KAPITEL 39

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„Dann sollst du mich auch bekommen, denn so sehr wie du mich willst, will ich auch dich meine Liebste." Hauchte ich ihr gegen die Lippen während ich langsam von dem Beifahrersitz auf ihren Schoß stieg. Wartend auf die nächste Reaktion, sah mich Catherine an, während im Hintergrund Florence in the Machine im Radio brummte. Bedacht langsam scannte Catherine meinen Oberkörper ab, ehe sie meinen Kopf in ihre Hände nahm und mir einen wahnsinnig gefühlvollen und gierigen Kuss gab. Genussvoll, aber zögernd erwiderte ich den Kuss. Ich wollte sie zappeln lassen, doch Catherine nahm sich das was sie wollte – schon immer. „Lass uns zurück fahren Liebling." Nuschelte ich während sie meinen Hals liebkoste. Mit einem brummen ihrerseits ließ sie von mir ab, lächelte mich jedoch glücklich an. Ich wusste, die restlichen Tage mit Mariella und ihr würden ein Traum sein. Unsere Glückseligkeit wurde durch ein störendes vibrieren meines Smartphones. Ich rollte die Augen während ich den Namen von meiner Mutter auf meinen Smartphone las. Ohne weiter drüber nachzudenken lehnte ich den Anruf ab, einmal, zweimal, unzählige Male bis meine Mutter endlich verstand, dass ich keine Zeit habe um mit ihr zu telefonieren. „Wollen wir zurück meine Liebste?" fragte die rauchige Stimme meines Engels. „Liebend gern, auch wenn es so schön hier ist, hier mit dir." Erwiderte ich lächelnd. Während der Fahrt schwiegen wir, wir genossen die Anwesenheit des anderen, es brauchte keine Worte um diese angenehme Stille zu beschreiben. Hin und wieder schaute ich entsetzt auf mein Smartphone, als mich einige Nachrichten erreichten.

„Warum ausgerechnet diese Frau Evelyn? Willst du die Tragödie deines Lebens damit ausgleichen ihr Leben zu zerstören?" – Meine Mutter, ich schüttelte mehrere Male den Kopf, verstand nicht was sie meinte, doch ignorierte die Tatsache.

„Ich freue mich, wenn du wieder da bist. Es tut mir leid, ich habe eine Überraschung für dich. Und du wirst dich sehr darüber freuen ;)" – Jordan, es ekelte mich regelrecht an, Nachrichten dieser Art von ihr zu bekommen.

„Tick-Tack, Tick.. die Zeit bleibt stehen, die Realität naht." – Unbekannt. Ich dachte darüber eine Weile nach, doch als Catherine den Wagen stoppte, mein Smartphone sanft auf meinen Schoß drückte und meine Wange küsste, waren meine wirren Gedanken verschollen, tief versunken im dunkelblauen Meer.

Müde und ausgelaugt drehte ich mich in meinem kalten Bett, um den schrillen Wecker auszustellen. Seit genau 72 Stunden war ich wieder mit Mariella allein in meinem Haus. Die letzten Tage in Malibu waren schrecklich schön und zwar so schön, dass ich mein Leben in dieser Stadt so sehnlichst vergessen würde. Doch auch wenn die Tage mit Catherine in Malibu unvergesslich waren, so schmerzlich ist die Erkenntnis, dass sie sich seitdem nicht mehr meldete. Catherine reagierte weder auf Anrufe, noch auf Nachrichten. Ich versuchte mir das blockierende Verhalten Catherine zu erklären indem ich mir einredete, dass sie zu viel zu tun hätte. Auch wenn ich wusste, dass dies kein Grund für Catherine wäre, mich zu ignorieren.

Während ich noch weiterhin über die Geschehnisse der letzten 3 Tage nachdachte, klopfte jemand lautstark und vollkommen irre gegen die Haustür. Schnell stand ich auf um die Tür zu öffnen, es war immerhin erst 05:30 Uhr und Mariella sollte durch diese sehr laute Störung nicht geweckt werden. "Verdammt ich komme ja." fluchte ich als ich die Treppen hinabjoggte und mir nebenbei meinen grauen Morgenmantel anzog. Ich öffnete die Tür und sah in die wütenden Augen meiner Mutter. Rasend vor Wut quetschte sie sich zwischen mir und der Tür hindurch, zog sich den Mantel aus und schmiss ihn lediglich auf die Kommode. "Was fällt dir bloß ein Evelyn Diana Pierce." brüllte sie schon förmlich. Wütend darüber, dass sie meinen vollen Namen aussprach, den ich wirklich nicht mochte, hob ich ihren Mantel energisch von der Kommode auf und hängte ihn an die Garderobe. "Schrei nicht so, Mariella schläft." fauchte ich sie an. Während meine Mutter hin und her lief und sich durch ihre zerzausten Haare fuhr, stellte ich den Kaffee an und musterte sie eindringlich. Sie sah sehr mitgenommen aus, ihre Falten im Gesicht wurden zu tiefe dunkle Furchen, das Glänzen in ihren Augen war nicht mehr vorhanden, sie wirkten matt, sehr benebelt. Ihre zerzausten Haare sind in der letzten Zeit sehr schnell ergraut und ihre Figur wirkte mehr wie ein klappriges Skelett. "Du siehst schlecht aus." brummelte ich ihr zu um ein relativ normales Gespräch mit ihr anzufangen. "Und daran bist ganz allein nur du schuld. Tagelang meldest du dich nicht, beantwortest nicht meine Nachrichten, ignorierst meine Anrufe und dann bist du tausend Kilometer weit weg, vom Erdboden versunken mit Mariella, ohne ein Wort zu sagen. Kannst du dir nicht im Geringsten vorstellen, was für Sorgen ich mir gemacht habe?!" Schrie sie wieder voller Inbrunst. "Verdammt Mutter, schrei nicht so, Mariella schläft noch!" fauchte ich wieder einmal. "Weiß Mariella auch, dass ihre Mutter eine Hure ist, die anderen erfolgreichen Frauen den Ruf beschmutzen will? Warum sie? Warum Catherine Hawking Evelyn?!" Mein Atem stockte, nicht nur, weil meine Mutter mich Hure nannte, sondern weil sie wusste wer Catherine war. Weil sie wusste, wem ich mein Herz geschenkt habe. Gerade als ich zu meiner Verteidigung sprechen wollte, schnitt meine Mutter mir das Wort ab. "Erst dieser Micah, der mich seit geraumer Zeit wieder ansprach, da du dich distanzierst, ich sagte ihm, du bräuchtest Zeit. Dann steht dieses kleine blonde Püppchen, diese Schlampe die dein Leben so versaut hat vor der Tür meines Hauses und stellt sich als meine Schwiegertochter vor. Und dann erfahre ich, dass du und Mrs. Catherine Hawking, die verheiratet mit einem der erfolgreichsten Männer weltweit ist, eine Liaison habt. Warum tust du so etwas Schreckliches?" fragte sie mich und fasste sich theatralisch an ihr Herz. Wie sollte ich ihr all das erklären, doch die Frage die ich mir stellte war, woher wusste sie von Catherine und mir? "Mutter, ich weiß wie verwirrend und wütend du bist wegen all das, aber lass es mich erklären." Sie nickte und ich atmete tief durch, bevor ich weiterredete. "Micah war.. ein Versuch, ein schlechter von dir. Er ist nett ja, aber leider ist er nicht mehr für mich. Und glaube mir, ich hatte gehofft, dass er mehr sein würde, denn dann wäre nicht alles so schrecklich kompliziert. Jordan, das "Püppchen" sollte nie wieder in mein Leben treten, du weißt, dass ich ein besserer Mensch werden möchte, wegen Mariella. Und Catherine, ja Mutter, Catherine ist die Frau in die ich mich verliebt habe. Wenn ich bei Catherine bin, dann bin ich ich selbst, ohne dass ich schräg angesehen werden. Catherine ist der Grund um zu kämpfen." Flüsterte ich. Meine Mutter jedoch verstand jedes einzelne Wort meinerseits und nickte während sie zu Boden schaute. Auch ich schaute zu Boden, doch nicht sehr lange, denn meine Mutter bekam einen schrecklichen Hustenanfall und fasste sich ans Herz. "Mum, was ist los mit dir?" Fragte ich während ich sie langsam zum Stuhl begleitete und ihr beim Sitzen verhalf. "Eine kleine Erkältung." sagte sie nur. Und erst jetzt fiel mir ihr müdes, fahles Gesicht richtig auf. Ihre geröteten Augen, als hätte sie die letzten Wochen nur geweint. "Ich muss jetzt gehen." schnaufte sie erschöpft und ging mit ihrem Mantel zur Tür. Während sie die Tür öffnete drehte sie sich noch einmal zu mir und sah bedrückt und nachdenklich in den Himmel. "Weißt du, ich habe letzte Nacht diesen Traum geträumt, den ich seit einiger Zeit träume. Dein Vater und ich sitzen auf unserer alten Gartenbank und sehen dir und Mariella beim Spielen zu. Ich hoffe, dass du eines Tages diesen Traum nicht nur träumst, sondern erleben wirst." sie gab mir einen sanften, dennoch endlos langen Kuss auf die Stirn und verschwand am kalten, nebligen Morgen. Ohne über diese Worte weiter nachzudenken, schloss ich die Tür und atmete tief durch. Dieser und die nächsten Tage würden unendlich schrecklich werden, dies spürte ich bereits. 

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now