Kapitel 07 Lucas Teil 1

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Kapitel 07 Lucas Teil 1

Vier Kollektionen, drei Kunden und nur wenige Monate Zeit

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Vier Kollektionen, drei Kunden und nur wenige Monate Zeit. Deadline für die erste Kollektion in zwei Tagen. Seit einer Woche war es dem Designer nicht möglich gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn wirklichen Schlaf zu finden. Zuhause hatte er immer wieder auf seinen Zeichenblock gestarrt, nur um das weiße Papier bald nicht mehr auszuhalten. Und das Zeichenpad, auf dem er im Büro arbeitete, schien sich gegen ihn verschworen zu haben, denn die Farben wirkten seltsam fahl und passten nie so, wie Lucas sich das vorstellte. Oder vielleicht waren es einfach seine übermüdeten Augen, die so langsam ihren Dienst verweigerten.

Ein Blick auf die Uhr ließ den Schwarzhaarigen seufzen. Die Schmuckwünsche und das Kinderdesign waren bereits fertig, das waren immer die einfachsten Modelle für ihn. Doch die Vorgabe, das Stadtwappen von Madrid in die Kleidungsstücke einfließen zu lassen, machte das Ganze nicht wirklich einfacher. Blau, weiß, dunkelrot und ein schwarzer Bär, der einen Apfelbaum plünderte.

Für das Kinderdesign hatte er einfach den Bären und den Baum zentral auf den Pullover und die Hosen platziert. Als Schmuck war es ebenso simpel. Aber wie setzte man das bei zwei erwachsenen Menschen um, die zudem auch noch halbwegs seriös aussehen sollten? Frustriert über den nächsten gescheiterten Versuch, fluchte Lucas auf Deutsch auf, und schickte ein paar spanische Verwünschungen gleich hinterher.

Mit einem resignierenden Seufzen trank er den Energiedrink aus, schüttelte sich wegen des unglaublich süßen Geschmacks, und ging zu dem Kaffeeautomat hinter sich, um sich den gefühlt zehnten Espresso aufzusetzen. Sein Magen knurrte im selben Moment laut und hörbar auf, als der Designer sich heftig wegen des Lichtes erschreckte, das plötzlich im Flur aufleuchtete. Die Tür zu ihrem Büro öffnete sich und mit der leeren Kaffeetasse als notdürftige Waffe in der zitternden Hand, wartete er, bis sich der Körper des Eindringlings in der Tür zeigte.

„Gott im Himmel, Welling! Was suchen Sie hier?" „Dasselbe könnte ich Sie fragen", antwortete der Blonde und schloss mit einem entschuldigenden Lächeln die Tür, als Lucas die Tasse senkte und sich augenrollend zur Kaffeemaschine umdrehte. „Was mach ich schon hier... Arbeiten. Wie gesagt, Kollektionen erfinden sich nicht von selbst. Auch wenn mein Kollege offensichtlich der Meinung ist, sowas saugt sich ein Designer mal locker aus den Fingern, oder sie fliegen ihm zu, wie gebratene Tauben im Schlaraffenland." Den Drang seinem Gegenüber eine bittere sarkastische Grimasse zu zuwerfen unterdrückend, setzte sich Lucas wieder an seinen Platz und kniff sich erneut in die Nasenwurzel, da sein Blick langsam verschwamm.

„Was das betrifft..." Die Tonlage von Florians Stimme ließ Lucas den Kopf heben. Klang der Kerl wirklich zerknirscht oder war das der Schlafmangel? Als er die grünen Augen tatsächlich auf sich liegen sah und bemerkte, wie Florian verlegen mit seiner Hand durch die blonden Locken fuhr, konnte Lucas es im ersten Moment weder glauben, noch verstehen. Doch als sein Kollege die Lippen in einer ehrlich bedauernden Geste zusammen presste und erklärte, dass er sich wirklich keine Gedanken diesbezüglich gemacht habe und dass es ihm leid täte, brauchte der Halbspanier wirklich ein paar Herzschläge, um wirklich zu realisieren, was hier gerade geschah.

„Und weshalb genau, sind Sie... bist du... dann jetzt hier?" Den Anredewechsel kommentierte Lucas mit einem kurzen, fragenden Blickkontakt, den Florian zerknirscht lächelnd erwiderte und murmelte: „Um dir eventuell zu helfen, meinen Fehler auszubügeln...?" Der erste Impuls war ein sarkastisches Schnauben, das Lucas jedoch unterdrückte. Was verstand ein Zahlendreher schon von Mode und ihrer Kreation? Wenn man sich Florians Kleidungsstil so betrachtete, nicht wirklich viel, war dieser doch immer unauffällig gekleidet.

Dennoch konnte Lucas nicht leugnen, dass diese freundliche Geste etwas in ihm auslöste, das er vorher nicht vermutet hatte. „Das... ist sehr nett von dir. Unerwartet, aber durchaus willkommen." „Ähm... Danke?!" Nun konnte Lucas ein leises Lachen nicht mehr unterdrücken.
Ihm war klar, dass sein Gegenüber ihn für ein arrogantes Arschloch hielt, aber wenigstens waren sie sich diesbezüglich mal einig. „Also, ich heiße Lucas. Willst du auch 'nen Kaffee? Das wird wohl eine lange Nacht." Als sein Magen erneut zu seiner Scham knurrte, gluckste Florian, dass etwas zu Essen vielleicht auch keine schlechte Idee sein würde und griff zu seinem Handy, um eine Bestellung aufzugeben. „Da hast du wohl recht..."

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