Kapitel 23 Lucas

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Kapitel 23 Lucas

Niemals hätte Lucas erwartet, dass Florian die Einladung zum Essen wirklich annehmen würde

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Niemals hätte Lucas erwartet, dass Florian die Einladung zum Essen wirklich annehmen würde. Zumindest nicht nach dem Drama, nachdem sie das letzte Mal aus gewesen waren. Umso aufgeregter war der Halbspanier nun, da er wusste, dass sein Gegenüber in einer Woche tatsächlich bei ihm in der Wohnung sein würde. Für einen kurzen Moment schien es, als ob Florian regelrecht verlegen war, doch dann fing er sich und nippte an dem Wein, den beide bestellt hatten.

Vielleicht war dieser wirklich gute Rebensaft auch daran schuld, dass Lucas, wie selbstverständlich mit einem kurzen Wink auf Florians Hemd, sagte: „Übrigens, solche Hemden stehen dir. Solltest du öfter mal tragen. Der Schnitt betont wenigstens mal deine Oberarme." Innerlich schlug er sich gerade massiv gegen die Stirn und fragte sich, wie man nur so dämlich sein konnte, so etwas laut auszusprechen. Spätestens jetzt musste Florian ja denken, er würde mit ihm flirten, dennoch... Die offensichtlich durchtrainierten Oberarme, die dieses gar nicht so übel aussehende Kleidungsstück immer wieder spannten und das Grün des Stoffes, das Florians Augen so herrlich betonte, konnte er nicht vollends unkommentiert lassen.

Dieser Mann sah einfach unglaublich gut aus, und das auf eine so unaufdringliche Weise, dass es Lucas, wenn er sich nicht immer wieder zur Kontrolle ermahnte, schier aus der Fassung brachte. Als Florians Wangen sich verdächtig rot färbten, senkte Lucas beschämt seinen Blick und konzentrierte sich demonstrativ auf die Tischdecke, bis der Kellner mit den verschiedenen kleinen Tapas-Schälchen kam und sie zwischen ihnen verteilte. „Wehe, die schmecken jetzt genau so mies wie die Paella. Dann geh ich in die Küche und schüttele den Koch mal durch", scherzend, wagte der Designer es jetzt erst wieder, den Kopf zu heben und sein Gegenüber anzusehen.

Sofort bereute Lucas diese Entscheidung, denn das ehrliche Lächeln, das ihm zurück geschenkt wurde, ließ seine Kehle seltsam trocken werden. Um dieses Trockenheit zu bekämpfen, griff er vor und wollte eine der gefüllten Peperoni nehmen. Nur um im selben Moment das Gefühl zu haben, sein Körper würde von seinem Handrücken aus in Flammen stehen. Statt der Peperoni hatten seine Finger die des Kaufmannes gegriffen und erst Sekunden später wieder losgelassen. „Sorry...", murmelnd, schluckte der Designer hart, trank erneut einen Schluck Wein und nahm dann eine der Oliven, die ihm am nächsten standen. Den Drang bekämpfend, das Ding sofort wieder auszuspucken, denn wenn er eines nicht mochte, dann waren das Oliven mit Knoblauch gespickt.

Tatsächlich verlief die nachfolgende Woche wie im Flug. Oder besser gesagt, Lucas war froh über jeden Tag, den er ohne Peinlichkeiten und Verlegenheiten überstand. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er Florian in einem unbeobachteten Moment betrachtete. Besonders am Mittwoch. Es hatte geregnet und immer wieder hatten sich feine Tropfen aus den weichen, wilden Locken gelöst und waren seine Stirn und Wange entlang geronnen. Gott, wie oft hatte er sich an diesem Tag gewünscht, seine Hand ausstrecken zu können und diese Tropfen mit den Fingern zu verfolgen. Als einer der Tropfen dann auf Florians Lippen gelandet war, hatte er sich wirklich zusammenreißen müssen. Allein der Gedanke daran, diesen Tropfen mit den Lippen zu berühren, hatte dazu geführt, dass er die nächsten Minuten nicht aufstehen konnte, sonst hätte Florian seine verräterische Härte definitiv bemerkt.

Nun stand er hier in seiner Küche und hatte die riesige, wokähnliche Pfanne hochgeheizt. Der vorgequollene Reis briet bereits in den Gewürzen vor sich hin, so dass er die einzelnen Zutaten langsam hinzufügen konnte. Seine Mutter wäre stolz auf ihn. Zumindest hoffte Lucas das gerade sehr. Er hatte sein Bestes getan, um ihrem Rezept Ehre zu erweisen und wenn er die Löffel, die er bisher probiert hatte, so bewerten musste, ging er ganz arg davon aus, dass Florian den Unterschied zu der Vollkatastrophe im Restaurant bemerken würde.

Der Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sein Kollege in weniger als zwanzig Minuten da sein würde. Also nahm er den Wein aus dem Schrank, goss ihn in eine Karaffe und begab sich ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Da es bereits recht warm für diese Jahreszeit war, beschloss er ein leichtes, weißes Leinenhemd anzuziehen, mit einem weißen Rippshirt darunter. Eine schwarze Jeans rundete das Outfit leger ab, so dass er lediglich kurz durch seine Haare fuhr und ein leichtes Eau de Cologne auflegte. Den leichten Bartschatten beschloss er zu lassen, immerhin war das hier ja kein Date. Zumindest redete er sich das nur zu gern ein. Die Frage war nur, wieso hatte er dann die letzten Tage damit verbracht, die Wohnung regelrecht klinisch rein zu wischen und sein Bett gestern noch neu zu beziehen?

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