KAPITEL 18

2.1K 107 10
                                    

Ihr, oder besser gesagt unser kleines Geheimnis machte mich noch vollkommen wahnsinnig. Wenn Catherine bei mir war, so dachte ich an nichts anderes als an Sie. Konzentrierte mich auf jedes noch so kleine Detail. Doch kaum war sie weg rannte ich wieder davon, weg von meiner Vergangenheit der ich dennoch nicht entkommen konnte. Doch ich liebte sie, ich liebte sie mit jedem einzelnen Tropfen Blut und ich hatte genügend Gründe dafür.
Weil Catherine mich versteht, ohne ein Wort zu sagen. Weil Sie ganz natürlich ist und sich nicht verstellt wenn ich in ihrer Nähe bin. Sie tut mir gut und ich vergesse all das Schlechte auf der Welt, selbst wenn ich ein Teil dazu beitrage. Sie bringt mich zum lachen, zum zittern und auch ich war noch nie so nervös wenn ich jemanden angesehen habe. Als Sie mich geküsst hat, schlug mein Herz so verdammt schnell sodass ich dachte, es schlägt Purzelbäume. All das finde ich vollkommen verrückt, denn noch nie hat mich jemand so glücklich gemacht, noch nie hab ich mich so vollkommen gefühlt, so angekommen. Sie strahlt so viel Reife und Güte aus, dass es schon unmöglich erscheint, doch Catherine macht es möglich. Ja, sie macht mich zu einem besseren Menschen in dieser schrecklichen Welt. Und doch stand sie noch vor mir, verschmitzt grinsend und doch so irre sexy. Sie hatte mich geküsst ohne zu wissen, dass es mein Untergang sein konnte, wir hatten ein Geheimnis, obwohl ich keines haben wollte, nicht noch eins, nicht mit ihr. "Versprich mir das du da sein wirst." flüsterte sie mir hoffnungsvoll zu. Doch meine Kehle war zugeschnürt, ich konnte ihr nicht antworten also nickte ich ihr hoffnungslos zu ehe sie grinsend und ohne ein weiteres Wort, sich von mir entfernte und siegessicher verschwand. Ich konnte nicht nein sagen, konnte sie nicht enttäuschen, denn zu sehr lechzte mein Herz nach ihr, wollte immer mehr von ihr fühlen. Mein Körper bebte noch immer, sowie die nächsten Stunden und sogleich der nächste Tag auch.

Es war mittlerweile 16 Uhr, als meine Mutter wiedererwartend fröhlich meinen kleinen Engel abholte und ich ihr kurz und knapp erklärte, dass diese Gala noch eine Pflichtveranstaltung wäre. Ich öffnete den schwarzen Karton, der bereits seit Stunden auf der Waschmadchine stand und zum Vorschrin kam mir ein sündhaft teures Kleid der Marke Gucci. Es war ein lankes dunkellilanes und trägerloses Kleid. Mit einem herzförmigen Ausschnitt und den wasserfallartigen Stoff an den Seiten, kam die einzelnen Swarovskisteine am Dekolleté perfekt zur Geltung. Ich war geschockt, denn ich wusste wie viel solch ein Kleid kosten würde. Hat Catherine wirklich die Absicht mehr als nur eine kleine Affäre aus mir zu machen, wenn sie mir dieses Schmuckstück kaufte? Vorsichtig, um das Kleid auch nicht zu beschädigen, nahm ich es aus dem Karton und legte es beiseite, ehe ich mich um den Stof darunter kümmerte. Wenn man es Stoff nennen konnte. Die schwarze Spitze stach mir sofort ins Auge, es sah sexy aus, dennoch bedeckte es die intimen Stellen, wenn auch nur knapp. Bei dem Anblick der Unterwäsche grinste ich, jedoch vergang es mir sofort nachdem ich weiterdachte. Was ist, wenn die Unterwäsche genau das Gegenteil bewies, was ich bei dem Kleid dachte?! Was ist, wenn ich doch nur die kleine Affäre bin? Und was wird passieren, wenn ich mich darauf einlasse, ihr Mann es herausfindet und somit mein Geheimnis lüftet?! All diese Fragen stellte ich mir, doch eigentlich blieb mir keine Zeit mehr. Ich schüttelte schnell den Kopf, um die Gedanken aus meinen Kopf zu verbannen und widmete mich meinem Aussehen. Meine Haare hatte ich streng und doch elegant zusammengesteckt, auf meinen Lippen zierte sich ein dunkelroter Lippenstift und meine Augen waren verrucht dunkel geschminkt. Schnell zog ich die Unterwäsche sowie das Kleid - welches beides wie eine zweite Haut anfühlte - an und legte ein teures Parfum auf. Nachdem ich mich tausende Male in Spiegel begutachtete, meine Haare unzählige Male richtete und mein traumhaftes Kleid glatt strich, kloofte es schon an der Tür. Ich nahm meine schwarze kleine Tasche, schnappte mir meinen langen schwarzen Mantel und öffnete zaghaft die Tür. "Guten Abend Mrs. Pierce." sagte Diego freundlich und küsste charmant meinen Handrücken zur Begrüßung, ehe er mich zum Wagen begleitete und mir die Tür zum einsteigen aufhielt. "Danke." sagte ich verlegen und stieg so schnell es ging in den Wagen. Diego tat es mir gleich und startete den Motor, um schnellstmöglich zu unserem Ziel zu gelangen. Ich schaute aus dem Fenster während ich nervös und aufgeregt mit meinen Fingern spielte. "Wahnsinnig atemberaubend und verrückt zugleich, nicht wahr?" Fragte mich Diego und ich sah ihn verwirrt an. "Was meinen Sie?" - "Sie und Mrs. Hawking." sprach er ruhig und ich wurde starr vor Angst, was ihn auflächeln lies. "Man bemerkt die Spannung, das Knistern zwischen Ihnen beiden. Ich habe in meiner ganzen Karriere, die ich nun schon mit Mrs. Hawking als persönlicher Chauffeur, Security, Ratgeber und guter Freund, verbringe, noch nie erlebt wie sie für etwas, speziel für Sie Evelyn, kämpft und schwärmt. Sie ist fasziniert von Ihnen, und Sie will mehr. Auch wenn es den Anschein macht, Sie seien nur ein Spielzeug für sie, so glauben Sie mir, Sie sind mehr als das, viel mehr. Ich habe Catherine noch nie so erlebt wie Sie jetzt ist, wie Sie mit Ihnen ist. Auch wenn man Catherine mit ihren eigenen Karten schlagen muss." - "Wie ist Sie denn mit mir?" fragte ich neugierig und hibbelig zugleich. "Schwerelos. Sie zeigt nicht ihre kalte Schulter, sie lässt Gefühle zu auch wenn es Ihnen noch nicht so klar ist. Sie ist ein Mensch geworden und keine herzlose Maschine mehr. Sie lebt." antwortet er berührt und ich musste die Tränen der Rührung unterdrücken. "Wenn das wahr ist.. dann..wieso ist sie dennoch so herzlos zu mir, in manchen Momenten? Warum macht es den Anschein, als wenn ich nichts weiter bin für Sie?" - "Hätten Sie nicht auch Angst, Ihr komplettes Leben zu verlieren und zu zerstören, nur weil man jemanden kennengelernt hat, der einen mehr gibt, mehr fühlen lässt als man es je für möglich gehalten hätte? Catherine könnte alles verlieren, ihren Job den Sie über alles liebt, ihren Ruf der ihr in all den Jahren sehr wichtig geworden ist, ihre Unabhängigkeit - das wichtigste für sie. Und all das nur, weil Sie ein Monster hat, ein Biest, was sich von den Ketten befreit hat und sie nun am Hals packt." Diego schnaufte am Ende seinen Dialoges verächtlich, doch ich wusste nicht warum, ich wusste nicht, was er mit dem Monster meinte, was es mit dem Biest auf sich hat. Doch eins wusste ich, Catherine und Ich, wir waren uns so ähnlich ohne es selbst gewusst zu haben. Ich dankte Diego, nachdem wir angekommen waren, für die sichere Fahrt und das tiefgründige Gespräch und er versprach mir, hier auf mich zu warten, egal wie lange es dauern würde. Ich lächelte ihn an, stieg aus dem Wagen und sah mich verwirrt um. Ich wusste nicht wo ich war, weder wo ich hin sollte. "Ich glaube, ich sollte heute die Begleitung für Sie sein Evelyn." sagte Diego lachend und ich harkte mich bei ihm ein. "Vielleicht ist das besser." Gab ich lachend zurück und wir schritten auf den langen Gang zu. Unzählige Paparazzis tümmelten sich, als wären wir auf dem roten Teppich, und das 'nur' weil unzählige Prominente Persönlichkeiten, auch Mrs. Hawking, hier waren. Ich fühlte mich wie ein unwichtiger Mensch an diesem Abend, doch Diego half mir die Gedanken aus dem Kopf zu streichen. Er nahm mich bei der Hüfte und lächelte mit mir zusammen in die Kamera, als die Paparazzis wussten, wer ich war und schossen unzählige Fotos von uns. Auch wenn ich nur eine kleine mikrige Autorin war, mein erster Bestseller hinterlies Bewunderung und Staunen. "Wir sollten weiter, immerhin ist hier jemand, der Sie sehen will." flüsterte er mir ins Ohr und ich errötete verlegen. Meine Nervosität stieg ins unermässliche und so schnell wie sie da war, so schnell war sie verflogen und tauschte mit dem allzu bekannten Gefühl.

Denn dort stand Sie, so eng umschlungen und vertraut mit ihm. Beinahe standen wir uns direkt gegenüber und doch sah Sie nicht zu mir, lediglich lächelte Sie George an, der ihr Lächeln verliebt erwiderte. Ich hasste dieses Gefühl, welches sich in meinem Körper ausbreitete. Diese Enttäuschung, da ich dachte, sie würde die Wahrheit sagen. Diese Wut, denn ich wusste, dass George seine Genugtuung hatte. Doch ich war wütend, am meisten auf mich selbst. Denn ich hatte geglaubt, ich hatte vertraut und ich wurde meines Herzens beraubt. Und dennoch liebte ich sie, genau diese Erkenntnis schmerzte so unheimlich, dass ich beinahe in Tränen ausbrach. Denn ich hatte immer unglaubliche Angst mich zu verlieben, denn ich liebte und liebe noch immer stark, und halte mich genau daran fest, und manchmal sogar, da hatte ich das Gefühl ich würde mich zu schnell verlieben. Doch dann kam Catherine und nahm mir das Gefühl einfach weg, Sie war da und schon von der ersten Sekunde an wusste ich, dass ich Sie nicht gehen lassen will, Sie nicht verlieren will. Sie ist in der ganzen kurzen Zeit mehr geworden für mich, als mancher Mensch in 10 Jahren. Und doch verlor ich sie, bevor ich sie überhaupt hatte. Langsam wanderte ihr Blick zu meiner zierlichen Gestalt. Ihre Augen definierten sich und ihr Lächeln wurde verrucht und so wahnsinnig sexy. Doch ich fühlte mich dreckig, dreckig und schäbig und das Gefühl, dass ich zu all dem nicht passte, hier nicht hingehörte, stieg immer weiter und endete nicht. Es würde nie enden. Enttäuscht nahm ich meinen Blick von ihr und ging zusammen mit Diego an ihr vorbei. Wortlos, und ohne mich zu ihr umzudrehen verschwanden Diego und ich in den übergroßen Saal und setzten uns an einem großen runden Tisch. Zu meinem Pech, sah ich Sie wie sie selbstbewusst zu unserem Tisch heraneilte. Wie ihre hochgesteckten Haare und ich verruchtes Make-Up sie zu einer wahnsinnig hübschen und unnahbaren Frau wirken lies, wie das pechschwarze enganliegende Kleid ihrer perfekten Figur schmeichelte. Doch ich konnte nicht, ich konnte ihr nicht in ihre wunderschönen Augen sehen, ohne mich dabei so nutzlos und unerwünscht zu fühlen. Ich wollte so viel mehr, doch sie war es, die den Ring trug. Und ich war es, deren Vergangenheit nicht ruht. Noch bevor Catherine an unserem Tisch ankam und ein Wort sagen konnte, stand ich auf und verschwand zugleich nach draußen, wo Diego mich nach einigen Minuten aufsuchte. "Evelyn? Was ist mit Ihnen?" fragte er besorgt und legte beruhigend seine Hand auf meine Schulter. Er zog mich in eine lange und trostspendende Umarmung und während ich die Augen geschlossen hielt, hörte ich das Klingen der Absätze. "Evelyn?" fragte mich die besorgte Stimme Catherines. Sie war verwundert von meinem Verhalten, und sichtlich verwirrt bei der Geste zwischen Diego und mir. Ich entfernte mich aus der Umarmung von Diego, hielt dennoch seine Hände fest in meine, auch wenn er lieber der angespannten Situation entgangen, und von hier in diesem Moment geflüchtet wäre. Auch wenn ich der Versuchung, sie zu küssen, am liebsten nachgekommen wäre, wollte ich ihr meinen Missmut und meine Verachtung ihr gegenüber deutlich machen. Ich sah sie kurz an, ignorierte aber die Wut und die brodelnde Eifersucht in ihren Augen und schaute Diego lächelnd an. Dieser jedoch, sah kurz verwirrt zu mir hinunter, verkniff sich aber das Grinsen, als er wusste welches Spiel ich spiele. Langsam legte ich eine Hand auf Diegos Wange und streichelte diese kurz. "Bring mich nach Hause Diego, hier gibt es nichts von Bedeutung. Dieser Abend sollte nur uns gehören, und es wird uns beide gefallen." Raunte ich hörbar und deutlich für Catherine, um sie auf unser Geheimnis, auf die Spitzenunterwäsche aufmerksam zu machen. Ich platzierte einen flüchtigen Kuss auf Diegos Lippen, welcher mich überrascht und schockiert zugleich ansah, doch ich grinste nur und zwinkerte Catherine provozierend zu ehe ich Diegos Hand nahm. Entsetzt, wütend und eifersüchtig zugleich starrte sie uns beide mit offenen Mund an, und ballte ihre Hände zu Fäusten als wir direkt an ihr vorbeigingen und wieder in den Wagen stiegen. Mein kurzentschlossener Plan klappte, ich erweckte in ihr die Eifersucht, ohne zu wissen welche Folgen es haben wird.

Let me be your poem [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt