Kapitel 17 Lucas

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Kapitel 17 Lucas

„Ich erwarte Sie dann demnächst in Madrid

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„Ich erwarte Sie dann demnächst in Madrid." Das so unglaublich befriedigende Gefühl, das sich in Lucas ausgebreitet hatte, als er Florians entsetzte Reaktion bemerkt hatte, verwandelte sich in seinem Inneren in einen eiskalten Schauer. Madrid? Warum, um alles in der Welt, wollten sie ihn in Madrid dabei haben?! Doch dann fiel ihm siedend heiß ein, warum man ihn überhaupt erst für dieses Projekt ausgesucht hatte. Seine Herkunft und die Tatsache, dass er eben perfekt Spanisch sprach.

Seine Vorgesetzten und die spanische Delegation verließen den Raum und für einen Moment erwartete der Designer eigentlich, dass sein Kollege sofort lospolterten würde. Als dies jedoch ausblieb, und er ihn lediglich abwartend ansah, wagte Lucas es, den Kopf zu heben und ihm direkt in die Augen zu sehen. Verdammt, das sollte ich lieber lassen, schoss es ihm noch durch den Kopf. Denn er ahnte, dass dieses Grün, dieses wundervoll beruhigende und magische Grün, ihn wieder in seinen Bann ziehen würde. Dass es ihn wieder bis in seine Träume verfolgen würde und dort Dinge anrichtete, an die Lucas gerade nicht denken wollte.

„Ich werde dir die Liste für die zwei anderen Kollektionen im Laufe der nächsten Wochen zukommen lassen." Seine Stimme so geschäftlich wie möglich haltend, wollte Lucas bereits seine Tasche nehmen und an Florian vorbei nach draußen gehen, als dieser ihn sanft am Arm zurückhielt. „Warum hast du... Ich meine, ich dachte, du wüsstest nicht, wie die Bilder entstanden sind." „Wusste ich auch nicht", stellte der Designer ruhig klar. „Wie ich dir schon vor einer Woche gesagt habe, habe ich keine Ahnung, was mich da geritten hat. Aber wenn ich schon eine so unglaublich nichtssagende und langweilige Kollektion entwerfen muss, damit diese in ihrer Vergangenheit und muffigen klassischen Tradition gefangenen Geschäftspartner zufrieden sind, dachte ich... Naja, gib dem Ganzen zumindest etwas Spezielles."

Tief durchatmend lehnte sich der Designer an den Türrahmen, da Florian ihm noch immer den Weg versperrte und hob herausfordernd eine Augenbraue. „Was meinst du damit? Etwas Spezielles?" Für einen kurzen Moment glaubte Lucas eine gewisse Unsicherheit in Florians Stimme zu hören, beschloss jedoch, diese zu ignorieren und einfach bei der Wahrheit zu bleiben.

„Ganz simpel. Die Spanier sind sehr traditionell und wollen aber was Neues, Ausgefallenes. Was liegt also näher, als ihnen eben genau das Gegenteil des klassischen schwarzhaarigen, braunäugigen Südländer zu geben? Genau, man präsentiert ihnen ihre klassische Mode an einem typischen Mitteleuropäer. Blond, groß, mit guter Figur." Sexy, gutaussehend, begehrenswert, aber leider charakterlich oft ein Arschloch, fügte er in Gedanken noch hinzu. Wagte jedoch sein Gegenüber nicht länger anzusehen, da er fürchtete, seine Gedanken würden sich in seiner Mimik widerspiegeln.

Stattdessen nutzte er die offensichtliche Irritation Florians, um durch die nun frei gewordene Tür an ihm vorbei zu gehen. Ein paar Schritte vom Büro entfernt, wagte er es endlich den angehaltenen Atemzug loszulassen und schloss ein paar Sekunden die Augen. Abschnitt eins von drei war geschafft. Nur noch ein paar Monate, dann würde alles wieder so sein, wie vorher. Zumindest war es das, was er sich immer wieder gerne einredete.

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