KAPITEL 2

3.3K 115 13
                                    

Mühselig öffnete ich meine Augen. Die Sonnenstrahlen die durch mein Fenster schienen kitzelten meine Nase und hinterließen eine angenehme Wärme auf meiner Haut. Langsam streckte ich mich und schaute auf den Wecker, der neben meinem Bett auf den Beistelltisch stand. Es war erst 07:30 Uhr, eine Zeit in der weder ich noch Mariella aufstand, denn es war Samstagmorgen. Plötzlich hörte ich ein leises Knarren der Tür und drehte mich zu dieser. Als durch den kleinen geöffneten Spalt die leuchtenden Augen hervorblitzten kicherte ich und Mariella riss die Tür etwas weiter auf. Da stand sie also, in ihrem kleinen pinkfarbenden Pyjama und ihr Elefantenkuscheltier unter dem Arm. Augenreibend und mit einem kleinen zaghaften Lächeln sah sie mich an. "Guten Morgen mein Schatz." flüsterte ich und sofort kam Mariella angetapst und kletterte mit ihrer noch wenigen Kraft auf das Bett, um sich dann unter meiner Bettdecke in meinem Arm zu legen. "Wir stehen noch nicht auf, oder Mami?" fragte sie mich gähnend. Vorsichtig küsste ich ihren Kopf und lächelte. "Nein mein Schatz. Es ist Samstag, wir können ganz lange schlafen wenn du das willst." Flüsterte ich und schon waren ihre Augen wieder geschlossen. Ich tat es ihr gleich und schmiegte sie fest an mich. Es kam mir vor, als hätte ich nur 2 Minuten meine Augen geschlossen, doch als ich mich dann vorsichtig umdrehte und auf den Wecker schaute war es bereits 09:30 Uhr. Langsam und leise, ohne Mariella zu wecken, stand ich auf und sah nochmal zurück bevor ich aus dem Zimmer schlich. Wie unschuldig und seelenruhig sie dort lag und schlief. Immer wieder ertappte ich mich dabei, bei jedem erneuten Blick auf Mariella, mich immer neu und intensiver in sie zu verlieben. Sie war mein Fleisch und Blut und ich vergötterte sie.
Ich öffnete die Fenster und ließ die Frühlingsluft in das Haus als ich bereits unten in der Küche stand und frischen Kaffee kochte. Ganz selbstverständlich presste ich auch den frischen Orangensaft für Mariella und als ich damit fertig war, nahm ich meine heiße Tasse Kaffee und setzte mich nach draußen. Im Frühling war es hier am schönsten, überall blührten die Blumen und ein süßer Duft kam einen entgegen. Die Apfelbäume bekamen ihre ersten Blüten, sodass alles nicht so kahl und kalt wirkte. Man verliebte sich in das Bild, was einem gegeben wurde. Der Weg bis zum See, der direkt hinter dem Haus war, war besäht mit unzählig vielen Tulpen und Veilchen. Der Steg sowie der See waren in einem mehr als gepflegten Zustand, man könnte meinen, dass dieser immer gesäubert werden würde, doch kaum jemand kannte diesen See. Dennoch schwam ich jeden Sommer in diesem, während Mariella auf den Steg saß und mir zusah, oder am Ufer im Wasser spielte. Denn weiter durfte sie nicht, meine Angst, sie könnte ertrinken, war viel zu groß. Sie ist erst 2 Jahre und ich kann es mir nicht verzeihen, wenn sie nicht mehr bei mir wäre, wenn ich sie verlieren würde. "Ich hab Durst Mami." quietschte eine zuckersüße Kinderstimme hinter mir, und holte mich aus meinen Gedanken. "Mami hat dir schon Orangensaft gemacht." erwiderte ich und strich ihr über die Haare. Langsam gingen wir wieder hinein und ich reichte ihr das Glas, nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hat. Schnell schnitt ich einen Apfel für sie auf und schmierte ihr ein Marmeladenbrot bevor sie sich auf den Weg machte, die Zähne zu putzen. "Erst isst du was mein Schatz, danach machen wir dich fertig. Heute kommt Grandma, dann kannst du mit ihr spielen." sagte ich und lächelte. Mariella hingegen war ganz aufgeregt, schon lange hatte sie ihre Oma nicht gesehen. Meine Mutter liebte Mariella so sehr, wie sie mich liebte und ich war ihr unendlich dankbar dafür, dass sie mich nie verurteilte. Das einzige, woran sie zu nörgeln hatte, war mein Beziehungsstatus. Zwar akzeptierte sie, dass meine erste Jugendliebe ein Mädchen war, doch sie wollte einen Mann an meiner Seite sehen. Nur wusste sie nicht, das meine Passion einzig und allein den Frauen galt. Als Mariella noch am Essen war entschied ich mich, das Badezimmer aufzusuchen und mich frisch zu machen. "Schätzchen, wenn du fertig bist gehst du erst einmal hoch ja?" Sagte ich und Mariella nickte mit vollem Mund. Ich musste bei dem Anblick grinsen aber verschwand sogleich. Mit einem lauten Seufzen lies ich die Tür in das Schloss fallen. Ja, ein Kind zu haben und es allein großzuziehen ist nicht einfach. Überall liegt Spielzeug, überall sind Handabdrücke kleiner Hände, Flecke von Fingerfarben, Wachsmalstifte, Filzstifte. Man schläft wenig, und wenn das Kind dann auch noch krank ist, schläft man gar nicht... Doch ich würde niemals im Leben mit jemanden tauschen wollen.
Meine braunen Haaren lies ich offen gewellt über meine Schultern fallen, ich legte etwas Make-Up auf, etwas Mascara und schon war ich mit meinem Gesicht fertig. Ich brauchte nicht viel um mich wohl und schön zu fühlen, denn um schön zu sein, braucht man nur eines: ehrlich lächeln. Ich stieg nur kurz unter die Dusche, brauste mich ab und sprang dann wieder heraus, um mich abzutrocknen und einzucremen. Schnell zog ich mir eine blaue skinny-jeans an und dazu einen grauen, schulterfreien Pullover. Noch schnell legte ich einen Spritzer Parfum auf meinen Hals, putzte mir die Zähne und schon war ich fertig. "Mariella, kommst du bitte ins Bad?" rief ich nach oben doch bekam keine Antwort. "Mariella!" rief ich etwas lauter, doch wieder nichts. Mein Herz raste und ich lief die Treppen hinauf. Mehrere Szenarien gingen mir durch den Kopf, sodass ich Angst hatte, sie zu verlieren. Was ist, wenn sie hingefallen ist und sich den Kopf gestoßen hat? Was ist wenn sie nach draußen gegangen ist? Der See?! Schnell rannte ich zu ihrem Zimmer und öffnete die Tür, mein Puls legte sich wieder als ich die singend und spielend vorfand, mit ihrer Barbiepuppe in der Hand. Grinsend sah sie mich an und ich musste stark mit den Tränen der Erleichterung kämpfen. "Komm mein Schatz, wir ziehen dich jetzt an, putzen dir die Zähne und machen deine Haare." Sagte ich sanft und nahm sie auf den Arm nachdem ich aus ihrem kleiderschrank eine rosane Hose und einen weißen gepunkteten und flauschigen Pullover entnahm. Langsam ging ich die Treppen mit ihr runter und zusammen gingen wir ins Badezimmer. Dort setzte ich sie ab und gab ihr ihre Zahnbürste, auf der ich vorher einen erbsengroßen Klecks Zahnpasta gab. Sie nahm die Bürste in den Mund und versuchte so gut es geht ihre Zähne alleine zu putzen, was mich schmunzeln ließ. Sie war schon so weit für ihr Alter, was mich erneut zum staunen brachte. Ich verstand nun, warum alle Eltern immer sagen, dass Kinder zu schnell erwachsen werden würden. Denn auch wenn Mariella erst 2 Jahre war, verstand sie einiges besser als die Jugendlichen im Alter von 16. "Freust du dich schon auf die Oma?" Fragte ich sie während ich sie mit einem Waschlappen einseifte. Sie grinste und nickte eifrig. "Dann kann Oma mit mir wieder malen!" - "Und ihr malt beide sehr gerne ja?" Fragte ich und wieder bekam ich ein freudiges Nicken. Sie tat mir immer wieder so gut, auch wenn ich das anfangs nie zugeben wollte. Durch Mariella wurde ich ein besserer Mensch. Ich habe gelernt erwachsen zu werden, obwohl ich das hätte schon vor ihr sein sollen. Aber dennoch bin ich es jetzt und versuche so gut es geht, eine gute Mutter für sie zu sein. Nachdem ich sie eingeseift, abgewaschen, abgetrocknet und eingecremt habe, zog ich ihr flink ihre Sachen über, und band ihre Haare zu einem Fischgrätenzopf. Ich hatte wirklich großes Glück dabei, dass Mariella relativ geduldig war. Als ein Klingeln und Klopfen an der Eingangstür uns aus unserem Gespräch warf, sprang Mariella auf und lief zu der Tür. Schnell schmiss ich die ungewaschenen Sachen in einem Korb und gesellte mich zu den beiden an die Tür. "Hallo Mama." rief ich zu ihr und sie empfang mich mit offenen Armen. "Hallo mein Schatz." sagte sie sanft und kam in unser Haus hinein.


Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now