❀ F O R T Y T W O ❀

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Ich weiß nicht, wie lange wir einfach nur da standen und uns anstarrten. Aber es waren sicher nur Sekunden, die sich dennoch anfühlten, als wären es schrecklich lange Minuten.

Er wird es ihr erzählen. Er wird ihr alles erzählen, Clara. Und du kannst rein nichts dagegen tun... In diesem Augenblick hasste ich meine innere Stimme. Ich hasse sie, weil sie recht hatte.

Dann war Kira die, die als erstes ihre Stimme wiederfand. Und es war völlig anders, als ich es erwartet hatte.
„Kann mir mal bitte einer erklären, was ihr hier macht?!" Sie sah zwischen Adonis und mir hin und her. „Clara? Niki?"

Niki? Was zum...?

„Sorry, Kira. Ich musste ein paar Sachen mit meiner reizenden Schwester regeln." Brachte Adonis hervor und legte seine Hand auf meine Schulter. Am liebsten wollte ich ihn von mir loswerden, seine Hand wegschlagen, doch es war unmöglich mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

„Deine ... Schwester?" Stotterte Kira, deren Farbe schon längst das Gesicht verlassen hatte. Woher kannten sie sich?
„Ja. Schön, nicht wahr?"
Ich spürte wie seine Augen auf mir klebten und warteten bis ich sie ansah, doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht.
„Komisch, dass du das nicht wusstest. Warum hast du ihr denn nie erzählt, dass du einen Bruder hast, hm, Clara?" Weil du offensichtlich ein scheiss Arschloch bist und ich einfach nur neu anfangen wollte...

Er sah mich noch immer an, doch ich schloss meine Augen fest, was im Grunde unsinnig war, da es seine Stimme nur noch lauter werden ließ.

„Clara. Kannst du mir bitte erklären, was das hier zu bedeuten hat?" Kiras Stimme zitterte, es brach mir das Herz, dass sie jetzt hier war und in Sachen mit reingezogen wurde, die eigentlich nichts mit ihr zutun hatten.

„Geh, Kira", brachte ich nach kurzem Schweigen hervor. Eine einzelne Träne rollte über mein Gesicht und verschmierte damit wahrscheinlich mein MakeUp, falls davon überhaupt noch etwas über war.
„Das hier ist eine Sache zwischen meinem Bruder, und mir, das hat nichts mit dir zu tun, also..."
„Oh doch, das geht sie ganz sicher etwas an... Komm, Clara, fang doch mal an zu erzählen, warum du hier in NewYork bist, das interessiert sie bestimmt brennend..." Adonis drückte meine Schulter fester, die Blicke der beiden spießten mich förmlich auf. Aber ich konnte nichts sagen, ich wollte nicht...

„Nicht? Okay, dann vielleicht, warum du ihr erzählt hast, dass unsere Eltern Anwälte in England sind..." Fuck, woher-
„Woher weißt du das?!" Ich löste mich aus seinem Griff und ging einen Schritt zur Seite. Wieder begann die Wut in mich hochzukochen. Wut auf Adonis, Wut auf mich und Wut auf unseren Vater, der überhaupt verantwortlich für all das ist.

„Ach Clara, eigentlich solltest doch gerade du mich kennen und wissen, dass ich ein schlaues Köpfchen bin..." Wie zum Teufel soll ich dich kennen, wenn ich acht Jahre lang nicht wusste, ob du überhaupt noch lebst...?
„Weißt du, ich habe sehr viel über dich und dein Leben herausgefunden, in der Zeit, in der ich hier war. Ich weiß welchen Weg du abends nach dem Training mit dem Fahrrad fährst. Ich weiß wo du arbeitest, ich weiß, dass mindestens zwei mal die Woche ein Strauß weißer Rosen vor deiner Tür steht und ich weiß, dass deine Nachbarskatze jeden Tag darauf wartet, bis du ihr Essen gibst..."

Ich schluckte schwer. Mein Magen fühlte sich auf einmal an, als würde er sich samt seinem Inhalt selbstständig machen, während mein Leben Stück für Stück weiter auseinander fiel. Und ich stand hier und musste zusehen.

„Ich habe dich sehr lange beobachtet und versucht zu verstehen, was in deinem Kopf vor sich geht und warum du so handelst, wie du handelst", redete Adonis weiter und ich würde ihn am liebsten Stummschalten. „Ich habe echt alles gegeben, um dir so nah wie möglich zu sein, ohne dass du es merkst. Ich habe sogar deine beste Freundin gevögelt, nicht wahr, Kira..." Kurze Stille. Ich glaubte nicht, was er da sagte. Er zerstört nicht nur mein Leben, sondern auch das von Kira... Dann sah er zu ihr rüber, nicht zu vergessen dieses hässliche Grinsen auf seinen Lippen, für welches ich ihm am liebsten eine reinschlagen würde. Als wäre er auch noch stolz darauf...
„Nicht weinen, Kira." Tränen rannten über ihr Gesicht, sein pathetisches Gerede machte mich wahnsinnig. Wie konnte er so schrecklich herzlos sein? Wie konnte er sie ausnutzen, nur um mein Leben zu zerstören...?

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now