Kapitel 35 Lucas Teil 2

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Kapitel 35 Lucas Teil 2

Die letzten beiden Nächte waren auf fast schon gespenstische Weise gut verlaufen

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Die letzten beiden Nächte waren auf fast schon gespenstische Weise gut verlaufen. Doch heute, am letzten Tag in Madrid, da hatte es sich seltsam anders angefühlt. Den ganzen Tag über schon hatte Lucas sich nur mühsam zusammenreißen können. Sie hatten sich Zeit genommen. Die Stadt erkundet und die alte Vertrautheit, diese Nähe, wie sie sie vor dem Treffen in Düsseldorf gespürt hatten, war irgendwie wieder da. Jetzt sich wieder neben ihn zu legen...

„Willst du zuerst ins Bad?" Florian nickte nur, griff seine Schlafsachen und seinen Kulturbeutel und ging ins das kleine Badezimmer, welches direkt gegenüber des Bettes lag. Kaum hatte der Kaufmann die Tür geschlossen, vergrub Lucas sein Gesicht in beide Hände. In den letzten Stunden hatte er sich genau diesen Augenblick ungefähr tausendmal vorgestellt. Immer und immer wieder hatte sich genau dieser Moment in seinem Gehirn in verschiedenen Variationen abgespielt. Und in keiner davon war dieser jugendfrei geblieben.

Wie sollte er diese Nacht nur überstehen? Sein Schwanz zuckte ja schon allein bei dem Gedanken daran, dass Florian nur wenige Meter von ihm entfernt im Bad stand und sich umzog. Wie notgeil und verzweifelt konnte man eigentlich sein? Er hatte gerade beschlossen, dass eine eiskalte Dusche mit Sicherheit jedwede Aufrichtungsabsichten seiner Körpermitte im Keim ersticken würde, als Florian aus dem Bad kam.

Frisch geduscht, mit einem T-Shirt und einer knielangen Shorts bekleidet. Lange Sekunden konnte der Designer seine Augen nicht von den deutlich sichtbaren Brustmuskeln und den muskelbepackten Armen nehmen. Warum, zum Teufel, musste der Kerl denn auch so unverschämt durchtrainiert sein? Das war einfach alles nur noch unfair. Er war verdammt nochmal auch nur ein Mann! Sich von dem Anblick regelrecht losreißend, floh er ins Bad und ging unter die eiskalte Dusche. Wenigstens würde das Zittern seiner Muskeln seinen Schwanz wieder schrumpfen lassen.

Als er zurück ins Zimmer kam, lag Florian bereits auf der Seite und hatte seine Decke bis zu den Ohren hoch gezogen. Lucas schlich zum Bett, zog sich ebenfalls die Decke hoch und beschloss einfach zu versuchen einzuschlafen. Wenn sein Gehirn das doch auch so einfach gesehen hätte.

Florians Geruch war wie eine lockende Sirene, die sich stumm und dennoch fordernd in seinen Verstand zu graben schien. Die Wärme, die von dem Mann neben ihm ausging, war einfach unwiderstehlich. Besonders jetzt, da sich das Zimmer durch seine Eisdusche regelrecht arktisch anfühlte.

Lucas versuchte alles, um die Nähe des anderen irgendwie auszublenden, verkroch sich sogar irgendwann an den äußeren Rand des Bettes, in der vergeblichen Hoffnung, Florian zumindest etwas weniger nah zu sein. Doch sein Herz hatte längst seinen Verstand auf Urlaub geschickt. Je mehr er sich gegen sein Verlangen wehrte, desto mehr schien das Schicksal ihn ärgern zu wollen.

In dem Moment, wo er es schließlich doch geschafft hatte zumindest in eine Art Dämmerschlaf zu fallen, schoben sich zärtliche Arme um seine Hüfte, zogen ihn an einen warmen, unglaublich attraktiven Körper. Lucas' mühsam und in ehrlicher Absicht aufgebaute Gegenwehr brach in tausend Scherben in sich zusammen. Er spürte, wie sein zittriges Schluchzen sich mit einem ergebenden Seufzen mischte, bevor er die Augen schloss und seinen Arm sachte auf dem von Florian ablegte. Egal was nachher, sobald die Sonne aufgegangen war, auch passieren würde. Diese wenigen Stunden würde ihm niemand jemals wieder nehmen können.

Lucas hatte tatsächlich keine Stunde der Nacht wirklich geschlafen. Immer wieder war er in eine Art Halbschlaf gedriftet, der aber sofort unterbrochen wurde, wenn Florian sich bewegt hatte. Der ruhige Herzschlag des Blonden, zusammen mit dessen Duft und Wärme, hatte die letzte Nacht zu etwas derart unerträglich Wundervollem gemacht, dass Lucas tief in sich hoffte, dass sie nie enden würde. Wohl wissend, dass diese Hoffnung ebenso unrealistisch, wie absurd war.

Wie sehr, wurde ihm klar, als Florian kurz nach Sonnenaufgang langsam erwachte und sich regelrecht am ganzen Körper versteifte. Zu Lucas' stiller Enttäuschung offensichtlich nicht im angenehmen Sinne. Er spürte, wie sein Kollege sich vorsichtig von ihm löste. Er spürte die Leere, die dessen Arme hinterließen, auf eine so körperlich schmerzhafte Weise, dass ihm die Tränen hinter den geschlossenen Augenlidern brannten.

Er hörte die Tür zum Bad und drehte sich auf den Rücken, da ihm die Schulter bereits mehrfach in der Nacht weh getan hatte, er aber nicht gewagt hatte, sich zu bewegen. Sein ganzer Körper schrie nach dem Menschen, der ihn die letzte Nacht regelrecht zusammengehalten hatte. Als hätte Florians Umarmung die Scherben, in die er selbst Lucas' Welt zerschlagen hatte, mit seiner Nähe wieder verbunden.

Wie sollte er ihm jemals wieder in die Augen sehen können, ohne an diese Nacht zu denken? Würde er ihn nun hassen, weil er ihn nicht weggestoßen hatte? Würde er sich nun von ihm distanzieren? Was, wenn er ihn nun als Schwuchtel anschreien und flüchten würde? Im Grunde erwartete Lucas, dass Florian ihn nun meiden und abschätzig ansehen würde.

Doch als sein Kollege aus dem Bad kam und dessen Geruch wieder Lucas' Sinne regelrecht betäubte, schien Florian beschlossen zu haben, die vergangene Nacht einfach zu ignorieren. Also versuchte Lucas es ihm gleich zu tun, doch in dem Moment, als er bemerkte, dass Florian erneut die obersten Knöpfe seines Hemdes verkehrt geknöpft hatte, waren alle guten Vorsätze, ihm nicht näher zu kommen, plötzlich wie nie getroffen.

Lucas spürte, wie sein ganzer Körper vor mentaler Anstrengung zu zittern begann. Er wusste, er durfte nicht tun, was sein Herz ihm befahl. Er wusste, es würde ihn vielleicht alles kosten, was er sich mit Florian an Vertrauen und Freundschaft aufgebaut hatte. Doch wusste er auch, würde er es jetzt nicht tun, er würde nie wieder eine Nacht Ruhe finden können.

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