KAPITEL 13

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Mein bis eben noch unkontrollierter Atem stoppte sofortig. Mein Körper verkrampfte unter ihren Berührungen, obwohl sie mich nicht wirklich berührte. Sie war wie ein Hurricane in einem anderen Land, so weit von mir entfernt und doch berührte sie mich. "Ich.." flüsterte ich doch konnte nicht weiter sprechen, denn ihr zarter Finger legte sich auf meinen Lippen und sie hauchte ein verführerisches "Pscht" gegen mein Ohr. Für einen kurzen Augenblick schloss ich die Augen und versuchte meine chaotisch umherschwirrenden Gedanken zu sortieren. "Ich will dich endlich spüren Evelyn." raunte sie und presste ihren Körper gegen meinen. "Mrs. Hawking ich kann nicht.." - "Catherine." sagte sie nur und ich schluckte hart. Für einen kurzen Moment war Catherine unachtsam, lies etwas lockerer und war sich sicher, dass ich das gleiche will. Und ich wollte es, ich wollte es so sehr, ich wollte sie. Doch ich konnte nicht. Ich wollte nicht, dass mich meine Vergangenheit einholt, wollte nicht dass George es herausfindet. Langsam stieß ich sie von mir und stellte mich panisch in die andere Ecke des Raumes und sah auf den Boden. Catherine, die noch vollkommen verwirrt war, sah mich an und trat ein wenig näher. "Catherine bitte. Nicht. Ich kann das nicht. Bitte." wimmerte ich. Langsam rutschte ich die Wand hinab und kauerte mich zusammen. Ich war schwach und verletzlich, eine Seite, die ich ihr niemals zeigen wollte, immerhin war sie meine Chefin und nicht meine Frau. Einzelne Tränen kullerten meine Wange hinab und landeten letztendlich auf meiner Hose. Gequält versuchte ich, meinen Körper wieder kontrollieren zu können, doch es schlug fehl. Noch nie hatte ich Catherine so gesehen, sie war kein Engel, kein Model, sie war ganz sie selbst. Zwar noch immer selbstbewusst, aber doch so menschlich. Manchmal kamen mir ihre Taten und Handelung so monoton und graziel vor, dass ich dachte sie wäre von einem anderen Universum, auf dem Planeten Erde um der Perfektion einen Ausdruck zu verleihen. Ihre roten Lippen formten sich zu einem gequälten und besorgniserregendem Gesicht als sie mich ansah, so volkommen wie sie war. Das Glänzen und die Lust in ihren Augen verschwanden sofort nachdem ich mich von ihr entfernt hatte. Ich hoffte natürlich, sie würde sich nicht die Schuld an meinem Zustand geben, denn sie war nicht der Feind, denn das war ich selbst. Ich war mein eigener Feind im Kampf um meine Vergangenheit. Weder Catherines anmutende Schönheit, noch Micahs besitzergreifendes Wesen noch Georges Erpressung warenmeine schlimmsten Sorgen. Es war ganz allein dieses eine Jahr, was in meinem Leben stattgefunden hatte. Und ich schwörte mir nach all dem, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. Ich trug jeden Tag ein Teil von in mir und an meiner Hand, und alles weitere wollte ich verhindern. Es war ein Glück im Unglück, so wie es andere sagen würden. Doch für mich war es eine Liebesgeschichte, ein Happy-End in meinem eigenen Horrorfilm. Und der Mörder war ich, tötete mich und meine Seele, nur um Frieden zu finden. "Was macht dich so kaputt, dass du Nachts nicht einmal schlafen kannst?" fragte sie mich und ich sah sie verwirrt an. War es denn so offensichtlich das ich nie Ruhe finden konnte, nicht einmal in der Nacht?! Noch immer drängte ich mich in die Ecke des Raumes, sah aus wie ein Teenager der von der ersten großen Liebe verlassen wurde und nun auf der Schultoilette weinte. Ich war erwachsen und soch benahm ich mich so, wie an diesem einen Abend. Wie sollte ich etwas aus meinem Kopf streichen, wenn es mich immer wieder verfolgen würde? Stattdessen flüsterte ich mir wirres Zeug zu und sah verstörend auf den Boden.

"Schleichend kommst du in mein Haus, erschwerst mein kleines liebes Herz. Mein Anblick ist ein wahrlicher Graus, nur bitter zu ertragen ist der Schmerz."

"Gedanken. Erinnerungen. Bruchteile unseres kleinen verwerflichen Leben." fügte Catherine hinzu und hatte den Wunden Punkt getroffen. Sie konnte genauso gut mit Wörtern umgehen, wie sie mit Menschen umgehen konnte, sie war eine Perfektion und nur sie sah es nicht.

Kälte. In mir gefroren die einzelnen Arterien und wurden zu roten Eisklumpen. Die Stille, diese unerträgliche Stille im Raum und diese eindringlichen glänzenden Augen der Frau, in die ich mich so unfassbar verliebt habe, machten es mir schwer zu reden. Mein Mund bebte als wäre die Kälte in meinem Körper gefangen. Die noch eben unersättliche Lust flog davon und kam nie wieder zurück. Nicht jetzt und nicht in einigen Stunden, da war ich mir sicher. Kälte. Sie umschloss mein jämmerliches Dasein und ich fühlte mich gefangen, gefangen in der tief vergrabenen und dunklen Vergangenheit. Im Eisblock der Zeit und ich hatte keine Möglichkeit mich dort raus zu bewegen. Ich war unfähig, im Beruf, als Mutter, auch als menschliches Wesen. Ein Wrack im tiefsten Eis. "Was vermagst du vor mir zu verstecken?" fragte sie besorgt und tritt noch ein weiteres Mal an mich heran. Sie sah nicht mehr so selbstsicher aus, nicht mehr so unnahbar. Sie versuchte für mich da zu sein doch ich konnte es nicht zulassen, nicht nach George. Nachdem sie sich immer weiter vorsichtig an mich herantastete, sprang ich panisch auf und fasste einen kurzen und auch sehr dummen Entschluss. Ich musste sie verletzen und sie von mir stoßen damit wir beide glücklich sein werden. "Nein, fass mich nicht an." rief ich ihr herrisch zu als sie ihre Hand behutsam auf meine Schulter legen wollte. Sie erschrack leicht, nahm ihre Hand von mir und runzelte nachdenklich und besorgt die Stirn ehe sie mich musterte. Ich versuchte wütend zu wirken, auch wenn man mir die Verzweiflung und die Selbstzweifel wirklich anmerkte. "Du solltest dich um deine Ehe und dein öffentliches Leben kümmern! Du solltest deinen Job als Verlägerin erfolgreich machen und nicht eine deiner Autorinnen verführen. Bin ich die einzige huh?! Ich kann dir nichts glauben was du sagst. Und ich will so viel mehr als nur einen kurzen knappen One-Night-Stand. Ich will verdammt viel mehr. Ich habe ein Kind, ich kann und will nicht permanent wechselnde Partner haben. Und wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir beide das ich nur etwas kurzes nebensächliches für dich wäre. Du hast keine Gefühle Catherine, nicht für mich und wahrscheinlich auch für keinen anderen." schrie ich sie an und versuchte sogleich meine Sachen zu packen. Als mir das alles gelang, sah ich sie noch einmal an. Sie starrte mich mit einem undefinierbaren Blick an, welchen ich keinesfalls standhalten konnte. In mir brach wieder einmal die Kälte aus und ich versuchte alles daran zu setzen, sie noch ein wenig zu behalten, nur um von Catherine Abschied nehmen zu können. "Sie werden meine Kündigung am Montag auf ihren Tisch liegen haben Mrs. Hawking." wimmerte ich und schon jetzt brach das Eis. Einzelne Tränen rannen über mein Gesicht, wieder einmal, und ich konnte sie nicht aufhalten. Als mich kurz vor der Tür ihre Hand packte und ich mich binnen Sekunden nach hinten drehte, sah ich in ihren schmerzverzogenem Gesicht. "Ich hoffe Sie, Evelyn, verstehen dass ich Ihnen nicht glauben kann. Da ist so viel mehr als nur das. Sie verstecken sich vor Ihren Gefühlen weil Sie ein Geheimnis haben, welches nicht aus Ihren Lippen fallen will. Sie haben so unbändige Angst vor etwas, was nicht einmal da ist. Ich könnte alles verlieren, was ich mir mein ganzes Leben aufgebaut habe, doch ich riskierte es, wenn auch nur flüchtig. Aber auch all das gibt Ihnen nicht die Erlaubnis, so zu urteilen. Ich weiß, was ich will und nehme es mir. Ich achte auf Gefühle, denn ich bin kein verdammter Stein. Ich habe hart gearbeitet und viel verloren für das, was ich jetzt erreicht habe. Und ja ich bereue einiges zutiefst. Aber wissen Sie was?! Sie haben Recht, ich habe keine Gefühle für Sie Evelyn, denn man kann einen Eisklotz nicht lieben lernen."

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now