KAPITEL 7

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Wie aufregend der Gedanke war, dass sie nun hinter mir steht. Mir ihren heißen Atem in den Nacken blies und dabei noch so selbstsicher war. Die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte, spürte ich durch meine Kleidung so stark, als würde ihre nackte Haut an meiner kleben. Es war kaum zu fassen, wie durcheinander sie mich doch brachte, mit jeder Sekunde ihres Daseins. Ihre glühend heißen Finger berührten meine bebende Haut. Ganz langsamer und doch bestimmt fuhren sie von meinen Handgelenk bis hoch zu meiner Schulter. Die Berührung ihrerseits bereitete mir einen wohligen Schauer hervor und doch konnte ich all das nicht einordnen. „Sie sind total verspannt und gestresst Mrs. Pierce. Ihnen wird die Flasche Rotwein sehr gut bekommen, vertrauen Sie mir." Flüsterte sie rauchig in mein Ohr, was mich wieder einmal erschaudern ließ. Es war ihre bloße Anwesenheit die in mir etwas weckte, von dem ich nie gedacht hätte, dass es jemals wieder passieren würde. Zu lange hatte ich das Gefühl von Begierde nicht spüren können, zu lange hatte ich all das ganze verdrängt. Und plötzlich war jemand gekommen und ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper, über meine Gefühle. Es war als wenn jemand die Bedienungsanleitung für meine äußere Hülle geklaut hätte, und sie umprogrammieren würde. Jede Zelle meines Körpers fing an zu beben, als ihre dünnen zarten Finger auf meinen Nacken ruhten und auf eine Reaktion meinerseits warteten. Doch ich bewegte mich nicht, im Gegenteil. Für einen kurzen Moment verweilte ich in dieser Position, die Angst, sie würde die Röte in meinem Gesicht bemerken und schmunzeln, war zu groß, sodass ich meine Augen schloss und tief einatmete. Ihre Finger bahnten sich einen Weg zu meinem Nacken und umklammerten ihn leicht. Sanft drückte sie ihre Nägel in meine Haut, nur leicht sodass ich keinen Schmerz verspürte. „Wollen wir nicht lieber in Ihr Wohnzimmer gehen, als hier zu verweilen?" raunte sie leicht gegen mein Ohr. Ich erschrak sofort, löste mich von ihr und bahnte mir einen Weg vorbei an ihren wunderschönen und attraktiven Körper und hinein in das Wohnzimmer. Während ich langsam und vorsichtig, saubere Weingläser aus dem Schrank holte, sah ich im Augenwinkel wie Mrs. Hawkings sich sinnlich und ruhig auszog. Langsam zog sie ihren langen Schal von ihrem Hals und befreite somit die Haut von dem längst überfälligen Stoff. Immerhin, es war bereits Frühling und doch noch recht kühl am Abend. Das Dekolleté, welches nun in voller Pracht zum Vorschein kam, betörte meine Sinne so sehr, dass ich nicht einmal meine Augen von diesem abnehmen konnte. Schleichend langsam zog sie nun auch ihren Mantel aus, ihr Kleid schmeichelte ihr so sehr, dass ich beinahe neidisch geworden wäre. Ohne auffallen zu wollen, begab ich mich zu ihr und stellte die Weingläser vorsichtig auf den Beistelltisch, bevor ich mich neben Mrs. Hawkings setzte. Wahrscheinlich bemerkte sie bereits meine Angst und meine Nervosität, denn sie schmunzelte als sie sah wie verkrampft ich war. Kurzerhand beugte sie sich zum Tisch über, schnappte sich die Weinflasche und den daneben liegenden Korkenzieher und öffnete die Weinflasche. Doch die sah nicht zur Flasche, als sie es tat. Ihr Blick ruhte stets auf mich, was mich nur nervöser werden ließ. Mein Atem war bereits unregelmäßig und schnell, mein Herz schlug wild und laut, so laut das ich befürchtete, Mrs. Hawkings könnte es hören. Ich hörte dem Geräusch des Weines zu, als er in das leere Glas gekippt wurde. Das Rauschen meines Blutes, welches mir unentwegt und in Sekundenschnelle durch meine Venen gepumpt wurde, der dumpfe Ton, der wie ein Tinnitus in meinem Ohr schallt. Es war schwer mich auf das wesentliche zu konzentrieren, auf die Grundidee, weshalb Mrs. Hawkings wirklich hier war. „Hier bitte." Raunte sie und übergab mir verführerisch grinsend mein volles Glas. „Danke." Stotterte ich zurück und versuchte den teuren Wein nicht über meine Hand fließen zu lassen. Sie schmunzelte, als ich meine rosigen Lippen an das Glas ansetzte und meinen ersten Schluck des edlen Tropfens nahm. Sofort war ich von der Intensität und des Geschmacks berauscht. Auch sie setzte ihr Glas an und trank einen kurzen Schluck. Mir blieb keine Zeit, sie zu beobachten, noch immer war ich begeistert von dem Wein und noch immer beobachtete sie mich. Als ich in ihren Augen sah, war ich bereits darin versunken. In meinem Körper spiegelte sich die unbändige Sehnsucht und Begierde nach ihrem, obwohl ich sie noch nie berührt hatte. Lediglich ihre Hand, die so zart war, wie die teuerste Seide der Welt. Ihr Duft war so lieblich, als hätte sie jahrelang in einem Blumenmeer gelebt und geliebt. Sie war vollkommen, auch wenn sie es vielleicht selbst nicht so sah, doch für mich war sie es bereits. Ich kannte ihren Charakter nicht, nur ihr äußeres Dasein. Und würde das Innere genauso schön sein, so hätte sie die Macht über mich, denn ich würd ihr vollends verfallen. Lange und intensiv starrte sie mich an, ich versuchte ihre Blicke zu ignorieren, doch es war vergeblich, ich konnte nicht länger standhalten und sah zu ihr hinüber. Ihre Hand war leicht zu einer Faust geballt, der Ellenbogen stütze sich auf die Lehne der Couch ab, sodass ihr engelsgleiches Gesicht sich auf der Faust aufstützen konnte. Ihre verführerisch langen Beine überschlug sie und ihr attraktiver Körper war zu mir gerichtet, genauso wie ihr Kopf. Sie sah mich lächelnd und doch nachdenkend an, was man an ihrer Stirn sah, da sie in kleinen zarten Falten lag. Ich tat es ihr gleich um gelassen und entspannt zu wirken, wohlmöglich gelang mir das nur, durch die Wirkung des Weins. Ich nahm meine Umgebung etwas drehend wahr, was mich aber nicht zu stören schien, und auch Mrs. Hawking nicht. Schleichend kam ihr Körper näher an meinen und mein Herz setzte immer wieder einmal aus, bevor es weiter hörbar laut und schnell schlug. Jedenfalls nahm ich es so wahr, dass man es hören konnte, obwohl ich hoffte, dass Mrs. Hawking es nicht hörte. Mit angespannten Körper wartete ich auf eine weitere Reaktion von ihr, meine Vorsätze, relaxed und entspannt an der Sache heranzugehen, flogen dahin. Spürbar war ihr Atem, als sie sich meinem Hals näherte, fühlbar meine Angst, da ich bebte. „Worüber würden sie jetzt schreiben, wenn Sie es müssten?" raunte sie mir fragend ins Ohr. Mein Körper spannte sich noch mehr an, als wäre ich eine Statue unter Medusas Bann. Ich wusste, ich müsste schnellstmöglich ihr eine Antwort geben. Doch wie sollte ich reden, wenn ich meiner Stimme beraubt wurde? „Über Schönheit." Sprang es förmlich aus mir heraus als ich sie eindringlich ansah. Ein Schmunzeln fuhr über ihr Gesicht, als sie sich wieder von mir entfernte und ihre vorherige Position einnahm. War ich zu aufdringlich, sodass sie vor mir flüchtete? Innerlich plagten mich schon jetzt die Zweifel und ich fragte mich, ob ich nicht ein wenig übertrieb mit dieser Frau. Sie war eine fremde, eine fremde in die ich mich verliebt hatte. „Schönheit ist vergänglich." Sagte die blonde Schönheit und zeigte ihr strahlendweißes Lächeln, als sie sich etwas spöttisch über meine Idee machte. „Nicht wenn man sie pflegt." Platzte es wieder aus mir heraus. Als ich das sagte, stellte sie ihr zuvor genommenes Weinglas wieder auf den Tisch und beteiligte sich interessiert an der Konversation. „Wie meinen Sie das?" – „Eine Blume ist schön, solange sie die benötigte Sonne und Wärme bekommt, solange sie gegossen wird." – „Doch auch eine Blume altert und verwelkt schließlich." Fiel sie mir ins Wort und legte wieder einmal ihre Stirn in den Falten, bevor sie dieses Mal wirklich einen Schluck aus dem Weinglas nahm. Doch dieses Mal, war es ein eher großer Schluck. Ich beobachtete jeder ihrer Bewegungen so, als hätte ich diese verlernt und müsste es mir einprägen. Es sah so aus, als würde sie darüber nachdenken, dass ihr Gesicht irgendwann einmal mit Falten der Jahre übersaht ist, doch ich wusste, dass sie dennoch wunderschön bleiben würde. „Würden Sie eine Blume verachten, wenn Sie sich monatelang nur um sie gekümmert haben? Würden Sie sie zertreten, nur weil sie älter wird? Sie sind, trotz ihres Alters noch immer verliebt in Sie. Egal ob sie verwelkt oder blüht, Sie teilen mit ihr die Zeit." Flüsterte ich letztendlich und spielte mit meinen Fingern, während ich das Weinglas in beiden Händen hielt und darauf starrte. Doch als die warmen zarten Finger Mrs. Hawkings die meine berührten, durchströmten mich wieder einmal kleine Stromschläge. Wir sahen uns tief in die Augen und mein Herz pumpte das Blut nun sekündlich tausendfach schneller, als sonst. „Ich glaube, man kann von Ihnen viel lernen, was das poetische angeht." Flüsterte sie lächelnd und ich konnte es mir nicht verkneifen, kauend auf meiner Unterlippe vor ihr zu sitzen und sie anzustarren. „Danke." – „Für was? Das ist ihr Talent, ihr Erfolg. Da müssen Sie mir nicht danken. Das einzige, um was ich Sie bitte ist, daraus etwas zu machen. Sie wissen ich warte noch immer auf ein Kapitel und das Geschäftsessen steht ja noch immer. Ich möchte ungern mit einer Autorin dort sein, die nichts aus ihrem Talent macht Mrs. Pierce." Ermahnte sie mich während ihr Finger auf mich zeigte. Schuldbewusst nickte ich, was sie zum Kichern verleitete. Ihr Kichern war in dem Moment nicht kindisch oder albern, es war erwachen und ein so großes Suchtpotential – ich wollte, dass sie immer wegen mir kichern würde. „Es ist spät." Sagte der blonde Engel wissentlich vor mir. „Ich weiß." Gab ich zu und sie sah mich herausfordernd an. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich nun gehen. Viel habe ich heute nicht von Ihnen erfahren, was wohl daran liegen könnte, dass die Uhrzeit nicht die beste ist. Ich würde gerne Morgen zu Ihnen kommen, etwas früher, vielleicht...19 Uhr?" fragte sie mich. Doch ihre Frage klang eher wie eine Aufforderung, sodass ich nicht zögerte und ihren Vorschlag sofort bejahte. „Gut, dann bin ich 19 Uhr bei Ihnen." Langsam stand sie auf und ich tat es ihr gleich. Wir schritten zurück zum Flur, wo ich ihren Mantel von der Garderobe nahm und ihr half, diesen anzuziehen. Ein kurzes raunendes 'Danke' entfuhr ihrer Kehle was mich sofort erschaudern ließ. Sie drehte sich zur Tür und öffnete diese, machte einen Schritt heraus und drehte sich wieder, in meine Richtung um. „Gute Nacht Mrs. Pierce." Raunte sie und grinste. „Gute Nacht, Mrs. Hawking." sagte ich und lächelte, als ich daran dachte, dass ihr Lippenstift nicht auf ihren Lippen mehr, sondern auf mein Weinglas ruhte - es würde eine lange Zeit unbenutzt verweilen. 

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now