine Baustelle eingerichtet. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper schmerzte und fühlte sich unglaublich schwer an. Wenn er an seiner Stirn fühlte, glaubte er die Hitze dort schon spüren zu können, doch der Blick auf das Thermometer war ein untrüglicher Beweis. 39,5 Grad. Heute würde Florian definitiv ohne ihn im Büro auskommen müssen. Sein Blick auf den Kalender ließ ihn jedoch bedauernd seufzen. Heute wäre das Essen mit Florian gewesen. Dieses abzusagen tat ihm mehr leid, als sich auf der Arbeit krank zu melden.

Schweren Herzens schrieb er seinem Kollegen eine kurze Nachricht, dem Drang widerstehend, dahinter irgendein Smiley zu setzen und rief dann bei seinem Chef an, um ihm die Lage zu erklären. Das nächste Telefonat war mit seinem Arzt, der nach einer kurzen Videosprechstunde ein Rezept und eine Krankmeldung fertig machte, bevor Lucas sich in lockeren Jogginghosen und einem altes T-Shirt auf das Sofa legte.

Zwei schmerz- und fiebersenkende Tabletten später war er wohl irgendwann dort eingeschlafen, denn erst das Klingeln an der Tür ließ ihn irritiert die Augen wieder aufschlagen. Schwerfällig erhob er sich, nahm einen Schal von der Garderobe, um ihn sich vor den Mund zu halten und öffnete die Tür. Nur um in der nächsten Sekunde überrascht den Stoff sinken zu lassen, als er den ihm so vertrauten und liebgewonnen Haarschopf die Treppen hochkommen sah.

„Florian, was... was machst du denn hier?" Mit einer Mischung aus Scham und einer Geste, die wohl das Offensichtliche darstellen sollte, hob der Blonde einen großen Topf in seinen Händen an. „Ich dachte, wenn du schon nicht zum Essen zu mir kommen kannst..." „Kommst du zu mir?" Das, was eigentlich als zärtlicher Spott gemeint war, klang eher wie eine rostige Tür auf Abwegen, weshalb Florian leicht amüsiert lachte und nickte.

„Komm rein. Aber ich muss dich warnen, hier ist alles verseucht." Statt einer Antwort lachte der Kaufmann nur und ging dann an dem überraschten, jedoch sichtlich erfreuten Designer vorbei direkt in die Küche. Dadurch, dass seine Nase völlig dicht war, konnte er weder die sicherlich köstlich duftende Hühnersuppe riechen, noch das Parfum seines Kollegen. Und für einen kurzen Augenblick wusste Lucas nicht, was von beidem er mehr bedauerte.

„Setz dich, ich hole uns Teller." „Setz du dich, ich mach das schon. Ich weiß noch, wo alles steht." Dieses Gefühl, das dieser Satz in ihm auslöste, konnte Lucas nur sehr schwer beschreiben. Es hatte etwas Warmes, Sanftes. Wie eine kuschelige Decke, die einen umhüllte. Es ließ ihn für einen Moment alles um sich herum vergessen. Daher bemerkte er auch erst, als Florian ihn direkt ansprach, dass dieser bereits einen Teller Suppe vor sie beide gestellt und Löffel bereit gelegt hatte.

„Guten Appetit", sagte Florian schmunzelnd und deutete dann auf die Suppe, worauf Lucas leicht rot um die Wangen wurde und den Wunsch erwiderte. Ein paar Minuten aßen sie schweigend, bis Lucas Florians verstohlene Blicke in den Flur und den Wohnbereich bemerkte, den man von der Küche aus sehen konnte, da es keine richtige Trennung der Räume in seiner Wohnung gab. Überall waren Bilder von seinen Entwürfen aufgehängt, inklusive der zumeist äußerst ansehnlichen männlichen Models, die sie trugen. Diese hatte er neu rahmen lassen und sie erst vorgestern wieder aufgehangen.

Im nächsten Moment durchfuhr es ihn heiß und kalt. Würden die Bilder Florian auf seine Spur bringen? Welcher heterosexuelle Mann hängte schon andere Kerle in sein Haus? Waren da nicht normalerweise halbnackte Frauen an der Wand? Er spürte, wie eine Hitzewelle ihn erfasste, als Florians Blick auf das nur mit einer Shorts bekleidete Männermodel an seiner Schlafzimmertür fiel und er irritiert die Augenbrauen hob, bevor er seinen Blick wieder zu Lucas wandte. „Sind die alle von dir?" „Die Klamotten, ja. Der Rest... nein", schaffte er gerade noch herauszuquetschen, als ihn ein Hustenanfall schüttelte.

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