KAPITEL 5

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Mein pochender Kopf ließ mich letztendlich von meinem langen Schlaf erwachen. Nur mühsam schaffte ich es, mich aufzusetzen und mit zugekniffenen Augen durch das Fenster zu sehen. Es war angenehm warm doch die Schmerzen in meinem Kopf liesen mir keine Ruhe. Ich erinnerte mich nur wenig an den gestrigen Abend, das letzte was ich wusste war, wie Micah mir den Slip zerriss. Wahrscheinlich wollte mein Hirn auch, dass ich das andere einfach vergesse und so verdrängte es die Erinnerungen. Vorsichtig drehte ich mich zu der anderen Seite des Bettes, sie war verwühlt und doch leer. Schwer seufzend ließ ich mich wieder in mein Bett fallen bevor ich auf den Wecker sah. 10:30 Uhr. Scheiße. Ich sprang aus dem Bett, holte aus meiner Kommode ein schwarzes Langarmshirt und eine helle Jeans heraus und stürmte nach unten ins Badezimmer. Schnell sprang ich für nur 2 Minuten unter die Dusche, zog mich danach an, putzte die Zähne und richtete meine Haare, bevor ich die Spuren der letzten Nacht spärrlich beseitigte. Meinen Slip von gestern schmiss ich augenblicklich in den Mülleimer, meinen Mantel hängte ich an die Gaderobe und räumte noch ein wenig auf. Ich stellte den Laptop bereit und dazu setzte ich Kaffee auf. Bevor ich noch etwas gegen meinen Kater tun konnte, klingelte es schon an der Tür. Nervös ging ich zur Tür und atmete noch einmal tief ein bevor ich letztendlich die Türklinke hinunterdrückte und die Tür öffnete. "Hallo Mrs. Pierce." raunte die blonde Schönheit und sah mich streng an, bevor sie an mir vorbeiging und ihren Mantel auszog. Ihre blonden Haare trug sie etwas lockig und wild über ihre Schultern, ihre grünen Augen leuchteten förmlich und doch sah sie so dominant aus, ihrer Stimme passend. Sie trug einen schwarzen Blaizer, mit passender schwarzen Hose und hohen Schuhen. Sie sah so förmlich aus und so voller Desinteresse. Und doch verlor ich sofort meine Fassung. Es war, als wenn sie mich vom ersten Augenblick ihrer Ankunft, mich magisch in ihren Bann zog und ich daraus nie wieder kommen würde. "Hallo Mrs. Hawking" stotterte ich schüchtern und nahm ihr den schwarzen Mantel ab, und hängte ihn an die Gaderobe. Ihr Duft erfüllte das Haus sofort und ich wusste, dass ich keinen anderen Duft mehr wollte, denn er zog meine Sinne förmlich aus. "Hier entlang" sagte ich und zeigt auf die Küche, um sie nicht zu verwirren. Sie hingegen nickte und ging fort. "Kaffee?" fragte ich ängstlich und sie raunte ein "Ja" bevor sie sich hinsetzte und durch die großen Fenster starrte. "Lange Nacht hm?" sagte sie und sah mich mitleidig an. "Was meinen Sie?" fragte ich verwirrt und doch verängstigt. Sie strahlte eine Dominanz aus, dass man nur ängstlich sein kann. "Sie riechen nach zu viel und zu schlechtem Wein. Und sie sehen nicht so aus als hätten Sie lange geschlafen." Sie dankte nickend für ihren Kaffee bevor sie ihn dreckig grinsend trank. "Oh gott, tut mir Leid." - "Sind Sie denn schon weiter gekommen, mit einem weiteren Kapitel?" fragte sie um auf das Geschäftliche umzusteigen. "Also das ist so.." versuchte ich vergebens zu stottern doch Mrs. Hawking unterbrach mich augenblicklich. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es hart ist neben einem kleinen Kind auch ein Buch zu schreiben, wenn man mehr Barbies im Kopf hat, als Wörter. Aber wenn ein schlechter Wein reinpasst, dann wohl auch ein Buch." fauchte sie leicht. Etwas wütend drehte ich mich zu ihr und starrte sie an. Ich konnte nicht wütend sein, denn ihre Augen durchbohrten mich und ließen mich erschaudern. Das Verlangen nach ihren blutroten Lippen, über die sie gerade mit ihrer Zunge leckte, war unmenschlich stark. Mein Unterleib fing an zu beben, als sie ihre zarten Finger über die Tastatur meines Laptops wandern ließ. Mein Atem stockte als sie sich beugte, und man ganz leicht ihr Dekolleté sah. Unbewusst öffnete ich meinen Mund, um mir auf meine Unterlippe zu beißen. In meinem Kopf spielten sich verschiedene Fantasien ab. Was wäre...wenn..Sie und Ich...heiß...nackt..erbarmungslos. "Mrs. Pierce?!" Sagte sie herrisch und ich schüttelte meine Gedanken sofort ab. "Oh, ja? Tut mir Leid. Ich war gerade in Gedanken." Gab ich schuldig zu ubd ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. Die mikroskopisch kleinen Augenfalten machten sie noch attraktiver als sie es ohnehin schon war. Sie wirkte wie eine Puppe, was ihren wahnsinnig schönen Make-Up zu verdanken scheint, obwohl mir klar war, dass sie all das nicht brauchte, da sie wunderschön war. Im Gegensatz zu mir im Moment. Meine Haare sahen etwas zerzaust aus, ich war komplett ungeschminkt und roch nach billigen Wein, zudem wusste ich nicht einmal, was gestern Nacht passiert war. "Haben Sie denn schon einige neue Ideen für das neue Kapitel?" - "Ich denke schon." Sie war mit meiner Antwort wohl wenig zufrieden, denn sie runzelte nachdenklich die Stirn. "Sie wissen sicherlich, dass ich normalerweise nicht lange warte, bis ein neues Kapitel erscheint. Es gibt vertragliche Fristen, diese kennen Sie. Aber Ihr Buch hat mich sehr gefesselt." - "Sie lesen es?" - "Natürlich lese ich es." Gab sie gelassen von sich und legte ein Bein auf ihr anderes, während Sie die Tasse Kaffee an ihre Lippen legte. "Sagen Sie mir, warum Ihnen diese Situation im Moment unangenehm ist." - "Woher wollen Sie wissen, dass es so ist?!" - "Sie spielen nervös mit ihren Fingern, sie pressen die Beine eng aneinander und sind geistig sehr oft abwesend, sie stottern und entschuldigen sich sehr oft." Auch wenn sie präzise und so offiziell wie möglich klang hatte sie dennoch in allen Punkten recht und ich wäre unhöflich, ihr nicht die Wahrheit zu sagen. "Ich habe viel zutun. Und ich will niemanden enttäuschen, obwohl ich gerade dabei bin es zutun. Ich wollte das Kapitel wirklich schreiben, aber in letzter Zeit war so viel passiert." Ich gab zu, dass die ganze Situation im Moment mir einfach schwer fiel. Ich liebte Mariella und sie war meine große Liebe, aber im Moment hatte ich nur Augen für sie und verlor meinen Blick auf die Arbeit, was mich in den Ruin führen könnte. "Das ist aber nicht die Antwort darauf, dass es Ihnen jetzt unangenehm ist." Bei diesem Satz beugte sie sich zur Seite und flüsterte es mir in den Ohr, wobei sie das 'jetzt' ausdrücklich betonte. "Sie sind einschüchternd, Mrs. Hawking." wimmerte ich leicht ängstlich und biss mir auf die Lippe. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut, zu erst an meiner Wange, dann an meinem Hals. Ihr Duft betörte mich wahnsinnig und es war nicht nur die Lust, die mich erfüllte. Angst, Panik und auch der gewisse Nervenkitzel waren drei der stärksten Gefühle, die meinen Körper kontrollierten und so versuchte ich, ihren Blicken auszuweichen. "Ich mag ihren Schreibstil, Sie sollten versuchen weiter zu machen. Nehmen Sie sich eine Auszeit von dem Alltag." Ich schnaufte kurz und lächelte verzweifelt, was Mrs. Hawking überraschen ließ. "Und was soll ich meiner 2 Jährigen Tochter sagen? Tut mir Leid Liebling, ich brauche eine Auszeit von dir?!" fragte ich ironisch und stand auf, um mich mit dem Rücken zu ihr zu drehen und meine Hände auf der Küchentheke abzustützen. "Was ist mit ihrem Vater?" Hörte ich ihre raunende Stimme. "Sie hat keinen." Gab ich etwas fauchig von mir, ich wollte jetzt wirklich nicht über die Worte meiner Mutter nachdenken, sodass mich ein gewisser Schutzmechanismus umhüllte. Ein leises Seufzen entfuhr ihrer Kehle und schon allein das, turnte mich sehr an. "In 2 Tagen ist ein Geschäftsessen mit einem anderen Verlag, ich sagte Ihnen, ich bringe meine beste Autorin mit. Das ist keine Einladung Mrs. Pierce, es ist Pflicht das Sie erscheinen. Mit oder ohne Begleitung ist mir gänzlich egal." befahl sie, doch freundlich. Mit vollem Schwung drehte ich mich um und erstarrte, als ich sah, dass Sie genau hinter mir stand. Erschrocken nickte ich und flüsterte ein kurzes 'Okay' ehe sie lächelte. "Bis dahin schreiben Sie etwas und bringen Sie es gleich in zwei Tagen mit. Ein Wagen wird Sie und Ihre Begleitung direkt von Zuhause aus abholen und auch Heim bringen, also machen Sie sich keine Sorgen. Falls Sie einen Babysitter brauchen, dann geben Sie Bescheid, dass wird dann auf meine Kosten gehen." raunte sie gelassen und wendete sich von mir ab um den letzten Schluck ihres Kaffees zu trinken. Schnell nahm sie sich noch ein Zettel und ein Stift und drückte mir diese in die Hand. "Ihre private Handynummer bitte, sodass ich Ihnen das nötigste weitergeben kann. Es werden demnächst noch einige Events stattfinden, jeder Verlag bringt einen Autor oder eine Autorin mit. Sie waren meine erste Wahl." Herrschte sie und ich schrieb sofort meine Handynummer auf den Zettel, bevor ich ihr diesen vorsichtig wiedergab. Mrs. Hawking steckte diesen in ihre sündhaft teuren Guccitasche und musterte mich kurz. "Ich werde jetzt gehen Mrs. Pierce, arbeiten Sie an dem, was ich Ihnen sagte. In 2 Tagen will ich Ergebnisse." befahl sie wieder einmal und ich nickte nur schüchtern. Ich konnte wirklich nicht fassen, was diese Frau mit meinem Körper tat. Sie berührte mich nicht einmal und trotzdem war ich vollkommen erschöpft. Ich begleitete Sie noch zur Tür und gab ihr ihren Mantel bevor ich die Tür aufschloss und ihr Vorrang gewährte. Mit einem Nicken bedankte Sie sich und drehte sich zu mir herum. "2 Tage. Vergessen Sie es nicht. Auf Wiedersehen Mrs. Pierce." - "Mrs. Hawking." sagte ich zum Abschied und sah ihr noch kurz dabei zu, wie sie in ihrem riesigen Wagen davonfuhr. Ich schloss die Tür und rutschte diese hinab, sodass ich auf den Boden saß und meinen Kopf in die Hände stemmte. Verdammt, diese Frau hatte mir sofort den Kopf verdreht, dabei wusste ich nicht einmal ihren Namen.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now