❀ F O R T Y O N E ❀

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Die Welt um mich herum wurde still, während die Musik ausklang und in das Jubeln der Menschen überging.
„Das war volle Punktzahl, Clara..." Hauchte Nils nah an meinem Ohr. Ich spürte wie sein Herz gegen meinen Rücken hämmerte, seinen rasenden Puls unter meiner heißen Handfläche. Volle Punktzahl, das war alles, was ich je wollte... Kuscheltiere flogen auf die Eisfläche und die Menschen jubelten uns noch immer zu. Das Gefühl war atemberaubend, zu wissen, dass wir es geschafft hatten. Das Monate lange Training hatte sich ausgezahlt. Ich konnte mein Glück kaum fassen, spürte wie das Adrenalin durch meine Adern schoss und mir den Höhenflug verpasste, von dem ich seit Kindheitstagen träume. Ein Höhenflug, von dem ich auf dem direktesten weg in die Tiefe stürzte.

Ich erwachte aus meinen Gedanken, löste mich von Nils und spürte, wie die schöne Blase um mich herum platzte. Ich musste zu Kira. Ich musste sie finden, bevor er es tat.

Zurück auf normalem Boden sah ich mich direkt nach meiner besten Freundin um.
„Kira?!" Ich schaute nach rechts, links, überall waren Menschen. Aber keine Spur von Kira. Sie musste hier irgendwo sein, sie war doch die nächste...
„Kira? Eric?!" Schnellen Schrittes lief ich den Gang entlang. Das fröhliche Gelächter der Zuschauer wurde immer leiser, desto öfter ich nach rechts oder links abbog. Wo zum Teufel war sie?!
Du bist selber schuld, du hast sie doch weggeschickt... Schaltete sich meine innere Stimme ein und ich würde am liebsten schreien. Als wüsste ich es nicht schon selber, wiederholte sie es immer wieder. Ich bin selber schuld. Die Worte hallten in meinem Kopf, und ich konnte rein nichts dagegen tun.

Im selben Flur, in dem sich auch die Umkleidekabinen befanden, erblickte ich die Blondine dann. Sie hatte ihre Haare mittlerweile in einen Zopf gebunden und mit Gel eingeschmiert, alles an ihr saß perfekt und sie sah wunderschön aus.
„Kira!" Ich lief schneller, so schnell, wie es mit den Schlittschuhen auf dem Filzboden eben ging. Sie drehte sich um und blieb stehen.
„Clara, was-" Bevor sie weiterreden konnte schloss ich sie in die Arme.

„Es tut mir so leid, Kira!" Das schlechte Gewissen packte mich. Dabei war das, was ich hier tat, völlig lächerlich. Ich wusste genau, dass unsere Freundschaft heute enden würde, wenn sie die Wahrheit erfährt und mein wahres Gesicht sieht. Ich wusste es ganz genau, dennoch wollte ich nichts unversucht lassen. Vielleicht konnte ich das Schicksal ja irgendwie abwenden und... Ach keine Ahnung was und, die Aktion war einfach nur naiv. Naiv und dumm.

„Okay, Clara... Gehts dir gut? Ist irgendwas passiert?" Wir lösten uns wieder und sie sah mich an. Ihr besorgter Blick brach mir das Herz. Meine Augen wurden glasig, mein Kinn Kinn zitterte, aber ich hielt die Tränen zurück.
„Nein, nur ... Es tut mir leid. Alles. Das vorhin, dass ich dir nicht die Wahrheit über meine Eltern gesagt habe und..." Meine Stimme brach, wie ein Ast im Wind. Ich konnte ihr nicht mehr sagen, ich war zu feige.
„Hör auf dich zu entschuldigen, ich war eine genauso schlechte Freundin, okay? Aber lass uns darüber nachher sprechen, ich bin jetzt gleich dran." Ich nickte zustimmend, auch wenn ich wusste, dass nachher zu spät war.
Er wartete bereits auf mich.

Also wünschte ich ihr nur noch viel Glück. Meine Augen folgten ihr den Gang entlang, bis sie schließlich hinter der Ecke verschwand.

Es tut mir so leid, Kira. Du sollst wissen, dass ich es nie so wollte...

Wohl wissend, was mich gleich erwartet, drückte ich die Türklinke der Umkleiden nach unten. Das kalte Eisen in meiner Hand war ein Kontrast zu der Hitze in meinem Körper. Mein Herz pochte wie wild, die Tür schwang auf.
Und da stand er.

Ich schluckte den dicken Klos in meinem Hals herunter, schloss für einen Moment meine Augen und hoffte, er würde nicht mehr da sein, wenn ich sie öffne. Doch das tat er. Natürlich tat er das...

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now