Kapitel 03 Lucas

568 68 24
                                    

Kapitel 03 Lucas

Nein, nein, nein! Das durfte einfach nicht wahr sein! So viele Monate in einem Raum mit dem Kerl? Florian Welling, Liebling der kaufmännischen Abteilungsleitung

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Nein, nein, nein! Das durfte einfach nicht wahr sein! So viele Monate in einem Raum mit dem Kerl? Florian Welling, Liebling der kaufmännischen Abteilungsleitung. Und offensichtlich ein „gaaanz toller Kollege", wenn man die anderen Mitarbeiter so hörte. Für Lucas waren solche Menschen schon immer ein rotes Tuch gewesen. Besonders nach einem ganz speziellen Vorfall in der Firma seines Vaters.

Allein bei dem Gedanken an die Zeit vor dem Tod seiner Eltern und den letzten Worten, die er seinem Vater an den Kopf geknallt hatte, kamen Lucas die Tränen. Doch genau diese Emotionalität konnte und wollte er jetzt nicht die Überhand gewinnen lassen. Er wollte, nein, er musste mit allem, was Spanien betraf, abschließen. Warum, um Himmels WIllen, musste es denn eine Filiale in Madrid sein? Gab es keine in Sibirien oder Australien? Im Zweifelsfall konnte er dann immerhin einen Umzug dahin in Erwägung ziehen. Ohne Chefs Liebling im gleichen Raum zu haben.

Mit einem genervten Schnauben ließ er sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und legte den Kopf mit einem dumpfen Geräusch auf dem Holz ab. Irgendwie schien sich heute wirklich alles gegen ihn verschworen zu haben.

Weder ein fast schon bittendes Telefonat mit Heller, noch eine E-Mail an die Geschäftsleitung brachten in den nächsten Stunden den gewünschten Erfolg. Man war offensichtlich von der Fähigkeit und der Notwendigkeit seiner Mitarbeit so überzeugt, dass man sogar ein Versetzungsantrag strikt ablehnte.

Auf der einen Seite wusste Lucas, dass er sich freuen sollte, in so kurzer Zeit quasi unentbehrlich bei BRANDS geworden zu sein. Doch half diese Erkenntnis in keiner Weise bei seinem Problem.
Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er würde sich mit Welling und Madrid wohl oder übel arrangieren müssen, oder kündigen. Letzteres stand nur bedingt zur Debatte.

Nach einem Kaffee und einem kleinen Imbiss aus der Kantine beschloss Lucas, dass eine weitere Verzögerung ja ohnehin keinen Sinn machen würde. Er schloss die Augen, zählte bis zehn und ging zurück zu dem Büro in der zweiten Etage, wo der arrogante Fatzke bereits am Laptop saß und diverse Kundendaten zu bearbeiten schien.

Mit einem knappen Nicken zur Begrüßung, setzte sich Lucas ihm gegenüber und öffnete den Laptop. Nachdem er seine Zeichensachen an den Computer angeschlossen hatte, las er sich die diversen Vorgaben noch einmal durch und runzelte die Stirn. „Haben Sie dem Kunden bis nächsten Freitag tatsächlich schon einen Kollektionsentwurf zugesichert?" „Man sagte mir, das Sie das ohne Probleme hinbekommen" war die viel zu neutrale Antwort seines Gegenübers, die bereits die ersten Ja-Leck-Mich-Doch-Triggerpunkte gefährlich reizte, ohne dass Lucas wirklich wusste warum.

„Sie wissen aber schon, dass die Kollektion ganze zehn Kleidungseinheiten und zwei passende Schmuckdesigns beinhaltet?" Von seinem Bildschirm aufsehend, nickte Florian bloß und stutzte. „Zuviel für Sie? Sie haben bis Freitagmorgen Zeit. Der Kunde erwartet die Kollektion erst am Nachmittag."

Erst... erst!? Wusste dieser Kerl eigentlich, dass man eine Kollektion nicht mal eben aus den Ärmeln schüttelte? Schnaubend den Kopf schüttelnd, las Lucas sich die Vorgaben noch einmal genauer durch und kniff mit zwei Fingern seine Nasenwurzel zusammen. Das würden lange Tage und sehr kurze Nächte werden. Nun, wenigstens funktionierte im Büro die Kaffeemaschine.

Work Love BalanceWhere stories live. Discover now