KAPITEL 6

2.4K 124 26
                                    

"Wenn du bei mir liegen würdest, so würde ich in deinen Augen versinken, doch lieg ich hier und werd' an Einsamkeit ertrinken. Sehe das Licht deiner Augen, ein Meer voller Farben was mich packt. Es zieht mich in die Tiefe der Unendlichkeit in der ich deine Sklavin bin. Und du tust mit mir das, was nur du willst. Deine Hülle ist mein Objekt der Begierde und doch bist du so fern, auch wenn du mich besitzt. Wie gelähmt doch mein Körper war, als unsere Blicke sich trafen. Wie versteinert stand ich da, doch du warst eine Löwin und bist stolziert. Mysteriös, gefährlich, erotisch und herrlich."

Ich schlug das Buch zu, nachdem ich wie in Trance die Wörter auf das vor mir liegende leere Blatt Papier schrieb. Diese ganze Chaos in meinem Kopf musste ich sortieren, deshalb schrieb ich diese Zeilen. Noch immer ging Mrs. Hawking mir nicht aus dem Kopf und mittlerweile war es draußen schon dunkel. Ich zündete den Kamin an und setzte mich mit einem Glas Rotwein auf die Couch, als es an der Haustür klopfte. Normalerweise erwartete ich keinen Besuch, doch dann fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, meine Mutter anzurufen um ihr zu sagen, dass sie Mariella für einige Tage bei sich hat. Ich nahm deshalb sofort mein Smartphone zur Hand und tippte eine SMS bevor ich es dann wieder weglegte und zur Tür eilte. Als ich diese öffnete riss ich überrascht und doch peinlich berührt die Augen auf. "Hallo Evelyn" begrüßte er mich lächelnd. "Oh hey Micah. Komm doch rein." stotterte ich als er mir einen Kuss auf meine Wange platzierte. Die Stoppeln seines Dreitagebartes kratzten an mein Gesicht, was mich etwas anwiderte. Doch ich verzog keine Miene und zeigte mit einer Handgeste, dass er sich auf die Couch setzen sollte. "Tut mir Leid, dass ich mich noch nicht gemeldet hatte. Berufliche Gründe." sagte ich kühl und servierte ihn damit etwas ab. "Keine Sorge Evelyn, auch ich war wegen beruflichen Gründen nicht erreichbar." Er grinste leicht und ich lächelte verzweifelnd. Schnell drehte ich mich weg von ihm und goss den Rotwein in das Glas bevor ich mich zu Micah setzte und ihm das volle Glas überreichte. Mit einem freundlichen 'Danke' nahm er einen kurzen Schluck und stellte es dann auf dem Tisch ab. Ich bemerkte, wie er mich von der Seite beobachtete und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich die Situation überforderte und störte. Immerhin wusste ich noch immer nicht was gestern passiert war. Auf das Feuer starrend, bemerkte ich wie Micahs Hand sich langsam meinen Gesicht näherte und mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr klemmte. "Auch wenn du heute etwas durcheinander wirkst, bist du dennoch wunderschön." Flüsterte er in mein Ohr und küsste danach meinen Hals. Ich bekam Panik und so entriss ich mich seiner Zärtlichkeit und stand auf. "Tut mir Leid." rief ich ängstlich doch er sah mich nur verwirrt an. "Tut mir Leid Micah, aber ich muss erst wissen, was gestern Nacht zwischen uns war." Ich sah ihn eindringlich an und hoffte, dass er mich nicht belügen würde. Er verstand meine Angst und nickte verständnishalber bevor er aufstand und sich mir näherte. Langsam setzte ich immer einen Fuß nach hinten, bis ich gezwungenermaßen gegen die Wand prallte und es kein Entkommen gab. Lächelnd platzierte er seine Hände um mein Gesicht, bevor er seine Lippen auf meine legte. "Wir haben uns geküsst." flüsterte er. "Und dann küsste ich dich hier." Langsam legte er seine Lippen auf meinene Hals, was mich aufwimmern lies und meine Augen sich schlossen. "Und hier." Nun lagen seine Lippen auf meinen Schlüsselbein. "Und ich habe das getan." Seine freie Hand, knöpfte schnell meine Jeans auf und fuhr darunter. Er platzierte sie auf meinen Slip und übte kreisend Druck aus. "Mehr haben wir nicht gemacht. Du warst zu betrunken also habe ich dich in's Bett gelegt. Aber heute, sind wir nicht betrunken." hauchte er während er sein hartes Glied gegen meinen Körper presste. Leise stöhnend versuchte ich mich nicht darauf zu konzentrieren, dass mich ein Mann berührte. Ich versuchte vergebens zu vergessen, wie chaotisch mein Tag anfing und wie meine Gefühle umherschwirrten. Plötzlich zog wie ein nicht enden wollender Film durch meinen Kopf, wie Mrs. Hawking mein Haus betrat und mich ansah, mit mir sprach und all ihre einzelnen Bewegungen. Schnell riss ich meine Augen auf und stieß Micah von mir weg. Dieser hingegen sah mich erschrocken an und wartete auf eine erneute Reaktion von mir. "Bitte fass mich nicht an Micah." wimmerte ich schon fast mit Tränen in den Augen und schlang meine Arme um meinen Körper ehe ich schuldbewusst auf den Boden starrte. Doch Micah ging wieder einen Schritt auf mich hinzu und drückte mein Kinn mit seinen Finger nach oben sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. "Wenn du noch nicht bereit bist, dann akzeptiere ich das. Ich will dich näher kennenlernen Evelyn, du gefällst mir sehr." Sprach er mit beruhigendem Ton und lächelte mich mitleidig an. Um der unangenehmen Situation zu entgehen lächelte ich kurz und sah ihn fragend an. "In zwei Tagen habe ich ein Geschäftsessen mit meinem und einem anderen Verlag. Willst du meine Begleitung sein?" - "Nichts lieber als das." Flüsterte er und gab mir einen kurzen Kuss bevor er sich von mir entfernte und sein Jacket schnappte. "Ruf mich deshalb noch einmal an Evelyn. Ich wäre sehr gerne dein Date. Doch muss ich jetzt leider gehen, der Job ruft." rief er mir noch zu bevor er sich mit einem kleinen Kuss auf die Wange versbschiedete und ging. Noch immer stand ich wie angewurzelt da und wusste nicht, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte. Ich war Mrs. Hawking von der ersten Sekunde verfallen und Micah war lediglich ein Objekt zur Ablenkung - so wie ich dachte und handelte, so wollte ich es niemals haben. Und doch konnte ich nichts dagegen tun, denn ich war zum scheitern verurteilt.

Plötzlich klingelte mein Smartphone und ich war tatsächlich in der Lage mich zu bewegen und nachzuschauen, wer mir eine Nachricht schickte. Doch war ich eher lustlos, da ich darauf tippte, dass meine Mutter mir schrieb und damit sagen will, dass es kein Problem für sie sei, Mariella einige Tage bei sich zu haben. Doch meine Vermutung war falsch als ich auf sah und eine fremde Nummer mir entgegensprang.
>Wie ich sehe, sind Sie noch wach. - Hawking.< Sie schrieb mir, ja sie schrieb mir wirklich und mein Herz begann voller Adrenalin schneller das Blut durch meine Venen zu pumpen. Doch der Fakt, dass Sie wusste, dass ich noch wach bin, lies mich erschaudern. Lange überlegte ich, was ich antworten sollte doch entschloss mich, locker zu sein. >Woher wissen Sie das?< schrieb ich ihr und es dauerte keine zwei Minuten schon leuchtete der Display meines Smartphones wieder auf. >Ich bin gerade noch in der Nähe ihres Hauses und sehe das brennende Licht.< Nach dieser Nachricht musste ich ein wenig grinsen und setzte mich auf die Couch. In der einen Hand hielt ich mein Rotweinglas und in der anderen mein Smartphone. Als es wieder einmal an der Tür klopfte, verdrehte ich die Augen. Micah hatte seinen Schal vergessen und ihm ist es wohl noch eingefallen. Langsam stellte ich das Glas ab und legte mein Smartphone weg. Ich nahm den Schal und ging relaxed zur Tür. "Du hast deinen Schal vergessen Micah." sprach ich lachend als ich die Tür öffnete. Doch nach dem Anblick der davorstehenden Person, verschwand mein Lachen und ich erstarrte erneut. "Tut mir Leid, dass ich nicht dieser Micah bin Mrs. Pierce." - Mrs. Hawking?! Was machen Sie hier?" Fragte ich stotternd und verwirrt während sie mich dunkel grinsend ansah. Sie hatte ein wunderschönes, enganliegendes schwarzes Spitzenkleid an, welches ihre wahnsinnige attraktive Figur schmeichelte. Der Ausschnitt war leicht bedeckt durch die Spitze, doch noch immer war es verdammt attraktiv und verführerisch. Die schwarzen Highheels liesen ihre Beine länger wirken und die kleinen Accessiores wie eine goldene Kette, das passende Armband und die Ohrringe, welches alles wirklich sehr schick und teier aussah, umrundeten ihrem perfekten Look. In ihrer Hand hielt sie eine dunkle Flasche Rotwein und doch konnte ich mich nicht lange auf diese konzentrieren. "Wie gesagt, ich war in der Nähe. Und wie unprofessionell würde ich wirken, wenn ich bei meinem Geschäftsessen mit meiner besten Autorin prahle, wenn ich doch nichts über sie weiß?! Und außerdem, sollten Sie endlich mal einen guten Rotwein probieren." raunte sie und ging an meiner noch immer erstarrten Gestalt vorbei um sich selbst Einlass zu gewähren. Sie war keineswegs dreist, sie war dominant und wusste was sie wollte, was mir gefiehl und doch verängstigte. Ich spürte ihren heißen Atem in meinem Nacken, als ich die Tür von innen schloss.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now