KAPITEL 14

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"Sie wollen nur eines, geliebt zu werden ohne zu lieben. Doch das kann ich Ihnen nicht geben, das kann ihn niemand geben. Denn kein Mensch ist bereit eine Marionette zu sein." sprach sie ernst aber dennoch mit einer gewissen Betroffenheit in ihrer Stimme. Ich fühltr mich schlecht, nein es war sogar mehr als das. Als hätte Catherine das Eis gebrochen, würde es aber wieder zum frieren bringen. "Auf Wiedersehen Mrs. Hawking." sagte ich so kalt wie es geht doch als Catherine meinen Namen aussprach, kurz nachdem ich die Hotelzimmertür öffnete, drehte ich mich noch einmal zu ihr um und sah in ihren glänzenden Augen welche mich immer und immer wieder zum versinken bringen würden. "Ich hoffe das Eis bricht und schmilzt irgendwann. Sie sind etwas besonderes. Und besondere Dinge lassen mich Nachts nicht schlafen und Tagsüber nicht klar denken. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden." Sagte sie ruhig bevor ich mich wieder umdrehte und die Tür von außen schloss. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich verloren hatte bevor es überhaupt in meinem Besitz war. Auch wenn ich nie besitzergreifend oder eifersüchtig war, Catherine änderte das. Den Gedanken, dass sie eingekuschelt Nachts mit ihrem Ehemann George im Bett liegen würde, seelenruhig in ihrem Schlaf fallen würde, machte mich wahnsinnig und krank vor Eifersucht und Reue. Die lies mich verrückt nach ihr werden, nur, damit ich wieder auf den Boden landen würde und regungslos den Schmutz der Welt betrachten könnte. Mit Catherine da flog ich über den Wolken, mitten hinein in das Universum voller Überraschungen und Abenteuer, dabei vergaß ich, wer ich wirklich war. Die Mutter eines 2-jährigen wunderschönen Mädchens, welches mich ohne Vorurteil und ohne nachzudenken bedingungslos liebte - genau so wie ich es bei ihr tat. Mariella war der Halt in der schwierigsten Zeit meines Lebens, auch wenn sie noch so zerbrechlich und klein war.

Schnell machte ich mich auf zum nächsten Taxistand, beschrieb den Fahrer den Weg und zugleich schrieb ich Micah, dass ich schon gehen musste. Es dauerte keine 2 Sekunden und schon brummte der Motor auf und der Wagen setzte sich in Bewegung. Es war eine etwas längere Fahrt vom Hotel zu meiner Mutter, welche ich nutzte um über all die steinigen Wege durch die Hölle nachzudenken..

Kann ein Mensch wirklich so verletzt von seinen Taten selbst sein? Die Seele so gebrochen, geteilt durch zwei, weil man nur sich selbst beschützen wollte, niemand anderen? Hatte ich nicht den Menschen verloren, der mir die Luft raubte und mich wahnsinnig machte? Mich Dinge vergessen lässt, an die ich nicht denken sollte? War die Flucht vor der Vergangenheit und somit der Verlust des Engels wirklich die richtige Entscheidung? Ich wusste es nicht und zweifelte stark daran. In meinem Kopf tobte ein unendliches Chaos doch mein Herz blieb still. Es fühltesich an als hätte es vergessen, wie man schlägt. Wie man das Blut durch den Adern pumpt. Ich musste hier raus, weit weg von hier. Doch wo sollte ich hin wenn die Vergangenheit überall um mich ist und mich mit ihren dunklen großen Pranken überall greifen könnte? Konnte ich den Engel in den ich mich verliebt hatte wirklich so schnell verfallen? War es ihre Präsenz, ihre Attraktivität oder ihr wunderschöner undurchdringlicher Charakter welcher mir die Sinne vollkommen raubte? Zuerst konnte ich es mir nicht vorstellen, wollte nicht einsehen wie schnell ich der Versuchung und der Liebe erneut verfallen war, doch es war zu spät und ich wusste, ich würde aus diesem Käfig nicht so schnell herauskommen, würde den Schlüssel nicht finden. Denn dieser ist im Besitz von Catherine, wie mein Herz und mein Verstand. Leid. Mehr konnte ich in diesem Moment nicht, nur leiden. Klar denken war unmöglich sowie die Tatsache ihr nicht wieder zu verfallen. Würde Sie nun vor mir stehen, so wüsste ich nicht was mit mir geschehen würde. Würde ich wieder in dem Käfig verweilen oder den Schlüssel in meinem Besitz nehmen? Ich weiß es nicht, aber was weiß ich überhaupt? Sie hatte mir die Kraft zum Denken geraubt und es fiel mir auch unsagbar schwer mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wenn sie in meinen Gedanken war. Jede verstrichene Sekunde dachte ich an Sie. An ihre wunderschönen hellblonden Haaren, ihre blutrot geschminkten Lippen, das Glänzen in ihren Augen welches verschwand, als ich sie verletzt hatte. Schon nach jedem ausgesprochenem Wort bereute ich dies sofort, doch es war zu spät. Ich hatte meine Zukunft aufgegeben nur um meine Vergangenheit zu vergraben. Hätte ich Sie nie kennengelernt, meine Kapitel fristgerecht abgegeben, was wäre dann? Wäre ich dann glücklicher, weil meine Vergangenheit ruhen würde und ich dieses unsagbare schwere Chaos in meinem Körper nicht hätte? Ja, wahrscheinlich wäre es so. Doch Catherine hat mich in jeder einzelnen Sekunde, die Sie bei mir war, glücklich gemacht.

Als das Vibrieren meines Smartphones mich aus meinen Gedanken riss, schüttelt ich kurz benommen den Kopf und sah hinauf. Mein Herz klopfte stark und es fühlte sich an, als wäre es bereits in meinem Hals als ich ihren Namen auf den Display sah. 'Mrs. Hawking' rufte mich in diesem Moment an und machte sich nichts draus, dass ich nicht rangehen wollte. Doch nachdem mein Smartphone weitere 3 Minuten vibrierte, drückte ich kurzerhand auf den grünen Hörer und legte mein Smartphone an mein Ohr. Ich hörte am Anfang lediglich ein kurzes besorgtes Aufatmen, bevor ich aus dem Fenster sah und die Bilder an mir vorbeifliegen lies. "Die Unterlagen" krächzte Sie und ich wusste nicht genau, was sie meinte. "Welche Unterlagen?" flüsterte ich bedrückt zurück. "Ihre Unterlagen Evelyn. Kann...ich sie Ihnen am Wochenende zukommen lassen? Dann sind Sie frei vom 'Hawking Verlag'." ertönte es durch den Hörer. Es war wie ein Schall, ein stechender Schmerz der meinen Körper durchfuhr. Mir war klar, dass sie mich nicht lieben würde, doch irgendwas musste doch zwischen uns sein? Diese Funken, dieses Knistern konnte doch nicht nur ich spüren, oder? Als ich mich wieder zurück im Hier und Jetzt befand, atmete ich kurz auf und krächzte ein 'Ja' zurück. "Gut. Ich werde Sie Ihnen per Post zukommen lassen, oder einer meiner Mitarbeiter wird Ihnen diese vorbeibringen, immerhin sind die Unterlagen streng vertraulich und wenn diese mit der Post ins Nirgendwo untergehen, wäre dies eine Schande." wieder so formell und kalt, dabei nannte sie mich Eisklotz. Doch sie war nicht so, auch wenn sie herrisch und dominant war. Unter einer harten Schale steckt immer ein weicher Kern. "In Ordnung." gab ich knapp von mir und wollte bereits auflegen, als mein Name durch den Hörer erklang. "Evelyn?" - "Ja?" gab ich schnell von mir und wartete auf eine Reaktion von ihr. Doch es dauerte, mindestens 5 Minuten herrschte eine vollkommen beruhigende Stille zwischen unseren Telefonat. Auch wenn für einige dies nervend oder anstrengend gewesen wäre, war es für mich beruhigend. Ich hörte ihren Atem, welcher langsam und ruhig ging. Konnte ihre Emotionen und ihren Gedanken folgen, obwohl Catherine nicht sprach. Es war, als würden wir uns blind verstehen, zumindest für diesen Moment. Ich wollte das nicht, wollte Sie nicht verletzen, wollte Sie nicht verlassen, nicht ihren Verlag. Doch mir blieb keine andere Wahl, wenn ich niemanden verletzen wollte, niemanden Schaden zufügen wollte, so musste ich nur 2 Menschen verletzen. Sie und mich. Catherine mit Worten, falschen Vorurteilen und mit einer gewissen Kälte. Mich mit meinen Taten selbst, welches sich als recht einfach erwies. Nie war ich auch ansatzweise mit mir zufrieden, nie konnte ich stolz auf mich sein. Doch Catherine gab mir das Gefühl, dass alles nicht wichtig wäre. Nur das Hier und Jetzt zählen würde. Doch ich verlor Sie und somit das Gefühl völliger Glückseligkeit. War Sie doch meine Flucht aus der grauenvollen Welt, so stieß sie mich wieder hinein. Ich konnte wirklich nicht glauben, dass ich schon jetzt nach dieser kurzen Zeit so dachte und fühlte. Es war mir unmöglich vorzustellen, dass ich schon jetzt sagen könnte, dass ich sie liebte. Doch mein Herz sprach andere Worte. Ich liebte sie, mit jedem einzelnen Gedabken der ihr galt, mit jedem weiteren Schlag meines Herzens, mit jeder Träne die meine Augen verließ. Ich liebte Sie wahrhaftig auch wenn ich das nicht wollte. Denn es gab so viele Gründe, die dagegen sprechen würden. In Gedanken versuchte ich mein Herz zu verbieten, sie zu lieben, doch vergebens. Ich hörte ein kurzes Schluchzen am anderen Ende der Leitung doch Catherine versuchte dies zu überspielen. "Ich hatte Unrecht. Es gibt Eisklotze, die von nahen so klein erscheinen, dabei weiß niemand wie tief sie unter dem Meerespiegel noch sind. Je tiefer dieser Eisklotz ist, desto stark kann man sich in ihn verlieben. Passen Sie auf sich auf." sagte die zerbrechliche Stimme bevor ein schneller und mir bekannter Ton durch den Hörer klang. Sie hatte aufgelegt und gab mir die Hoffnung, nicht allein diese Funken gespürt zu haben.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now