Kapitel 06 Florian

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Kapitel 06 Florian

Florian schlug die Tür fest hinter sich zu

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Florian schlug die Tür fest hinter sich zu. Für wen hielt der Typ sich eigentlich, so mit ihm zu reden?! Als hätte er ihm irgendetwas zu sagen. Der konnte doch froh sein, dass Flo die Termine plante. Der Wagner schien dazu ja nicht in der Lage zu sein. Und dann erdreistete er sich, seine Kalkulation prüfen zu lassen. Unfassbar!

Auf dem Weg zu seinem eigenen Büro, wo er sich etwas von seinem Schokoladenvorrat aus seiner Schreibtischschublade holen wollte, fragte er sich, wie das noch ein halbes Jahr weiter gehen sollte. Schließlich durfte er nicht vergessen, dass sicher seine Karriere vom Erfolg dieses Projekts abhing. Und sicherlich auch die vom Wagner. Irgendwie mussten sie eine Basis finden. Doch Florian hatte keine Ahnung, wie das gehen sollte. Sie waren so verschieden – und der Wagner halt ein Arsch.

Nach zwei Schokoriegeln machte er sich wieder auf den Weg zurück in das Projektbüro im zweiten Stock. Im Treppenhaus traf er auf Joachim. „Und, wie läuft's?" Flo überlegte, wie viel er sagen konnte. Aber er wollte auch nicht unkollegial rüberkommen. Das würde sonst sicher die Runde machen. „Sehr gut. Wir haben schon einen groben Plan. Ende nächster Woche gibt es schon den ersten Termin für neue Entwürfe." Joachim zog eine Augenbraue hoch. „Schon? Wie kommt der Wagner auf die Idee, so schnell schon was präsentieren zu müssen? Naja, muss er selber wissen. Man sieht sich." Damit ging sein Vorgesetzter die Treppen weiter herunter und ließ Flo nachdenklich zurück.

Die restliche Woche verging recht wortkarg. Die beiden sprachen nur das Nötigste miteinander. Schafften es aber wenigstens, sich nicht wieder in die Haare zu bekommen und kamen auch einigermaßen voran. Entsprechend gut gelaunt ließ Florian sich sogar dazu hinreißen, dem Wagner ein schönes Wochenende zu wünschen, als er am Freitag vor diesem Feierabend machte. „Werde ich nicht haben. Dank Ihnen und Ihrer Terminplanung." Flo verdrehte die Augen und verkniff sich jegliche Erwiderung.

„Ferdi, ich bin echt zwiegespalten. Einerseits würde ich den Kerl mit seiner selbstgefälligen Art am liebsten in Pfanne hauen und das Projekt verlassen. Aber andererseits wäre es bei Erfolg super für meine Vita. Und es gibt einen fetten Bonus!" Sie saßen in ihrer Stammbar bei ihrem dritten Bier und Florian konnte trotzdem nicht abschalten. Ununterbrochen spukte der unbeliebte Kollege durch seinen Kopf. Dabei war dieser doch eigentlich keinen einzigen Gedanken wert.

„Naja, ich meine, vielleicht bist du aber auch nicht ganz unschuldig..." Empört sah Florian seinen besten Freund an, der beschwichtigend seine Hand hob. „Christina hat ja nunmal auch einen kreativen Job und es gibt nichts Schlimmeres als Zeitdruck. Vor allem, wenn du dir selber nicht die Deadline gesetzt, sondern aufgedrückt bekommen hast." Ferdinands Frau Christina war in einer klassischen Werbeagentur im Social Media Bereich tätig. Daher wusste er wohl, wovon er sprach.

Das ganze Wochenende dachte Florian über Ferdis Worte nach. War er mit seiner Zeitplanung wirklich übers Ziel hinausgeschossen? Aber dann hätte der Wagner ja mit ihm sprechen können, anstatt einfach abzuhauen. War er doch selber schuld.

Trotzdem hatte Flo etwas bisschen ein schlechtes Gewissen, als er am Montag zur Arbeit kam. Dieses wurde aber sofort beruhigt, als der Wagner noch nicht mal den Blick hob, als er das gemeinsame Büro betrat. Als Florian seine Mails öffnete, traf ihn fast der Schlag. Bis Freitag sollte er diverse Szenarien durchrechnen und vorstellen. Das konnte doch nicht wahr sein. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass sein „Lieblingskollege" daran nicht ganz unschuldig war.

Beide waren so in ihre eigene Arbeit vertieft, dass sie sich gegenseitig die nächsten Tage bestens ignorieren konnten. Florian kam sogar so gut voran, dass er bereits am Donnerstagmittag fertig war. Mit Schrecken stellte er allerdings abends, als er seine Präsentation nochmal durchgehen wollte, fest, dass er seine Unterlagen im Büro vergessen hatte. Missmutig sprang er in sein Auto und fuhr zurück zur Firma.

Es war seltsam, durch das verlassene Gebäude zu gehen, in dem es sonst nur so vor Leben pulsierte. Stirnrunzelnd blieb er vor ihrem Büro im zweiten Stock stehen, denn unter der Tür sah er noch Licht brennen. „Verfickte Scheiße!" Lautstark wurde etwas durchs Zimmer geschleudert. Mit einem mulmigem Gefühl drückte Flo die Klinke herunter und trat ein.

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