KAPITEL 36

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Was würdet ihr tun, wenn ihr den Menschen den ihr so unfassbar stark liebt, den Menschen den ihr ewige Treue vor dem Altar schwören würdet und bis ans Ende eures Lebens lieben würdet, nie das geben könntet, was ihr wollt, weil dieser Mensch das einst schon einmal hörte und es einst selbst zu jemand anderen gesagt hat? Und was würdet ihr fühlen, wenn doch dieser Mensch dies zu euch sagt und es wirklich ehrlich meint? Wenn dieser Mensch dachte, es beim ersten Mal ernst zu meinen und doch nicht so zu fühlen? Würdet ihr es dann bei euch glauben? Ist es die Liebe, die uns so blind oder auch so mutig macht?

Langsam spazierten Catherine und ich am Strand entlang und während sie das Rauschen des Meeres genoss, sah ich auf das stürmische Meer und dachte darüber nach, wie es nach all der Zeit in Malibu mit Catherine und mir weiterging. „Worüber denkst du nach Liebling?" fragte sie mich und nahm sogleich meine Hand in ihre. „Wie soll es weitergehen mit uns? Ich meine, nach Malibu? Der normale stressige Alltag?" sie dachte nur eine Sekunde darüber nach, ehe sie uns stoppte und mir in den Augen sah. „Es wird schwierig, sehr schwierig sogar. Das wissen Du und Ich sehr gut. Ich muss für eine Zeit noch so tun, als wäre ich die erfolgreiche liebende Ehefrau und du die leidenschaftliche Freundin dieser Frau." Knurrte sie verächtlich. Ich wusste, dass sie nicht Frau, sondern Flittchen sagen wollte. Ich wusste auch, dass sie es mehr als satt hatte sich zu verstecken und mich mit jemand anderen zu sehen, ebenso wie ich es satthatte. „Ich hoffe so sehr, dass wir dieses Versteckspiel nicht mehr lange durchmachen müssen." Flüsterte ich beinahe. Catherine bejahte dies indem sie meine Hand fester zudrückte und damit so bestätigte, dass es für sie auch eine sehr große Überwindung sein wird, mich nicht mehr so oft zu sehen, nachdem wir wieder nachhause fliegen würden. Catherine tippte kurz auf ihr Smartphone wild herum, als sie dieses aus ihrer Tasche fischte. „Was tust du?" fragte ich gespannt. Doch sie grinste nur und winkte ab. Schmollend gab ich mit ihrer Zurückhaltung zufrieden und lauschte weiter dem Rauschen des Meeres.

Es vergingen noch einige Stunden, bis wir letztendlich vor dem wohl teuersten Restaurant Malibus standen. „Catherine bist du dir sicher? Ich meine, es sieht schon von außen sehr teuer und Nobel aus und ich glaube, ich bin viel zu schlecht angezogen dafür." Nuschelte ich und hüpfte nervös von einem Bein auf den anderen. Catherine bemerkte dies und beruhigte mich, indem sie ihre Arme um meinen Körper schlang. „Du bist wunderschön Evelyn, mach dir keine Sorgen." Sie hatte gut reden, denn sie sah sogar in einem Kartoffelsack wunderschön aus. Doch das Kleid was sie trug, war Millionen Mal besser und schöner als ein Kartoffelsack. Es war ein schlichtes hautenges Kleid, was kurz an den Hüften nochmal mit edlen funkelnden Steinen belegt war. Dazu eine schwarze kleine Tasche, hochgesteckte Haare und schwarze Lackpumps. Sie sah wieder so edel und professionell wie immer aus. Ich hingegen war farblich das komplette Gegenteil von ihr. Mein Outfit bestand aus einem Elfenbeinfarbenden hautengen Kleid, dazu die passende Tasche und die passenden Lackpumps. Meine Haare lagen gelockt auf meinen Schultern und an meinem Kleid befanden sich keine Steine - was vollkommen in Ordnung war.

Schnell bekamen wir unseren Tisch, da Catherine bereits vorbestellt hatte. Natürlich war sie es, die den teuren Wein und das teure Essen bestellte, denn sie war diejenige, die von all dem viel mehr Ahnung hatte, als ich. „Was siehst du mich so an?" fragte ich als ich beim Essen bemerkte, wie Catherine mich anstarrte. „Evelyn Pierce, wie kann man nur so schön sein wie du?" fragte sie mich in dem passenden Moment, als die Harfenspieler des Restaurants ein neues sinnliches und ruhiges Lied anspielten. Bedacht langsam legte ich das Besteck auf den halbvollen Teller und sah sie eindringlich, dennoch liebevoll an. „Man kann nur so schön sein, wie man verliebt ist. Und ich bin so unfassbar stark in die schönste Frau auf der ganzen weiten Welt verliebt, da kann ich ja mal ein wenig gut aussehen." Neckte ich sie. Catherine, die ein wenig rot wurde, schaute zu Boden und lächelte. Ich befürchtete bei ihrer Tat, dass viele zu ihr sagten sie sei hübsch, es aber nie mit so einer Ernsthaftigkeit und einer Ruhe gesagt haben, wie ich. „Ich werde alles tun, damit du dich immer bei mir wohlfühlen wirst Catherine. Ich werde versuchen, dir immer das Gefühl zu geben, dass du geliebt wirst. Du wirst bei mir niemals denken, dass du schlecht oder ein Anhängsel wärst, denn du bist meine Heimat, mein Herz und mein Anker." Sagte ich und bevor ich noch weiterreden konnte, beugte Catherine sich über den Tisch und küsste mich lang und intensiv. So viele Gefühle spielten in diesem Kuss eine Rolle, doch das größte war der Dank und die Liebe. „Lass uns nachhause." Flüsterte sie und ich bejahte indem ich aufstand, ihre Hand nahm und sie hinausführte. Kurz bevor bezahlten wir schnell das überteuerte und trotzdem köstliche Essen und machten uns dann schnell auf dem Weg um Mariella abzuholen.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now