KAPITEL 11

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>Geht es ihr gut?< - >Ihr geht es wunderbar, sie vermisst dich.< schrieb mir meine Mutter am frühen Morgen zurück, als ich mich nach Mariella erkundigte. Mein Herz war schwer und schmerzte bei dem Gedanken, meine Tochter wegen einer unnahbaren Frau aus den Gedanken gestrichen zu haben. Nun konnte ich mich wirklich als schlechte Mutter betiteln lassen. Gerade als ich beinahe dabei war, in Tränen auszubrechen, kam Micah schon aus dem Badezimmer und setzte sich zu mir am Tisch. "Es hat mich wirklich gefreut, dass du mich nicht erst eine halbe Stunde vorher angerufen hast. Sondern das wir den Tag komplett miteinander verbringen." sagte er und tätschelte meine Hand. Gequält lächelte ich und wir tranken weiter unseren Kaffee auf der Terrasse. Langsam driftete ich aus dem Hier und jetzt ab und fand mich in den Gedanken der letzten Nacht mit Mrs. Hawking wieder. Wie sehr hatte sie bereits die Kontrolle über mich und mein Leben gewonnen? Und sollte ich das wirklich zulassen? Immerhin ist sie verheiratet und mein Boss, beides sind negative Attribute für eine langjährige feste Beziehung. Halt stopp, worüber dachte ich gerade nach?! Ich war mir bewusst, dass ich seit dem ersten Augenblick in sie verliebt war, doch ich hätte nicht gedacht, dass die Gefühle noch weitesgehend stärken werden würden. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und dachte weiter an sie. Ihren Körper, ihr wunderschönes glänzendes Haar welches ihr ins Gesicht fiel, während sie sich selbst verwöhnte. Das Stöhnen, was ihrer Kehle entrann, als ich es tat. Wie sie ihre Hand auf meine, welche auf meiner Brust lag, legte und zudrückte. Mit nur einen Blick von ihr machte sie mich so wahnsinnig, wie es niemals jemand vor ihr geschafft hat. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Gegenwart und ich war mir sehr sicher, nicht in der Zukunft. "Hallo? Erde an Evelyn? Baby bist du noch anwesend?" Fragte mich Micah und wedelte unkontrolliert mit der Hand vor mein Gesicht herum. Ich erwachte augenblicklich aus meiner Trance und sah ihn entschuldigend an, was ihm ein Lachen aus der Kehle fuhr. Ich konnte Micah nicht annähernd böse sein, auch wenn mich dieses 'Baby' störte. So nannte er mich, wenn wir allein waren, so raunte er es an meinem Ohr, wenn er scharf war. Doch er verstand, dass ich nicht will. Mit der Ausrede es sei zu früh. Er war ein Gentleman was diese Sache betraf, doch ich befürchtete, dass auch ein Gentleman irgendwann die Geduld verlieren würde. Micah war so aufrichtig und natürlich, und doch kann ich ihn nicht lieben, egal wie sehr ich es versuchen werde. Wieder erwartend driftete ich in meinen Gedanken und schloss dabei die Augen. Doch kurz nachdem ich sie schloss, legten sich die warmen und feuchten Lippen Micahs auf meine. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ihn an. "Tut mir leid Baby, aber es ist schon spät, du bist eingeschlafen." Flüsterte er und ich sah auf die Uhr. Er hatte recht, ich war wohl eingeschlafen und es blieb uns lediglich eine Stunde Zeit um uns zurecht zu machen. Doch gott sei dank hatte er in der Zeit, in der ich geschlafen hatte, sich fertig gemacht sodass ich das Bad für mich allein hatte. Nickend stand ich auf und begab mich in das Bad. Kurz stellte ich mich unter die Dusche und lies das lauwarme Wasser auf meinen abgekühlten Körper laufen. Ich atmete tief durch als ich wieder nach draußen sprang, mich abtrocknete und anzog. Wieder einmal zog ich ein Kleid an, doch dieses mal war es ein dunkelblaues Kleid, welches enganliegend meinen Körper betonte. Es war nicht zu aufreizend und auch nicht zu zugeknöpft. Es war elegant mit einem formellen Hauch. Ich fühlte mich sofort wohl. Meine Haare steckte ich hoch, legte goldene Ohrringe und einen goldenen Armreif an und schminkte mich dezent. Ich wollte keineswegs auffallen und doch wollte ich Mrs. Hawking gefallen.

Kurz nachdem ich noch den letzten Feinschliff an mir ausübte, klopfte es schon an der Eingangstür. Schnell nahm ich meine kleine Handtasche, zog meine Highheels an und nahm Micah an die Hand, um die Tür zu öffnen und Diego ein freundliches Lächeln zukommen zu lassen. "Guten Abend." Sagte er freundlich und zeigte auf den Wagen. Auch eir begrüßten ihn freundlich und setzten uns in den Wagen, als Diego uns die Tür aufhielt. "Freundlich und wirklich attraktiv hm?" Stichelte Micah mich an. Ohne das er es sah, verdrehte ich die Augen, doch gab ich ein kurzes und knappes 'Ja' von mir, ohne darüber nachzudenken. Voller Wucht presste er seinen Körper an meinen und näherte sich meinem Ohr. "Aber du gehörst mir, nur mir." raunte er und küsste meinen Hals. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und mir war die ganze Sache unangenehm. Ich vertröstete ihn mit einem kurzen und flüchtigen Kuss ehe ich mich der Umgebung widmete und aus dem Fenster sah. Ich wusste ja, dass jeder Mann und jede Frau ein klein wenig besitzergreifend war, doch das Micah es so ernst meinte, war mir nie klar. Noch bevor ich weiter darüber nachdachte, hielt Diego den Wagen an und gab uns zu verstehen, dass wir an unser Ziel angekommen waren. Es war ein Hotel mitten an dem großen Fluss der Stadt, mit eigenem Restaurant am Fluss und eigenem kleinen Park. Es war das teuerste Hotel, da war ich mir ganz sicher. Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug bevor ich aus dem Wagen ausstieg und mich bei Micah einharkte. Diego begleitete uns noch zu unserem Tisch und verabschiedete sich für den Abend. "Guten Abend Mrs. Pierce, es freut mich, sie endlich kennenzulernen." Rief mir ein etwas älterer asiatischer Mann zu und schüttelte freundlich meine Hand. Zu meinen Entsetzen bemerkte ich, dass er einer der besten asiatischen Verläge gehörte und mit dem Wissen wurde ich umso nervöser. Tian Lee Katashimo. Ich begrüßte natürlich auch seine deutlich jüngere Frau Mailin und Micah tat es mir gleich. Direkt gegenüber von meinem Platz, war ein Platz frei sodass ich vermutete, es sei Mrs. Hawkings Platz. "Hallo Mrs. Pierce. George Hawking. Meine Frau hat mir viel von ihrem Talent erzählt." gab der grauhaarige Mann von sich und lächelte etwas arrogant. Mein Herz erfror zu Eis und es fühlte sich an, als würde meine Kehle zugeschnürt werden. Gequält lächelte ich und setzte mich. Micah tat es mir gleich, nachdem er sich als 'Mein Lebengefährte' vorstellte. Ich wusste ja, dass sie verheiratet war, doch ich hätte nie geglaubt ihren Mann jemals zu sehen. In seinen kalten dunklen Augen sehen zu müssen, ohne daran zu denken, was letzte Nacht passiert ist. Ich fühlte mich merklich unwohl, und gerade als ich mir eine passende Ausrede ausgedacht habe und gehen wollte, konnte ich den süßen Geruch und die verführerische Stimme eines Engels erkennen, es war nun zu spät um zu fliehen. "Wie ich sehe, amüsiert ihr euch prächtig, auch ohne mich." gab sie leicht lachend von sich und setzte sich direkt mir gegenüber, neben ihren Mann George. Ein leichtes dunkles Grinsen legte sich auf ihren Lippen als sie mich ansah. Ihr Blick, zeigte heute noch mehr als nur Verführung, ich hätte schwören können, es wäre Sehnsucht im Spiel. "Ah und Sie müssen Micah sein?" Sagte sie als sie endlich aufhörte, mich anzustarren. "Genau. Micah Landsberg. Evelyns Lebensgefährte." Sagte er und schüttelte ihre Hand. Überrascht und mit hochgezogener Augenbraue sah sie mich an, bevor sie sich wieder setzte und grinste. "Schatz, hast du uns denn schon den Rotwein bestellt oder soll ich das tun?" Fragte George Sie und lächelte. Sie gab ihm zu verstehen, dass er bestellen soll und Tian Lee gesellte sich dazu. Die beiden entschuldigten sich und Mailin lächelte die beiden Männer an. Nur kurz musterte ich Mrs. Hawkings um nicht wieder ins starren zu geraten. Ihre Haare waren streng nach hinten gesteckt, sie trug eine schwarze Hose mit passendem schwarzen zugeknöpften Blazer. Lediglich einen kleinen Teil ihrer weißen Bluse konnte man betrachten. Sie sah so streng und attraktiv aus, sodass es mir schwer fiel, nicht über sie herzufallen.
Kurze Zeit später kamen George und Tian Lee zurück, beide küssten ihre Frauen so, als würden sie sich zum ersten Mal am heutigen Tag sehen. Als Georges Lippen die Mrs. Hawkings trafen, blickte ich stur nach rechts auf den Fluss, um bei dem Anblick nicht zu zerbrechen. Micah nahm meine Hand und streichelte sie, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Wieder drehte ich meinen Kopf nur dieses Mal so, dass ich Micah ansah und anlächelte. Ein Kellner kam mit einem Tablett auf dem 6 Gläser Rotwein standen und stellte jedes einzelne auf seinen Platz. Kurz bedankten wir uns und stießen an. "Auf die gute Arbeit und die weiteren guten Jahre Freundschaft." rief Tian Lee und wir klirrten mit den Gläsern. Mrs. Hawkings grinste mich wieder einmal verführerisch an, während sie das Glas an ihren Lippen führte und einen kurzen Schluck trank. Die Szene erinnerte mich an vergangene Nacht und schon stieß mir die Röte merklich ins Gesicht. Noch einmal sah ich sie an, bevor das Essen serviert wurde und wir für 20 Minuten voneinander abgelenkt waren.
Nachdem Essen folgte noch ein weiterer Rotwein, bevor die Runde etwas lockerer wurde und nicht mehr so formell.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now