KAPITEL 8

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„Ich gehe nicht mehr fort, ich werde so lange bei dir bleiben, bis du es akzeptierst und bemerkst dass du es auch willst. Stell dich nicht so an Evelyn! Es gehören immer zwei dazu!" - „Verschwinde endlich, bevor ich mich noch vergesse!" schrie ich ihn an, doch er schüttelt höhnisch lachend seinen stur köpfigen Schädel. Ich wusste nicht, was mich als erstes packte, die Wut oder die unbändige Angst die ich ihm gegenüber pflegte. Doch ganz egal was es war, er würde mich ewig verfolgen. Mit meiner flachen Hand holte ich aus und versuchte , dass diese in seinem Gesicht landen würde, doch bevor meine Tat umgesetzt wurde, hielt er mich schon am Handgelenk fest und ich hatte das Gefühl, er würde es zerquetschen. „Lass mich los, du tust mir verdammt nochmal weh!" fauchte ich bissig doch er drückte noch fester zu. „So wie du mir gerade weh tun wolltest. Hör endlich auf dich dagegen zu wehren, du bist doch genau so ein billiges Flittchen wie die anderen, ist es also nicht deine Aufgabe den Kunden glücklich zu machen?! Und es macht mich glücklich wenn wir darüber reden und du akzeptierst das ich ein Teil dazu beitrage, ein Teil von dir bin!" schrie er mich an. Seine Wut packte ihn sodass er mich gegen die Theke der Küche drückte und mit zusammengekniffenen Augen in meine sah. „Du bist kein Teil von mir und du wirst keiner sein. Egal was passieren wird, du bist nur einer von Millionen unwichtigen Menschen auf diesen Planeten" giftete ich ihn an, bevor ich mein Knie in seinen Schambereich rammte. Vor Schmerz krümmte er sich kurz und lies einige schmerzerfüllte Geräusche von sich ertönen, doch es ließ ihn nicht von abkommen, seinen Griff zu lockern. Im Gegenteil, er wurde fester, und seine Augen wütender. „ES GEHÖREN ZWEI DAZU!" schrie er mich an und legte seine freie Hand um meine Kehle um zuzudrücken und mir somit meine Luft zu rauben. Ich hasste ihn, obwohl ich ihn doch so begehrt hatte, für diese eine Nacht. Doch jetzt hasste ich ihn und das Gefühl konnte mir niemand nehmen, auch wenn ich es so sehr wollte. Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und pumpte die letzte noch übrig gebliebene Luft aus meinen Lungen, um ein krächzendes Schreien durch die spärliche Wohnung schallen zu lassen.

Weit riss ich meine Augen auf und tastete meinen Körper ab, doch letztendlich blieben diese an meinem Hals haften. Noch immer fühlte es sich so an, als wenn jemand meiner Kehle die Luft abschnitt, obwohl das alles nur ein Albtraum war, ein ganz grauenvoller Albtraum. Mein Hals fühlte sich geschwollen an, sodass ich gezwungen war, aus meinem Bett aufzustehen um mir ein Glas Wasser zu holen. Doch alles war besser, als das Bett im Moment. Ich musste die Gedanken an den Traum vergessen, immerhin wachte ich fast jede Nacht schweißgebadet auf und redete mir ein, dass das nur ein Traum ist, keine Realität. „Du wirst noch verrückt Evelyn." Nuschelte ich zu mir selbst als ich die Treppe regelrecht hinunter stolperte und mich schleifend in meine Küche begab. Schnell holte ich aus einen der Schränken ein Glas und drehte den Wasserhahn auf um kühles Wasser zu bekommen. Nachdem ich auch das getan hatte, öffnete ich die große Terrassentür des Wohnzimmers und stellte mich nach draußen, zum einen deshalb, um einen klaren Kopf zu bekommen, zum anderen, um das Haus durchzulüften. Die Umgebung draußen war wunderschön, überall blühten die Tulpen und Veilchen, überall roch es süßlich und doch kam mir an Tagen wie diesen, an denen ich diesen Albtraum so glaubhaft echt spürte, kalt und beängstigend vor. Ich fühlte mich allein und schutzlos, eine unendliche Angst überkam mich und ich entschied mich kurzerhand, nicht alleine zu bleiben oder zumindest die Stimme eines anderen zu hören. Normalerweise, würde nun Mariella mit mir im Bett liegen, ihre bloße Anwesenheit würde mich komplett ablenken von dem, was mir so Angst bereitete. Doch sie war nicht da und ich bin froh, dass ich es ihr nicht wieder einmal zumuten musste. Denn auch Mariella bemerkte meine Angst sodass ich sie beruhigen musste, weil sie selbst sehr ängstlich war. Schnell sprang ich in mein Haus hinein und schmiss die Tür zu und verriegelte diese dabei. Die Angst wurde zunehmend stärker und größer, ich fühlte mich verfolgt und dem Tode nah, fühlte mich ertappt und so schuldig, letztendlich wegen einem Traum, jedes verdammte Mal. Mein Smartphone, welches noch immer auf den Beistelltisch an der Couch lag, schnappte ich kurzerhand und schrieb einer mir sehr bekannten Nummer eine SMS. >Wie wäre es mit einer vollkommen neuen Wendung, eine, die nicht so sehr klischeehaft wäre, völlig aus dem Konzept des normalen weiteren Denkens?< tippte ich in das Smartphone und schickte dies ab. Noch bevor ich auf eine Nachricht wartete, legte ich es wieder auf den Tisch und sprang schnell unter die Dusche. Das abbrausen mit dem kühlen Strahl half mir ein wenig, mich von dem Geschehenen abzulenken und mich nur auf mich selbst zu konzentrieren, einen freien Kopf zu bekommen. Langsam stellte ich das Wasser auf eine angenehm lauwarme Temperatur ein, meine rechte Hand fuhr über meinen linken Arm bis hin zur Schulter, erst langsam und dann wieder etwas schneller. Ich wollte mir nicht so viel Zeit für das Duschen heute nehmen, auch wenn ich die benötigte Zeit dazu hätte. Ich nahm mir für heute viel lieber vor, angemessen und nicht zerzaust zu wirken. Ich versuchte so gut es geht mit meinem Make-Up die leichten Augenringe und die ermüdende Haut zu verdecken. Meine nassen Haare föhnte ich schnell trocken und ließ sie mit großen Wellen offen über meine Schulter hängen. Ich zog mir eine dunkelblaue Jeans, ein helles Top und eine beige offene dünne Jacke an. Es sah elegant aus und dennoch fühlte ich mich komplett wohl. An solchen Tagen, mit solchen Nächten, wollte ich nichts anderes als mich wohlfühlen, auch wenn das mir überaus schwer fiel. Als ich endlich fertig war, mit meiner täglichen Pflege, setzte ich mich an den Küchentisch und kochte Kaffee. Doch als mein Smartphone aufleuchtete und ich es im Augenwinkel sah, tippelte ich zu diesem und öffnete meine Nachrichtenbox. >Hört sich wahrlich interessant an. Ich hoffe doch, Sie sind zu Hause. Ich bin auf den Weg zu Ihnen, weitere Stunden der Spannung halte ich wohl kaum aus. Hawking.< Die Nachricht hatte sie vor ungefähr 30 Minuten abgeschickt. Das bemerkte ich auch, als es plötzlich an der Tür zaghaft klopfte. Noch einmal richtete ich meine Haare und checkte mein Make-Up am Spiegel der Garderobe, bevor ich die Tür öffnete und dem blonden Engel meine vollkommene Aufmerksamkeit schenkte. „Guten Morgen Mrs. Pierce, so früh und schon voller Tatendrang." Raunte sie grinsend und trat hinein. Ich musste lächeln und nahm ihr selbstverständlich den Mantel ab und hängte ihn an. Als wäre sie schon unzählige Male hier gewesen, nahm sie Kurs in Richtung Küche und setzte sich sogleich an den Tisch, bevor sie erwartungsvoll die Augenbrauen hochzog und mich wieder grinsend ansah. „Dann sprechen Sie." Lächelnd sah sie mir dabei zu, wie ich voller Überzeugung den Kaffee in die Tassen schüttete und aufgeregt redete. „Mary und Ethan leben in den 40ern, Ethan hat bereits Marys Herz gestohlen, doch was ist, wenn Mary trotz der erst frischen Ehe mit Ethan, sich in jemand anderes verliebt? In eine andere Frau? Und Ethan, er bemerkt die Veränderungen an seiner Frau, doch nur durch einen dummen Zufall erwischt er Mary und ihre Geliebte und beide tun alles, wirklich alles, um Ethan still zu stellen." Sie runzelte die Stirn, während ich mich neben Sie setzte und ihr den Kaffee gab. Etwas Mysteriöses und doch erotisches lag in ihren Augen, was mein Blut sogleich zum Kochen brachte. „Aber Mary hatte doch so lange um Ethan gekämpft? Sie war doch so glücklich, als sie Ethan für sich gewonnen hatte?" - „Ich hätte nie gedacht, dass Sie wirklich mein Buch mit voller Aufmerksamkeit lesen." Stellte ich verblüffend fest und sie nickte sachte, um den Kaffee nicht zu verschütten. Kurz nahm sie einen Schluck und sah dann zum Beistelltisch des Wohnzimmers. „Wie ich sehe, haben Sie mit mir zusammen aufgehört gestern?" - „Ganz recht." Gab ich zu und wieder grinste sie. „Ich habe etwas bedenken bei der Umstellung des Buches, ob es den Lesern auch gefallen würde oder ob wir dadurch Leser verlieren würden." Nachdenklich stellte ich fest, dass sie damit nicht so ganz Unrecht hatte, und so legte ich meine Stirn in Falten. Ich spürte die Wärme ihres Körper näher kommen, nahm den Duft ihres Parfums stärker wahr, als sie sich zu mir beugte und ihr Atem sich auf meine Lippen ausbreitete. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter und schon würde ich die Lippen ihrer auf meinen spüren, nur wenige Zentimeter. „Aber mir würde es gefallen." Hauchte sie und sogleich verlor ich meinen Verstand. Sie war so erotisch, wahrscheinlich bemerkte sie selbst die Wirkung auf meinen Körper nicht, doch ich konnte sie spüren. Das leichte Beben meines Körpers, die aufgestellten Härchen meiner Haut, der unregelmäßige Atem, starre Augen und das unbändige Verlangen. „Ich werde mir die wichtigsten Szenen heute vornehmen, sodass ich einen Teil dessen habe, worum es letztendlich gehen wird." - „Sie werden also die Erotikszenen zwischen Mary und der bisher Unbekannten schreiben?" Sie wirkte so selbstsicher und gespannt auf meine Antwort, welche ich nur stotternd und nickend von mir gab. „Dann bin ich gespannt auf heute Abend Mrs. Pierce. Und ziehen Sie sich ein Kleid an." Hauchte sie gegen meinen Lippen und grinste mich verführerisch an, bevor sie sich von mir verabschiedete und das Haus verließ. Noch immer war ich vollkommen perplex von ihrer Nähe, doch umso verwirrter war ich, dass ich ein Kleid tragen sollte.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now