KAPITEL 17

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Gedanken. Kleine Fetzen der Erinnerungen. War es richtig diese zu verdrängen und meiner Vergangenheit den Rücken zu kehren und davor zu fliehen? Oder sollte ich mich selbst damit konfrontieren, für mich, für Mariella doch vor allem für Catherine. Mein Herz lechzte stark nach ihr und es war schon jetzt unfassbar unerträglich mit dem Gedanken sich anzufreunden, sie nie wieder zu sehen. Lediglich auf Zeitschriften oder in Interviews. Wie sie da posieren würde, sitzen würde wie eine Engelsperson. Ihr Lächeln wäre grazil und doch charmant. Diese verführerischen Augen würden einem den Atem rauben. Ich liebte Sie mit all meinen Sinnen - doch ich verlor sie. Schnell schüttelte ich all meine Gedanken ab und schloss panisch die Tür hinter mir, nur um die Sachen von Mariella aus dem Schlafzimmer meiner Mutter zu holen und wieder hinunter in das Wohnzimmer zu treten. „Mariella mein Schatz, Mami und Oma sind noch einmal kurz in der Küche." Sagte ich freundlich zu meiner Tochter bevor ich meine Mutter grob am Oberarm packte und in die Küche zog. „Evelyn, was soll das?!" fragte sie empört und ich sah sie wütend an. „War Sie in dem Zimmer?!" - „Wer?!" - „Mariella, war sie in dem Zimmer?!" fragte ich und schnaufte wütend. Meine Mutter hingegen versuchte mich zu beruhigen indem sie meinen Arm auf und ab streichelte, doch ich wehrte mich dagegen und wurde wieder Theresa.. wurde wieder dieser Eisklotz. „Sie hat das Zimmer nicht betreten. Ich habe es in der Zeit, als du nicht da warst und Mariella hier, abgeschlossen. Erst vorhin habe ich die Tür wieder aufgeschlossen." Flüsterte sie und ich konnte mich nicht länger halten. Wie ein Sturm brach ich in Tränen aus und fiel meiner Mutter in den Arm. „Wieso? Wieso hast du das Zimmer geöffnet. Wieso ist es noch immer so dort...warum.." wimmerte ich leise und hielt mich an meiner Mutter fest, denn ich drohte zu fallen. „Du musst damit konfrontiert werden mein Schatz. Willst du für immer fliehen vor den Taten die du gemacht hast, vor den Fehlern die in deinem Leben passiert sind? Ein jeder Mensch begeht Fehler, sowohl Kleine als auch Große. Vor diesen Fehlern kannst du dich selbst nicht beschützen, auch deine Tochter wirst du davon nicht beschützen können. Egal wie oft du es versuchen wirst, ich habe es bei dir auch versucht und doch hast du getan, was du tun wolltest. Vielleicht wäre alles anders gewesen, wäre dein Vater noch hier, doch das kann niemand sagen." Flüsterte sie mir ins Ohr und streichelte sanft meinen Kopf. Jetzt verstand ich, warum meine Mutter so verzweifelt und krampfhaft nach einen Mann für mich suchte, sie wollte nicht, dass ich an den Veränderungen Mariellas leide, so wie sie bei meinen litt. Sie wollte nicht, dass Mariella das gleiche Leid geschieht wie mir, das Mariella ein Eisklotz wird. Doch niemand konnte das Leben aufhalten. „Bleibt ein paar Tage bei mir. Erhol dich von dem Stress und lerne mit Fehlern umzugehen. Dein Zimmer.. es wird verschlossen, Mariella wird nicht dort hinein kommen und auch du musst dort nicht hinein." Sagte sie und ich nickte stumm.

Es tat gut, einige Tage bei meiner Mutter zu sein. Auch wenn mich hier die Vergangenheit schnell einholte und ich es versuchte zu stoppen, fühlte ich mich wohl. Immer wieder flüchtete ich vor der dunklen Tür, vor dem Zimmer welches mir einen unsagbar unwohlen Schauer über den Rücken zauberte. Doch meine Mutter verstand es, sie akzeptierte es auch wenn sie es zum Anfang nicht akzeptieren wollte. „Schmerzen brauchen ihre Zeit um gelindert zu werden." Sagte sie in jeder möglichen und passenden Minute zu mir. Dennoch atmete ich etwas erleichtert auf, wieder nachhause, in Mariellas und meinem Haus zu fahren. Immerhin war es schon Samstagnachmittag und ich wusste nicht, wann Mrs. Hawking mir die Unterlagen zukommen lassen würde. Ich erzählte meiner Mutter natürlich davon, dass ich bei meinem Verlag gekündigt hatte und ich, vorerst, für eine kurze Zeit zur Ruhe kommen wollte. Ich wollte den Roman natürlich noch beenden, doch erst dann würde ich mich auf die Suche nach einem neuen Verlag machen. Mir war es nun wichtig, meine Zeit gut zu nutzen, sie mit meiner Tochter zu verbringen, und mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich war wie eine tickende Zeitbombe, jedenfalls fühlte ich mich so. Würde man ein falsches Wort oder eine falsche Geste mir gegenüber machen, so würde ich letztendlich aus meinen Ruhepol fallen und wieder ein Eisklotz werden, Theresa werden. Und das wollte ich unter keinen Umständen zulassen. Wir traten in unser Haus ein und alles war wie vorher. Mariella stürzte sich sogleich in ihr Kinderzimmer in der oberen Etage und spielte eifrig mit ihren unzähligen Puppen, während ich ihre und meine Sachen auspackte, in die Wäsche gab und die Maschine sogleich anstellte. Nachdem ich die Maschine anstellte, klingelte es direkt an der Tür. Ich atmete tief durch und rief Mariella zu, dass sie oben bleiben könne, sie weiterspielen soll. Immerhin sollte sie nichts von meinen stressigen Situationen im Moment mitbekommen. Ich ging sofort zur Tür, ohne darauf zu achten wie ich gerade aussah, was ich, nachdem ich die Tür öffnete, sofort bereute. Ihre blonden Haare lagen ihr offen über die Schultern, ihre blutroten Lippen waren zu einem verschmitzten Lächeln geformt und ihre Augen glänzten nur vor Selbstbewusstsein. Mir stockte der Atem und meine Extremitäten gefroren zu Eise, während Catherine ganz relaxed und siegessicher vor mir stand. Ich starrte sie an, doch sie ließ sich nicht beirren. Dreckig grinsend ging sie an mir vorbei, hinein und das Wohnzimmer und setzte sich sofort, während ich ihr ahnungslos folgte. „Ihre Bewerbung, Ihre Manuskripte, die Bilanztabellen, Druckrechnungen, und auch Lob- und Kritikbriefe." Sagte sie ruhig und legte mir den übergroßen Stapel an Papier auf den Beistelltisch. „Danke." Nuschelte ich nervös und spielte mit meinen Fingern. Ich sah sie an während sie gebeugt über den Tisch hing und sich die einzelnen Wörter auf den Papier durchlas. „Bin ich so interessant, dass du mich anstarrst?" fragte sie grinsend und mir stieß die Röte sichtlich ins Gesicht. Ich drehte mich weg, doch sie nahm meine Hände in ihre uns sofort schaute ich zu ihr, als wieder die kleinen Stromschläge in meinem Körper zu einem riesigen Blitz wurden. „Wovor hast du so große Angst, dass du vor mir weg läufst. Lass mich dir deine Angst nehmen und sie zu unser beider Vergnügen machen." Raunte sie mir ins Ohr, obwohl sie auch ein wenig besorgt klang. Ich zitterte, bei ihren Worten und ihrer Nähe. Wieder war sie mir so nah, dass ich meinen Verstand verlor, obwohl ich das alles gar nicht wollte. Ich wusste doch, ich würde sie verletzen. Doch nun war sie hier und sie dachte auch gar nicht daran, zu gehen. „Wollen Sie etwas trinken Mrs. Hawking?" fragte ich und stand panisch und ängstlich zugleich hoch, nur um ihren heißen Atem nicht mehr an meinen Nacken spüren zu müssen.

"Wasser" sagte sie nickend und ich holte aus einem der Küchenschränke ein Glas und befüllte dieses mit kaltem Wasser. Noch bevor ich mich wieder zu ihr drehte und mich zu der Couch begab, spürte ich ihre Anwesenheit hinter mir. Spürte wie ihr heißer Atem an meinen Nacken haftete und wie ihr Körper sich leicht gegen meinen presste. Hörte, wie ich Atem immer unregelmäßiger wurde und konnte spürbar merken, dass ihr meine Worte vor einigen Tagen zugesetzt hatten. "Ich will so viel mehr." flüsterte ich wimmernd und auch ängstlich als sie mir noch näher kam. "Woher wollen Sie denn wissen, dass ich nicht auch so viel mehr will?" Flüsterte sie in mein Ohr und ich versuchte so ernst und so vernünftig wie möglich zu klingen, auch wenn es mir bei ihr eher schwer fiel. Ich drehte mich dennoch kurzerhand zu ihr um und bemerkte, wie nah ihre Lippen an meine waren. Doch ohne jegliche Reaktion oder Lust, drückte ich ihr das Glas in die Hand und tippte kurz und knapp auf ihren Finger. "Der Ring." fauchte ich und setzte mich wieder auf die Couch. Kurz massierte ich meine Schläfen, all das beanspruchte mich stark und setzte mir extrem zu. Dennoch hörte Catherine nicht auf, im Gegenteil. Sie eilte regelrecht zu mir auf die Couch und sah mich eindringlich, doch kämpferisch an. Bedacht und ruhig nahm sie meine Hände von meinem Gesicht und legte sie in ihre. Ihre Berührungen ließen mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen, doch mit einen bitteren Nachgeschmack. "Nicht jeder Ring am Finger hat auch eine Bedeutung für die Trägerin. Vergiss nicht, dass für uns beide bewusst war, mit welchem Feuer wir spielen." - "Doch ich habe mich an diesem Feuer verbrannt." sagte ich während meine Tränen sich einen weg nach außen bahnten. "Ich bin kurz im Badezimmer." wimmerte ich und verließ sie. Es war unsagbar schwer, mich von ihr fernzuhalten. Von ihren Berührungen, ihren glänzenden Augen, ihren Duft, ihrem Dasein. Es war schwer und ich wollte nicht ohne Catherine sein, doch ich musste es. Und ich wusste nicht, wer ich für sie war oder auch jemals sein werde. Kurz stützte ich mich auf den Waschbecken ab und sah auf den Boden, hörte einzig und allein dem drehenden Geräusch der Waschmaschine zu und versuchte meinem Herz verstehen zu geben, dass all das absolut absurd war. Doch als sich die Tür des Badezimmers öffnete und sofort wieder schloss grinste ich zum Schein. "Was ist los Mariella Schatz?" Fragte ich und drehte mich lächelnd um. Doch es war nicht Mariella, die vor mir stand. Es war Catherine und ich sah in ihren Augen, dass sie wusste was sie tat. Schnell presste sie sich gegen meinen Körper, nahm mich an den Hüften und platzierte mich auf der Waschmaschine. Ich keuchte auf, als ich letztendlich saß und Catherines Atmung war unkontrolliert und schnell. Ihre Lippen waren nicht mehr weit von meinen entfernt und ich wollte auch nicht, dass sie sich wieder entfernen würden. Erst langsam und dann bestimmend legte sie eine ihrer Hände in meinen Nacken und zog meinen Kopf schnell zu mir hinüber, noch bevor ich es mir anders überlegen könnte. Doch ich wollte es mir nicht überlegen, denn ich wollte genau das was sie mit mir anstellte. Als ihre Lippen zum ersten Mal meine berührten, da schwur ich mir, niemals jemand anderen küssen zu wollen. Es war, als würde die Zeit still stehen und die Umgebung sich drehen. Wie in einem Karussell was niemals aufhört sich zu drehen, und das Adrenalin immer mehr in deinen Körper dringt. Ich stöhnte auf, als der zaghafte Kuss zu einem leidenschaftlichen wurde, und ihre Finger sich in meinem Kopf und Hals krallten. Ich wollte sie berühren, doch zu starr war ich und zu ängstlich. Noch immer war sie diejenige, die die absolute Kontrolle hatte, über sich selbst, die Situation und sogar über mich. Doch nachsem sich ihre Lippen wieder von meinen entfernte, vermisste ich diese sofort. Doch ein Lächeln zierte mein Herz und ließ es bis zum Hals schlagen. "Vor deiner Tür steht ein schwarzer Karton. Es findet eine Galaveranstaltung statt. Trage das Kleid was sich in dem Karton befindet. Morgen 17:30 Uhr, Diego wird sich abholen." sagte sie lächelnd während ihre Stirn sich an meiner schmiegte und ihre zarten Finger mit meiner Kette spielten. Während ich noch immer auf der Maschine saß, und meine Beine leicht ihren Körper umklammerte, spürte ich das unbändige Verlangen sie noch einmal zu küssen. Langsam kam sie meinem Ohr näher und ihre Worte ließen mich erschaudern. "Und zieh die Unterwäsche an, die in dem Karton liegt. Ich habe sie ausgesucht und uns beide wird sie gefallen."

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now