❀ T W E N T Y T W O ❀

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Bald war es Mittag und ich sollte mich langsam für die Teamsitzung fertig machen, die heute noch auf der Agenda stand. David hatte mir zum Glück angeboten bei ihm duschen zu gehen, dann sah ich wenigstens nicht ganz so schrecklich unausgeschlafen aus, wie noch davor. Als ich fertig war und mit einem Handtuch um meinen Körper zurück ins Schlafzimmer lief, lagen meine Klamotten zusammengefaltet auf dem Bett und ein frischer Hoodie daneben.
„Draußen ist es kalt, deshalb dachte ich, dass du vielleicht was wärmeres brauchst..."
Ich sah zu David, welcher im Türrahmen stand und mich mit einem schüchternen Lächeln anblickte.
„Danke, das ist sehr nett."
Ich wusste ja bereits, dass David extrem aufmerksam war, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihm mit jeder Nettigkeit mehr und mehr verfiel. Und das war nicht gut, absolut nicht, doch ich konnte es auch nicht ändern. Das war wahrscheinlich meine Schwachstelle. Nicht nur bei ihm, auch bei anderen Menschen. Ich verfiel ihren Intrigen der Höflichkeit leicht, dann sehe ich nicht mehr was wirklich da ist, bin geblendet von dem schönen Glanz der Lügen und im nächsten Moment ist es schon zu spät... Aber David war nicht so, er log mich nicht an. Der Glanz seiner Worte war echt, er zog mich an und ich war nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen. Zumindest war das das, was ich glauben wollte...

David zog hinter uns die Tür seines apartments zu. Nun sah ich zum ersten mal den Flur, welcher genau wie gestern, immer noch leicht nach Chlor roch. Der Boden war blitzblank, die hellen Mamorfließen blendeten mich fast mit ihrem Schein. Ich war immer noch völlig überwältigt von der Vorstellung, dass das hier ihm gehören soll. Einerseits änderte es natürlich nichts an unserer Situation, er war immer noch der selbe wie davor, und es machte ihm auch nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen. Aber andererseits brachte es einige Fragen mit sich, ganz vorne natürlich die Ungewissheit, was er tat. Als ich ihn fragte wie er sein Geld verdient, meinte er nur: „ich arbeite" und lächelte schief.

Der Aufzug brachte uns runter in die Tiefgarage. Bilder fügten sich meinen gestrigen Empfindungen bei. Die kühle, leicht feuchte Luft, der Schall an den Wänden...
Als wir weiter liefen rückten sich drei Sportwagen in mein Sichtfeld. Es waren die einzigen Autos in der Reihe, die restlichen Parkplätze standen leer. „Ist einer davon deiner?" Fragte ich David und warf ihm einen ungläubigen Blick zu. Die Vorstellung davon, dass ihm eines dieser Autos gehörte war nicht einmal abwegig, ich meine, wer so ein Apartment besitzt... Aber sie kam mir trotzdem völlig surreal vor.

„Nope..." Er ließ den Schlüsselbund um seinen Finger kreisen, währenddessen wurde das Grinsen auf seinen Lippen immer breiter und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Dumme Frage, das merkte ich dann auch...
„Sind alles meine..." Erwiderte er schließlich, als mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben war. „Was?"
Wie bitte?! Ich sah David dabei zu, wie er auf den weißen Mercedes zu lief, die Verriegelung öffnete sich mit einem Klicken und die Lichter blinkten einmal auf.
„Ja, geile Teile, nicht wahr?" Entgegnete er und lachte. Ich versuchte mir den Schock nicht so sehr anzumerken zu lassen, was nicht so ganz einfach war, wenn man bedachte, dass diese Autos zusammengerechnet den Wert einer Eigentumswohnung übersteigen. Gut, vielleicht nicht in NewYork, aber woanders ganz sicher...

David hielt mir die Beifahrertüre auf, damit ich einsteigen konnte, bevor er selbst auf der anderen Seite Platz nahm.
„Ich hasse es so sehr, das kannst du dir überhaupt nicht vorstellen..." Er seufzte, als er den Startknopf drückte. Der Motor sprang an und ich spürte es im ganzen Körper vibrieren, an den Wänden hallen. „Was hasst du?" Ich sah zu ihm rüber. „Autofahren. Okay, eigentlich nicht Autofahren, aber ich hasse den Straßenverkehr. Das geht mir einfach zu langsam..." Gab er zu und ich musste grinsen.
„Warum fährst du dann Auto?"
„Weil ich es noch mehr hasse mit dem Bus oder mit der Bahn zu fahren, das sind mir zu viele Menschen auf einem Haufen. Außerdem müssen sich die Autos ja auch gelohnt haben, oder nicht?" Ich nickte, als er kurz zu mir rübersah.

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now