❀ E I G H T ❀

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Mittlerweile ersetzte die Nacht den Abend. Die Zeit verflog förmlich, während wir uns noch immer über alles mögliche unterhielten und ich merkte gar nicht wie spät es wirklich war. Erst als ich einen Blick auf die eckigen Zahlen der Uhr am Ofen warf sah ich, dass wir es bereits nach elf hatten. Aber das störte uns nicht. Ich wusste zwar, dass ich morgen einen langen Tag haben würde, aber das war mir egal, weil ich im Moment wahrscheinlich alles in Kauf nehmen würde, um mich mit jemandem so zu unterhalten wie mit ihm.

Ich wusste seinen Namen immer noch nicht, was irgendwie lustig war, weil es gar nichts zur Sache tat. Das einzige was mich in diesem Moment interessierte war, dass ich alles vergessen konnte. Der Schmerz von heute morgen war weg, wie betäubt, und daran war nur er schuld. Der Typ ohne Name...

Irgendwann erzählten wir uns von unserer Herkunft und als ich ihm sagte, von wo meine Eltern stammen, kam er gar nicht mehr aus dem Staunen raus.
„Griechenland?!"
Ich nickte bejahend, ein ungläubiges Lächeln zierte seine Lippen.
„Ja, mein Vater kommt aus Volos, das ist eine mehr oder einiger kleine Stadt am Pagasetic Gulf und meine Mutter aus Winslow in England..." Erklärte ich stolz, was meinem Gegenüber ein Leuchten in die Augen setzte.
„Dann kennst du bestimmt ganz viele von diesen Göttersagen, oder? Die mit Poseidon und so..."
Ich bejahte zögerlich, wie kam er jetzt bitte auf irgendwelche Göttersagen?
„Ich finde, manche von denen sind echt schön und inspirierend." Ich musste lachen, so wie er das sagte, klang es irgendwie lustig.
„Findest du?"
Er nickte. „Ja. Welche ist deine liebste?"

„Na ja, also..." Fing ich an und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. „Es gibt eigentlich viele, die ich ganz schön finde..." Überlegte ich laut, vor meinem inneren Auge spielten sich Szenen von damals ab, als mir mein Vater zum einschlafen welche vorgelesen hat. Göttersagen, er hatte das geliebt. Er hatte es geliebt sie seinen Kindern zu erzählen, er hatte es geliebt, wenn er uns mit ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Aber irgendwann hat das aufgehört, vom einen auf den andren Tag wurde er zu einem anderen Menschen. Zu einem Monster und als Kind hatte ich tatsächlich diesen lächerlichen Gedanken, dass er das gemacht hat, um selber in diesen Geschichten zu leben. Aber nicht als einer der Guten, denn das war er nicht...

„Kennst du die von Zeus und der Theorie mit der Seelenverwandtschaft?" Fragte ich irgendwann, mein Gegenüber schüttelte den Kopf, bereit mir stundenlang zuzuhören. Ich lief um die Theke herum und setzte mich auf den Barhocker links neben ihm.
„Okay, also es gibt da den einen Mythos, der besagt, dass Menschen ursprünglich aus jeweils einer Frau und einem Mann bestanden. Das heißt, jeder Mensch hatte vier Arme, vier Beine und zwei Köpfe. Als Zeus dann bemerkt hat, was für eine Kraft diese Wesen besitzen, hat er sie wieder in eine Frau und einen Mann geteilt, und ihnen die Lebensaufgabe gegeben, ihre jeweils andere Hälfte zu finden. Deshalb sagt man heute, dass jeder Mensch einen Seelenverwandten hat, den er irgendwann verloren - und jetzt wiederfinden muss. Sozusagen das fehlende Teil von einem selbst, was dich, in dem was du bist, komplett macht, und irgendwo auf dieser Welt auf dich wartet..."

Als ich fertig gesprochen hatte war es für einen Moment ruhig. Der junge Mann starrte mich erstaunt an, sagte aber nichts. Er schien mehr damit beschäftigt zu sein, die Worte auf sich wirken zu lassen. Im ersten Moment dachte ich, dass das gut wäre. Als er dann aber immer noch nichts sagte, überlegte ich, ob ich vielleicht irgendwas falsches gesagt hatte. Irgendwas, was ich so nicht hätte sagen sollen.

„Also, du musst natürlich nicht-"
Er unterbrach mich. „Nein. Das ist das schönste was ich seit langem gehört habe. Wirklich!"
Er richtete sich auf seinem Stuhl auf, ich griff nach meinem Glas um noch einen Schluck zu trinken. „Ich habe mich nur gerade gefragt, ob das mit dem zusammenpassen wortwörtlich bezogen ist... Wenn ja, ich finde wir passen sehr gut zueinander, oder ineinander, keine Ahnung, dreh's dir wie du's willst..."
Ich verschluckte mich beinahe an meinem Wasser, als er das sagte. So trocken, als wäre es etwas völlig normales.

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFOnde as histórias ganham vida. Descobre agora