Kapitel 13 Lucas

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Kapitel 13 Lucas

Kapitel 13 Lucas

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Und weg war er. „Maldita sea todo*!", fluchte Lucas auf und stellte die Tasse auf den Tisch. „Wie kann man nur so blöd sein?!" Mit einem erneuten Fluch durch seine Haare fahrend, schüttelte der Halbspanier den Kopf. Im Grunde konnte er doch gleich seine Kündigung einreichen, oder? Das würde morgen zu hundert Prozent die Runde durch die gesamte Belegschaft machen. „Der nichtsnutzige Versager mit den Schwuchtelgedanken über einen armen Kollegen. Sexuelle Belästigung!"

Das Schlimme an der ganzen Sache war, er wusste nicht mal, wie er Florian das in irgendeiner Form plausibel erklären könnte. Er hatte ja nicht mal für sich selbst eine Erklärung. Ja, Florian sah gut aus. Ja, Florian hatte, was man so sehen konnte, einen ziemlich guten Körperbau und ein unglaublich magisches Lächeln. Und diese Augen... Und... „Ach verdammt!" Mit einer gequälten Mischung aus Lachen und Fluchen ließ er sich auf den Stuhl vor dem Laptop fallen und löschte die Bilder mit einem Knopfdruck. „Was für eine Scheiße!"

„Verrätst du mir, was los ist, oder hast du heute einfach nur eine unglaublich masochistische Ader?" „Ich weiß nicht, wovon du sprichst." Der ältere Krav Maga-Trainer lachte leise in sich hinein, während er Lucas erneut auf die Matte schickte und ging dann neben ihm in die Knie. „Liebe oder Arbeit?" „Was, wenn es beides ist?" „Oh..." Ein gutmütiges Lachen begleitete das Aufstehen des etwa Sechzigjährigen, als dieser seinem Freund und Schüler aufhalf.

„Kann kompliziert werden..." „Ist kompliziert", kommentierte Lucas seufzend und wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht. „Ist die Kollegin verheiratet?" „Der Kollege. Und... ich weiß es nicht, er trägt keinen Ring. Aber..." Die dunklen Augen des Trainers legten sich in den Blick von Lucas, der daraufhin verlegen den Kopf senkte.

„Sorry, ich meine, wenn dir das unangenehm ist, dann..." „Mach dich nicht lächerlich." Der Ältere wurde ernst und schüttelte energisch den Kopf. „Was macht es für einen Unterschied, ob du einen Mann oder eine Frau liebst? Schon Buddha sagte, dass Liebe aus dem Herzen kommt. Nicht aus dem Schwanz." „Das hat Buddha gesagt?!" Ein leicht amüsiertes Glucksen begleitete den belustigten Blick des Designers, als er seinem Trainer nachsah, der zu den Bänken ging. „Der letzte Teil ist von mir." „Dachte ich mir."

Die beiden lachten leise vor sich hin, bevor Mario, der Trainer und Inhaber der Schule, ernster wurde und wartete, bis Lucas sich neben ihn setzte. Völlig selbstverständlich legte er dem Schwarzhaarigen die Hand auf den Oberschenkel und wartete, bis dieser ihn direkt ansah. „Jeder Tag in diesem Leben ist eine neue Chance. Wir müssen sie aber auch ergreifen." Die Weisheit hinter diesen Worten sehr wohl erkennend, jedoch nicht im Geringsten wissend, was er damit anfangen sollte, nickte Lucas nur kurz und ging sich dann umziehen. Sein Magen krampfte allein bei dem Gedanken, morgen wieder ins Büro zu müssen.

Zwei Baldrian und eine weitere Beruhigungstablette waren nötig, um Lucas zumindest soweit in die Lage zu versetzen, sich ins Gebäude zu trauen. Er versuchte keinem der Kollegen wirklich ins Gesicht zu sehen, ging einfach direkt in das Büro durch, das er sich mit Florian teilte und war froh, dass er offensichtlich noch vor ihm da war. In seinem Verstand tobten so viele Gedanken, dass er das Gefühl hatte, alles um ihn herum würde sich drehen. Er zitterte und doch fühlte er sich auf seltsame Weise ruhig. Innerlich bereits darauf vorbereitet, dass man ihm quasi jeden Moment die Kündigung in die Hand drücken, oder sonst irgendwie abmahnen würde.

Worauf er jedoch nicht vorbereitet war, war der Moment, als Florian das Büro betrat und ihm etwas unsicher entgegen blickte. „Guten... guten Morgen", grüßte der Designer freundlich, worauf sein Gegenüber tief durchatmete und den Gruß erwiderte. „Es tut mir leid...", begann Lucas vorsichtig und schloss kurz die Augen. „Alles... Ich meine..." Er atmete langgezogen aus, versuchte seine chaotischen Gedanken zu sortieren, doch dann wusste er nicht mehr, was er sagen sollte.

Resignierend schüttelte er den Kopf und murmelte: „Zuviel Wein, Frustration und... Keine Ahnung, was auch immer da gestern Nacht in meinem übernächtigten und überkoffinierten Hirn los gewesen ist. Das, was du da gestern gesehen hast, das war nicht nur für dich eine Überraschung. Ich habe es genau genommen zwei Minuten, bevor du geklingelt hast, selbst erst registriert." Nicht wissend, ob das halbwegs plausibel und glaubhaft klang, war es jedoch nichts anderes als die Wahrheit.

Alles andere, was sein Hirn ihm da suggerieren wollte, unterdrückend, trat er an den Kaffeeautomaten und sah seinem immer noch schweigsamen Kollegen entgegen. „Wie sieht es aus, trinken wir jetzt einen Kaffee zusammen?"

* Verdammt noch mal

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