❀ T H I R T Y T H R E E ❀

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„Clara..." Die Stimme war Kilometer entfernt. Aber sie kam näher, mit jedem Moment der verstrich, wirkte sie ein Stück realer. Bis sie da war.
„Clara, wach auf!"
Meine Augenlider flatterten, sie waren zu schwer, um sie offen zu halten.
„Hey!"
Jemand rüttelte an mir, immer wieder. Als ich erneut blinzelte konnte ich nicht mehr als eine vage Silhouette vor meinem Gesicht erkennen, die schon im nächsten Augenblick wieder hinter einem dunklen Schleier verschwand.
Wo war ich?
„Hey, Clara. Wach auf!"
Ich kannte diese Stimme irgendwoher. Die Art, wie er meinen Namen sagte... Der Typ von vorhin?!
Ich zwang mich die Augen zu öffnen. Wie hatte er mich gefunden?!

„Lass mich..." Meine Worte drangen als unverständliches Gemurmel hervor. Ich wollte meinen Arm heben, um mich seinen Händen zu entziehen, doch ich konnte nicht, irgendwas hielt dagegen an. Irgendwas, was viel stärker war, als ich in diesem Moment.
„Nein, Clara. Ich bin's!"
„David?" Ich blinzelte erneut, diesmal dachte ich wirklich David seine Gestalt in der dunklen Silhouette erkannt zu haben. Ich musste träumen...

„Bin ich tot?" Fragte ich, doch meine Stimme war ein Hauch von nichts. Eine Widerspiegelung von dem, was ich in diesem Augenblick war. Nichts mehr. Nichts, als die Leere und ausgekühlte Hülle meiner selbst...
„Nein, nein du bist nicht tot!" Er hielt mein Gesicht in seinen Händen, sie waren warm. Wärmer als ich. „Ich bin bei dir. Es ist alles gut, hörst du?" Sagte David mit ruhiger Stimme, während er seine Jacke auszog, nur um sie anschließend mir über die Schultern zu legen.
Es ist alles gut, er ist bei mir...

„Lass uns nachhause gehen, ja?" Er rang sich ein Lächeln ab und half mir meine Arme durch die dicken Ärmel seiner Winterjacke zu schieben, ich nickte schwerlich. Ich war nicht mehr in der Lage dazu Entscheidungen selber zu treffen. Ich war nicht fähig von Traum und Realität zu unterscheiden. Denn vielleicht war das alles hier gerade gar nicht echt? Womöglich war David nicht hier und ich einfach nur verrückt... Oder tot?

„Komm, ich helfe dir." Er schlang seine Arme um meine Taille und zog mich hoch, ich fühlte mich schrecklich. Mein Körper war kaputt, er funktionierte nicht mehr wie er funktionieren sollte. Ich wollte nicht mehr funktionieren. Ich spürte nichts mehr, fühlte nicht, wie das Blut zurück in meinen Kreislauf gepumpt wurde. Meine Gliedmaßen waren taub, als David unter meine Beine und meinen Rücken griff und mich hoch hob. Meine Arme schwer, als ich sie um seinen Nacken legte. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen und schloss die Augen. Dann war ich wieder weg. Nicht bewusstlos, aber ich bekam nicht mehr mit, was um mich herum geschah, wo wir hingingen, geschweige denn wie ich im Endeffekt in seinem Auto gelandet bin. Ich meine, das hier war doch seins, oder?

Ich bemühte mich meine Augen offen zu halten, als ich etwas weiches an meinem Rücken spürte. Dieser Geruch, nur sein Auto riecht nach einer Mischung von Blumenwiese und frisch gereinigten Oberflächen.
„Alles gut, ich bin hier." Er musste meine Unsicherheit bemerkt haben, die mit seinem Lächeln direkt verfolgen war.
„David..." Murmelte ich inhaltslos und ließ meinen Rücken gänzlich zurücksinken.
„Wir fahren gleich nachhause, okay?" Er sah mich an und warf mir noch ein kurzes Lächeln zu, bevor er seinen Kopf aus der Tür zog und sie anschließend vorsichtig zuschlug.
Was zum Teufel passierte hier?
Ich war eigentlich nicht wirklich in der Verfassung mir diese Frage zu beantworten, trotzdem versuchte ich es. Was tat ich hier, was machte David hier und mit wem sprach er?

Bevor ich mich weiter mit dieser Frage beschäftigen konnte, öffnete sich die Fahrertüre des Wagens und David stieg ein.

„Was machst du hier?" Fragte ich, doch mehr als leises Flüstern schaffte es nicht meine trockene Kehle hinauf. „Warum bist du nicht in London?" Ich sah ihn an, während sich langsam Tränen in meinen Augen sammelten. Ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass er jetzt hier ist. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht mit in diese Sache reinziehen...
„David?" Wiederholte ich, als er nicht antworte, sondern nur stumm in meine Richtung sah. Seine Augen sprangen zwischen meinen hin und her, immer wieder, bis er schließlich seine Stimme wiederfand und sagte: „weil ich aus meinen Fehlern gelernt habe und für meine Mitmenschen da bin, wenn sie mich brauchen." Er klang kühl. Aber nicht kühl zu mir, mehr so, als wollte er um jeden Preis verhindern Emotionen und Gefühle zulassen zu müssen. Warum?

Ich beschäftigte mich nicht weiter damit, ich war schlicht und ergreifend viel zu müde und viel zu erschöpft um mich jetzt solche Dinge zu fragen. Also bedankte ich mich einfach nur bei ihm, auch wenn ich nicht wusste, ob das an dieser Stelle überhaupt angebracht war.
„Nicht dafür, Clara. Du weißt, ich würde das alles wieder für dich tun." Jetzt lächelte er. Und es brach mir das Herz. Er war so nett zu mir, und ich war so ein schrecklicher Mensch... Das hatte er nicht verdient.

„Und jetzt, lass uns nachhause fahren, ja?" Ich nickte, woraufhin er mir die Kapuze über den Kopf zog und grinste. Womit hatte ich ihn bloß verdient...?

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now