❀ T W E N T Y F O U R ❀

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Der nächste Tag begann ziemlich früh. Zumindest, wenn man es in Relation zu den letzten Tagen sieht, die deutlich entspannter anfingen.

Um sieben klingelte mein Wecker, und David war nicht gerade erfreut, als ich auch ihn aus dem Schlaf riss. Aber es war okay, weil ich ihn gestern vorgewarnt hatte und er trotzdem darauf bestand, dass ich die Nacht über bei ihm blieb.
Wir standen beide auf und während er sich ums Frühstück kümmerte, ging ich mich kurz abduschen. Ich musste nachher unbedingt bei meiner Wohnung vorbei und mir neue Klamotten holen, ich konnte schließlich eher schlecht in Jeans und Hoodie zum Training...

David war schon fertig mit dem Frühstück. Als ich in die Küche lief lehnte er an der Kochinsel und schaute irgendwas auf seinem Handy an. Er schien so konzentriert zu sein, dass er nicht einmal hochsah, als ich den Raum betrat.
„Was liest Du denn da?" Ich weiß, ich bin viel zu neugierig...
„Hm?"
Sein Kopf schreckte hoch, als hätte er mich gar nicht bemerkt...
„Was du da liest? Scheint ja interessant zu sein..." Ich stieß ein leichtes Lachen aus, im selben Moment legte David sein Handy weg und stieß sich vom Tresen weg.
„Nichts, nur die täglichen Nachrichten und so..."
„Aha, und ist irgendwas spannendes dabei?" Ich grinste, als David seine Arme ausstreckte und auf meine Schultern legte.
„Tja", seufzte er und warf einen überlegenden Blick in die Luft. Dann zählte er ein paar Sachen auf, darunter geklaute Autos, Einbruch, der mysteriöse Fund einer Leiche und anderes Zeug. „Also das übliche?" Ich lachte, die Welt scheint wirklich kriminell zu sein...

Später traf ich mich, wie verabredet, mit Pascal und Nils in der Eishalle. Wir übten eine ganze Weile, in der Pause kam Kira vorbei und wir sprachen ein bisschen über die letzten Tage. Ich war froh, als sie nicht mich fragte, was ich die letzte Zeit so gemacht habe, sondern eigentlich überwiegend von sich und ihrem Romeo erzählte.

Ich wollte nicht, dass sie das mit David und mir wusste. Vielleicht, weil ich mich nicht erklären wollte, womöglich, weil ich nicht wollte, dass sie je auf die Idee käme, mich über ihn auszufragen, denn ich wusste ja selbst nichts über ihn. Oder es war ganz einfach die Tatsache, dass er viel mehr über mich wusste, als es Kira tat. Meine Eltern sind viel beschäftige Anwälte in England. Das habe ich ihr und allen anderen erzählt, die je nach ihnen gefragt haben. Allen, außer David. Denn meine Eltern waren keine Anwälte, das waren sie noch nie, und selbst wenn, jetzt sind sie beide tot...

So richtig bewusst, wurde ich mir diesem Gedanken erst, als ich ganz alleine in den Umkleiden saß. Um mich herum nichts als Stille. Niemand war mehr hier, ich war die Letzte.

Wenn ich so darüber nachdachte, dann war das alles irgendwie ziemlich doppelmoralisch. Nicht der Tod meiner Eltern an sich, es war mehr die Tatsache, wie ich alle beide dafür gehasst habe, dass sie gelogen haben. Immer, solange bis es nicht mehr ging und jetzt bin ich selber nicht besser. Ich lüge auch, nicht immer, aber meistens. Mein Vater wäre sicher stolz auf mich, wenn er wüsste, dass ich ein mindestens genauso schrecklicher Mensch bin wie er es war. Manchmal würde ich es ihm gerne sagen. Es ist alles deine Schuld, von Anfang an. Du hast mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Du ganz alleine bist der Grund für das alles, in jeder verfickten Hinsicht sogar...

Tja, dafür war es jetzt zu spät. Ich würde nie wieder die Möglichkeit haben mit ihm zu sprechen, um ihm genau das zu sagen. Und das war nicht nur meine Schuld, nein, er hat es darauf angelegt. Wir wussten beide, dass es früher oder später so enden musste... Nämlich mit dem Tod. Er war ein Monster und er hatte es verdient, auch wenn ich das manchmal vergesse, wenn ich an diesen Tag zurückdenke.

Um nicht weiter alleine mit diesen Gedanken zu sein, beschloss ich sie ganz beiseite zu schieben. Aber so alleine war ich eigentlich gar nicht, das wusste ich nur nicht...

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now