KAPITEL 38

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„So viele Dinge im Leben passieren, bei denen wir uns wünschen, dass sie nicht passieren. Und viele Momente geschehen, die wir uns schon immer erhofft haben. Doch was ist das? Was passiert hier? Ist es meines Herzes Wunsch das dies passiert? Hatte mein Herz doch vor nicht allzu langer Zeit einen Menschen verbannt, nahmst du diesen Platz ein und füllst ihn aus. Doch will ich das? Bist doch so anders und doch so gleich. Fühl mich so geborgen bei dir, und doch ist es so, als wäre ich nichts. Doch bin ich ein Nichts? Ich wünschte ich wüsste die Antwort. Bist so nah bei mir doch auch so weit weg, Berührst meinen eiskalten Rücken und plötzlich brodelt das Blut in mir. Was ist das was hier passiert? Zerbricht mein Herz an dir, oder bist du die Heldin die es rettet? Oh sag mir doch, fühlst du das auch? Bist du so wie ich? Sag mir, liebst du mich so sehr wie ich dich? Sag mir doch, sag mir doch was das ist." ~ Evelyn Pierce

Wie verrückt kann ein Mensch einen anderen machen? Wie wahnsinnig verliebt kann man sein bloß, weil man den Namen hört? Es ist verrückt und wahnsinnig zugleich, wie verliebt ein Mensch sein kann. Wie abhängig man sich von der angebeteten Person macht. Und doch empfinden wir die Liebe sowohl als wundervollste der Welt, doch wissen wir auch, dass sie das schrecklichste der Welt sein kann, wenn die Liebe weh tut. Und auch wenn die Liebe manchmal schrecklich kompliziert und schrecklich schmerzhaft sein kann, können wir uns nicht vorstellen ohne Liebe durch unser ganzes Leben zu gehen. Und auch wenn man nicht in die Versuchung kommt, einen Menschen zu lieben, so liebt man andere Dinge. Das Meer, die Freiheit, die Stille, Bücher, Filme oder Erinnerungen seines noch so jungen Lebens. Irgendwas liebt man immer in dieser Welt, auch wenn man manchmal den Glauben daran verloren hat. Auch wenn man das Gefühl hat, rein gar nichts zu fühlen, tief im inneren unser selbst tut man es. Man liebt. Man lebt. Man lacht. Man weint. Man leidet. Und das tun wir unser ganzes Leben lang. Manchmal bewusst und manchmal unterbewusst. Doch ich liebte, lebte, lachte, weinte und litt bewusst. Und all das für Catherine und Mariella. Ich tat das für meine beiden großen Lieben, für meine kleine Familie.

„Ich will, dass du meine Frau wirst, dass du meine Frau bleibst – das ganze Leben lang." Ihre Worte hallten noch immer durch den Raum, durch meine Ohren von denen ich nie gedacht hätte, sie jemals von ihr zu hören. „Ich soll also irgendwann deine Frau sein? Also ich meine, dass bin ich schon längst. Aber du meinst so ganz offiziell, mit Blumen, Kleider und Brautjungfern?" flüsterte ich krächzend vor Rührung. „Du hast die Ringe vergessen Geliebte." Flüsterte sie und stupste mich mit ihrer Nase an, nur um den Geruch meiner Haare aufzusaugen. Ich war glücklich. Und in diesem Moment konnte kein Autor der Welt, kein Goethe oder Shakespeare beschreiben wie glücklich ich war. In mir kochten all diese Glückgefühle und drohten aus mir herauszusprudeln. „Ja." Hauchte ich kaum hörbar doch Catherine hörte es sehr gut, denn sie grinste sofort nach meiner krächzenden Antwort. Ich hörte das Blut in meinen Adern rauschen, ich spürte, wie mein Herz so stark schlug, als würde es förmlich aus meinen Körper herausspringen. „Ich bin glücklich Evelyn." Sagte sie und lächelte mich kurz an, bevor sie ihre Lippen auf meine legte. Ganz sanft und gefühlvoll. Es war, als wäre dies schon unser kleines Happy-End gewesen, obwohl noch so viel mehr passieren würde. Langsam standen wir auf und beobachteten die Wellen des Meeres von unserem Ferienhaus aus. Behutsam legte ich meine Arme um Catherines Bauch und schmiegte mich an ihren Rücken. Ihrer ruhigen langsamen Atmung nach zu urteilen war sie entspannt und seelig, genau wie ich, genau wie Mariella. Denn das kleine Wunder war in diesem Moment auch glücklich, als würde sie wissen, worüber wir gesprochen hatten.

Am Nachmittag setzten wir Mariella wieder an der Tagesstätte ab und folgten unseren Plan, obwohl wir keinen hatten. Catherine übernahm die Rolle des Fahrers, damit ich mir während der Fahrt weitere Eindrücke von Malibu, die Catherine bereits kennt, machen konnte. Meine Gedanken hingegen kreisten während der Fahrt um unsere Zukunft. Ich schwur mir, irgendwann hier wieder herzukommen, wenn wir beide, Catherine und ich, unsere Ringe an den Fingern trugen. „Also?" unterbrach sie die Stille mit ihrer rauchigen verführerischen Stimme. „Also was?" fragte ich und sah sie an. „Was machen wir beide jetzt?" Kurz überlegte ich, entschied mich jedoch, ihr die Verantwortung zu überlassen. „Fahr einfach drauf los und halte erst dann, wenn du der Meinung bist anhalten zu müssen." Gab ich von mir und lehnte mich weiter in den Autositz hinein. Catherine nickte, legte ihre rechte Hand auf meinem Oberschenkel ab und fuhr weiter.

Wir setzten uns auf die großen Felsen der Wiese zu der uns Catherine geführt hatte und konnten so das wunderschöne tobende Meer betrachten. Es war faszinierend, wie beruhigend es auf einen wirkte, obwohl es selbst so unruhig und stürmisch war. Catherine schmiegte sich eng an mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter ab. „Als ich noch jung war, kam ich hier so oft her." Fing Catherine an zu reden und ich hörte ihr aufmerksam zu während ich ihre Hände in meinen schloss. „Immer, wenn ich Liebeskummer hatte, oder Streit mit Freunden oder meiner Familie, kam ich hierher um abzuschalten, um meine innere Ruhe wiederzufinden. Doch jetzt, jetzt will ich hier sein, weil ich meine innere Ruhe in einem Menschen gefunden habe, obwohl diejenige mich zur Raserei bringen kann." Gab sie grinsend von sich und stupste mich an. Ich hingegen kicherte verlegen und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

Wir kuschelten noch eine ganze Weile und sahen das Meer an, bis die grauen, fast schwarzen Wolken den Himmel bedeckten und es anfing in Strömen zu regnen. „Lass uns schnell zum Auto gehen." Rief Catherine mir beinahe zu als sie wie von einer Tarantel gestochen aufsprang und mich mit hochzog. Schnell rannten wir zum Auto während Catherine in Windeseile aufschloss und wir uns auf unsere Sitze fielen lassen. Während Catherine vor lauter Erschöpfung lautstark ausatmete, betrachtete ich die Schönheit neben mir. Auch wenn ihre Haare durchnässt an ihren so blassen Wangen klebte und die Tropfen dunkle Stellen auf ihrer hautengen Bluse. Plötzlich leuchtete es für eine Sekunde kurz auf und wir schauten uns verwirrt an. „Was war das?" fragte ich ein wenig panisch. „Ein Blitz Evelyn. Es gewittert bald. Oder denkst du etwa wir werden fotografiert?" fragte sie während es anfing zu donnern. Ich grinste etwas unsicher doch Catherine nahm mir meine Angst indem sie ihre Lippen auf meine legte. „Ich will dich, für immer." Hauchte sie mir in meinem Ohr.

Sehnsüchtig sahen wir uns an. Wir sind verliebt. Wir sind die Liebe.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now