❀ S E V E N T E E N ❀

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Da war es wieder. Das Gefühl der Angst, der Panik, sie überrollte mich wie eine Lawine. Ich wollte weg, aber ich konnte nicht. Ich wollte rennen, aber ich war wie festgefroren. Ich wollte sterben, und er würde mich umbringen.
„Mach jetzt die verfickte Tür auf, oder ich schlitz dir deine scheiß Kehle auf!"
Er schlug gegen die Tür. Immer wieder, immer härter, das Holz drohte jeden Moment nachzugeben. Und ich war hier gefangen, wie eine Ratte in einem Käfig.

„Scheiße, mach jetzt die drecks Tür auf!"
Noch ein Schlag und dann ist sie kaputt. Ich konnte es bereits sehen, wie sich das Holz durchbog, während das Meer an Tränen immer größer wurde.
„Lass mich in Ruhe!"
Lautes Schluchzen erklomm meine trockene Kehle, aber er lachte nur. Vielleicht, weil er betrunken war, andere Drogen genommen hatte, oder einfach nur, weil er wusste, dass er mich in die Enge getrieben hatte und ich keine andere Möglichkeit hatte, als die Türe zu öffnen. Ich würde sowieso sterben. Entweder kommt er gleich hier rein und bringt mich um, oder ich gehe raus und laufe ihm direkt in die Arme. Ich wusste nicht, was mir lieber war, aber ehrlich gesagt lag es auch nicht in meiner Hand. Heute würde Gott über mein Schicksal entscheiden...

Und dann war es still. Seine Stimme, sie war weg. Das Hämmern, es hatte aufgehört. Alles was überblieb, war leises Wimmern in der Luft. Tränen auf meinem Gesicht und die Ungewissheit, ob ich vielleicht schon tot war. Aber nein, ich lebte. Und er war weg. Aber ich war nicht alleine.

„Clara?"
Ich wusste nicht woher die Stimme kam, von wem sie war, oder wo ich mich befand. Ich sah überhaupt nichts, nichts als Dunkelheit.
„Clara? Wach auf!"
„David?" Ich blinzelte, verschwommene Formen setzten sich zu vertrauten Umrissen zusammen. „Ja, ich bin hier. Es ist alles okay!"
Er lächelte und wischte mir ein paar Tränen von den Wangen.
„Hörst du, ich bin hier..."
Ich nickte nur, dann schloss er mich in die Arme. Meine Tränen erstickten meine Stimme, während sich meine Lungen zusammenzogen und alles in mir schmerzte. Mein zerrissenes Herz, meine gebrochene Seele, einfach alles. Diesmal fühlte es sich an, als könnte nicht mal er mich halten. Niemand könnte das jetzt...

Mein Körper bebte in seinen Armen. Ich beruhigte mich nur langsam, während er mir immer wieder irgendwelche Sachen in meinen Haaransatz wisperte. In diesem Augenblick war ich ihm so unendlich dankbar, dass er da war. Ich könnte jetzt nicht alleine sein, das würde ich nicht aushalten... Und ich spürte, dass er wusste, dass ich ihn brauchte. Mehr als alles andere, mehr als ich es selber wollte. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Da waren diese Gefühle in meinem Herz, die nach ihm verlangen, wenn er nicht da war. Die Traurigkeit, wenn er gehen musste und die Freude, wenn wir zusammen lachten. Kira hatte wirklich recht. Irgendjemand entwickelt immer Gefühle, das ist so! Sagte sie dazu immer und ich wünschte, ich könnte sagen, dass sie einfach keine Ahnung hatte...

„Alles okay?" Er drückte mich etwas von sich weg und sah mir ins Gesicht. Ich nickte. „Dankeschön..." Meine Stimme war immer noch etwas brüchig, aber immerhin hatte ich sie überhaupt wieder.
„Nicht dafür, Clara." Sein Lächeln brachte etwas Wärme in mein Herz, manchmal wünschte ich, er würde jede Nacht bei mir sein und mich auffangen, wenn ich falle.

„Komm, leg dich wieder hin..."
Ich folgte seiner Anweisung wortlos und kuschelte mich ganz nah an ihn, als auch er sich wieder hinlegte und die Decke über uns legte. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis ich zurück ins land der Träume fiel.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es draußen bereits hell. David war immer noch bei mir und sogar schon wach, als ich mir die Müdigkeit aus den Augen rieb.
„Alles gut?" Er lächelte mich an, als ich, immer noch etwas müde, in sein Gesicht blinzelte. „Hmm... Mehr oder weniger." Meine Worte brachen als ein schwaches Lachen hervor. „Bin müde, und bei dir?"
David zuckte mit den Schultern, während er irgendwas in meinen Augen zu suchen schien. „Denk schon." Sehr überzeugend. „Kannst du mir was versprechen?"
Ich weiß, ich sage es viel zu oft, aber seine raue Morgenstimme jagte mir jedes Mal aufs Neue einen Schauer über den Rücken und ist verantwortlich für das angenehme Kribbeln in jeglichen Zellen meines Körpers.

„Was denn?"
„Kannst du mir versprechen, dass du immer mit mir redest, wenn dich irgendwas belastet? Ich möchte, dass du weißt, dass du mit mir reden kannst, ganz egal über was. Solche Sachen wie mit deiner Mum, du musst da nicht alleine durch, dafür sind Freunde da, okay?"
Ich nickte, aber waren wir wirklich nur Freunde? „Ich verspreche es."
Klar, wir schlafen miteinander, was uns eigentlich automatisch zu mehr als nur Freunden macht, aber zu was, wusste ich selber nicht um ehrlich zu sein. Und ich wusste auch nicht, ob ich es überhaupt wissen wollte...

„Keine Geheimnisse mehr, keine Lügen."
„Keine Geheimnisse, keine Lügen." Wiederholte ich seine Worte und wir mussten beide unwillkürlich Lächeln.
Keine Geheimnisse, keine Lügen. Das glaubst du doch wohl selber nicht?!
Ich ignorierte meine innere Stimme, sie sollte das jetzt nicht kaputt machen, dazu hatte sie kein Recht. Nicht heute.

„Du kannst auch mit mir reden, das weißt du, oder?" Insgeheim hoffte ich, dass er einmal mit mir reden würde, dann könnte ich endlich etwas mehr über ihn erfahren, ohne fragen zu müssen.
„Ich weiß." David lächelte, in diesem Moment wusste ich, dass er mir nur das erzählen wird, was er möchte.
„Dann sollte ich dir wohl auch sagen, dass ich heute leider gehen muss..."
„Was?!" Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen und warf ihm einen traurigen Blick zu.
„Ja, aber ich bin nicht lange weg, versprochen..." David schälte sich aus den Decken, doch das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.

„Warte!"
Ich sprang aus dem Bett und griff nach seinem Arm. „Kannst du nicht bleiben?" Flehte ich ihn an und setzte dabei den unschuldigsten Hundeblick auf, den ich drauf hatte. „Bitte. Nur heute..." Und morgen und übermorgen und den Tag drauf....

„Ich kann nicht." Seufzte er traurig, ich denke, er würde auch lieber bleiben.
„Und du bist dir auch ganz sicher?" Er ließ sich aufs Bett sinken, als ich ihn leicht anschob.
„Ganz sicher..." Versicherte er mir nochmals. Ich sah ihn an und überlegte kurz, bevor ich meine Arme um seinen Nacken schlang und mich auf seinen Schoß setzte.
„Oh nein, das fangen wir gar nicht erst an." Er nahm meine Arme von seinem Nacken und ich wusste sofort, dass er es eigentlich nicht wollte. „Ich muss wirklich gehen, Clara, also zwing mich bitte nicht..."
„Zu was soll ich dich nicht zwingen?" Neckte ich ihn, etwas teuflische flackerte in seinen Augen. „Dazu, dich einfach zu packen und wegzuschmeißen!"
Kaum waren die Worte über seine Lippen getreten, spürte ich die weiche Matratze unter meinem Rücken.
„Sorry, aber das ist viel zu einfach, weil du so leicht bist." David grinste und ich erkannte, dass ich nicht in der Position war irgendwas zu tun. Fürs nächste Mal musste ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen...

Bevor David ging verabredeten wir uns noch auf Montag. Er bot mir an, mich nach der Arbeit abzuholen, was ich natürlich nicht ausschlug, wäre ja dumm gewesen. Trotzdem hätte ich ihn lieber die ganze Zeit bei mir, statt drei Tage zu warten, bis wir uns wieder sehen. Aber man kann ja nicht alles im Leben haben, nicht wahr...?

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Hallöchennn :)
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Lasst wie immer gerne einen Kommentar da, ich freue mich über Rückmeldungen!

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Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt