Kapitel 12 Florian

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Kapitel 12 Florian

Er hatte tatsächlich nicht wirklich damit gerechnet, dass sich die Tür öffnen, und dass Lucas ihn auch noch hereinbitten würde

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Er hatte tatsächlich nicht wirklich damit gerechnet, dass sich die Tür öffnen, und dass Lucas ihn auch noch hereinbitten würde. Nun stand er in dessen Büro und fühlte sich ziemlich unwohl, denn Lucas sah schlecht aus. Nein, falsch. Eigentlich sah er atemberaubend, fantastisch und wunderschön aus, aber er war offensichtlich ziemlich müde und kaputt. Innerlich schlug sich Florian für diesen Gedankengang vor die Stirn. Er durfte so nicht über seinen Kollegen denken.

Als dieser ihm einen Kaffee anbot, konnte er nicht ablehnen. Dass Lucas tatsächlich wusste, wie er seinen Kaffee am liebsten trank, nahm er allerdings kaum wahr. Während sein Gastgeber das Heißgetränk in der Küche zubereitete, ging Flo ein paar Schritte durch dessen Büro und sein Blick blieb auf dem Bildschirm des Rechners hängen. Das... also... dieses Model sah doch aus wie er! Und es trug nur einen ziemlich knappen dunkelblauen Slip – mit einem Bären darauf.

„Das... Das sind ein paar... Ich meine..." Florian konnte Lucas nur anstarren. Er verstand nicht, was hier los war. „Ich... Ich weiß nicht... Ich muss..." Flo drehte sich einfach um, ließ Lucas mit der dampfenden Tasse in der Hand stehen und ging hektisch aus dem Haus. Schnell fuhr er mit seinem Auto um die nächste Straßenecke, nur um es dort schwer atmend auf den Seitenstreifen zu lenken.

Warum nutzte Lucas ein Model, das wie er aussah? Und warum hatte dieses Model dann nur Unterwäsche an, obwohl diese überhaupt nicht zur Kollektion gehörte? Florians Atem ging schnell, er konnte sich kaum beruhigen. Er konnte sich einfach keinen Reim daraus machen. Denn ein blöder Zufall war dies gewiss nicht. Da hätte Lucas definitiv souveräner reagiert und nicht so rumgedruckst. Aber immer noch die Frage nach dem Warum? Klar, Flo wusste, dass er nicht schlecht aussah, aber sicher hatte Lucas ein großes Repertoire an Vorlagen für Models, auf das er zugreifen konnte. Warum sollte er sich ein neues kreieren? Eines, das wie er aussah?

Und, warum zur Hölle, machte sich Florian überhaupt so viele Gedanken zu Lucas und seinem Verhalten? Sie mussten zusammen arbeiten, dieses Projekt über die Bühne bringen und fertig. Nicht mehr und nicht weniger. Aber wieder schoben sich Lucas' blaue Augen und das Gefühl von dessen Hand an seinem Oberarm in seine Gedanken. Nein, nein, nein! Das war einfach nicht in
Ordnung.

Schließlich fuhr Florian doch endlich nach Hause. Dort schnappte er sich seine Sporttasche und machte sich dann auf ins Fitnessstudio. Eine ordentliche Runde Auspowern würde ihm und seiner durcheinander geratenen Gemütslage sicher gut tun. Denn die Zahlen konnte er ohne Lucas eh nicht überarbeiten.

Allerdings bereute er seine Entscheidung schon in dem Moment, als er aus der Umkleidekabine trat. „Hey, lange nicht gesehen." Ungewollt fand er sich in einer Umarmung wieder, die er auch, ohne sie zu erwidern, sofort löste. „Hallo, Sophie. Ich habe leider einen straffen Zeitplan und keine Zeit zum Quatschen. Bis dann."

Leider ließ sich Sophie nicht abwimmeln und folgte ihm zu den Rudergeräten. Florian hatte den Fehler begangen und Sophie vor einem halben Jahr mal auf ein Date ausgeführt, worum sie ihn gebeten hatte. Seitdem hatte er die Nase von Frauen wirklich gestrichen voll. Leider verstand sie nicht, dass Flo einfach kein Interesse an ihr hatte und schlawenzelte immer um ihn rum, wenn sie sich trafen.

Fieberhaft überlegte er, wie er sie loswerden könnte, als sein Handy klingelte – Clara. Sie wollte sicher wissen, wie es mit Lucas gelaufen war. Zwar hatte er überhaupt keine Lust darüber zu reden, aber es war immerhin besser, als sich weiter mit Sophie beschäftigen zu müssen.

„Clara, Baby, was gibt's?" „Ähm, Flo, alles gut?" „Ob ich dich früher zu unserem Date abholen kann? Klar, kein Problem. Ich mache mich sofort auf den Weg." Mit dem Handy am Ohr schritt er an der verdatterten Sophie vorbei in Richtung Umkleiden. „Sorry, Clara. Du erinnerst dich an meinen Fitnessstudio-Schatten? Vielleicht bin ich sie jetzt los." „Na hoffentlich. Aber was war denn mit Lucas?"

Er setzte sich auf die Bank im Umkleidebereich und erzählte ihr seufzend, was vorgefallen war. „Und ich habe keinen Plan, wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten soll." „Puh, schwierig. Ich meine, vielleicht fand er einfach, dass du gut zur Kollektion passt. Und er findet es komisch, ohne Unterwäsche zu arbeiten...?" „Das ist jetzt schon weit hergeholt." „Die Alternative ist, dass er auf dich steht." „Ok, das ist noch abwegiger." „Ich finde das nicht", sagte Clara lachend. „Clara, er ist nicht schwul. Also keine Option." „Frag ihn morgen doch einfach. Vielleicht gibt es wirklich eine ganz logische Erklärung dafür."

Mit einem mulmigen Gefühl stand er am nächsten Morgen vor ihrer Bürotür. Tief atmet er durch, bevor er die Klinge herunterdrückte und eintrat.

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